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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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Protokoll wieder, das ich für Konferenzen gelernt, aber noch nie angewendet hatte.
    »Don, das ist Stefan.« Sie meinte Stoppelbart. Ich streckte eine Hand vor und schüttelte seine mit entsprechendem Druck, den ich als exzessiv wahrnahm. Umgehend verspürte ich eine negative Reaktion auf den Mann. Normalerweise bin ich nicht gut darin, andere Menschen einzuschätzen, außer durch den Gehalt ihrer Äußerungen oder schriftlicher Kommunikation. Aber ich bin relativ begabt darin, Studenten zu identifizieren, die Ärger machen könnten.
    »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus«, sagte Stefan.
    Vielleicht war meine Einschätzung übereilt gewesen.
    »Sie kennen meine Arbeit?«
    »Das könnte man sagen.« Er lachte.
    Ich merkte, dass ich das Gespräch am Tisch nicht fortführen sollte, ohne Bianca vorzustellen.
    »Rosie, Stefan, erlauben Sie mir bitte, Ihnen Bianca Rivera vorzustellen.«
    Rosie streckte die Hand aus und sagte: »Erfreut, Sie kennenzulernen.«
    Sie lächelten einander an, und auch Stefan gab ihr die Hand.
    Da ich nun meine Pflicht erfüllt hatte, wandte ich mich an Laszlo, mit dem ich seit einiger Zeit nicht gesprochen hatte. Laszlo ist der einzige Mensch, den ich kenne, der noch schlechtere gesellschaftliche Fähigkeiten hat als ich, und es war beruhigend, ihn als Kontrast in der Nähe zu haben.
    »Sei gegrüßt, Laszlo«, sagte ich, da ich davon ausging, dass in seinem Fall keine Formalität vonnöten war. »Sei gegrüßt, Frances. Sie haben einen Partner gefunden! Wie viele Treffen haben Sie dafür gebraucht?«
    »Gene hat uns bekannt gemacht«, sagte Laszlo. Er starrte Rosie auf ungebührliche Weise an. Gene gab ihm das »Daumen hoch«-Zeichen und stellte sich mit der Champagnerflasche zwischen Bianca und mich. Sofort drehte Bianca ihr Glas um. »Don und ich trinken nicht«, sagte sie und stellte auch mein Glas auf die Öffnung. Gene grinste mich an. Das war eine seltsame Reaktion auf ein ärgerliches Versehen meinerseits – offensichtlich hatte Bianca den ursprünglichen Fragebogen ausgefüllt.
    »Wie haben Sie und Don sich kennengelernt?«, erkundigte sich Rosie bei Bianca.
    »Wir interessieren uns beide fürs Tanzen«, erwiderte Bianca.
    Ich hielt das für eine ausgezeichnete Antwort ohne jede Anspielung auf das Ehefrauprojekt, aber Rosie sah mich seltsam an.
    »Wie schön«, sagte sie. »Ich bin mit meiner Doktorarbeit leider viel zu beschäftigt, um Zeit zum Tanzen zu haben.«
    »Man muss sich organisieren«, entgegnete Bianca. »Ich bin immer
sehr
organisiert.«
    »Ja«, sagte Rosie, »ich …«
    »Als ich das erste Mal in die letzte Runde der Regionalmeisterschaft kam, war ich mitten in meiner Doktorarbeit. Ich überlegte schon, ob ich den Triathlon oder den japanischen Kochkurs aufgeben sollte, aber …«
    Rosie lächelte, aber nicht so, wie sie es normalerweise tat. »Nein, das wäre dumm gewesen. Männer lieben Frauen, die kochen können.«
    »Ich denke doch, dass wir dieses Stereotyp hinter uns gelassen haben«, sagte Bianca. »Don kann selbst gut kochen.«
    Claudias Vorschlag, im Fragebogen meine eigenen Fähigkeiten beim Kochen anzugeben, war offenbar zweckmäßig gewesen. Rosie lieferte eine entsprechende Bestätigung.
    »Er kocht phantastisch. Wir haben einmal ganz hervorragenden Hummer auf seinem Balkon gegessen.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Es war hilfreich, dass Rosie mich vor Bianca lobte, aber Stefan machte wieder sein Störender-Student-Gesicht. Ich wandte meine Technik aus Vorlesungen an, ihm zunächst eine Frage zu stellen.
    »Sind Sie mit Rosie zusammen?«
    Stefan hatte keine Antwort parat, und in einer Vorlesung wäre dies mein Einsatz gewesen fortzufahren, während der Student nun eine gesunde Verärgerung gegen mich spürte. Aber Rosie antwortete für ihn.
    »Stefan studiert mit mir zusammen Psychologie.«
    »Ich glaube, der richtige Begriff ist Partner«, sagte Stefan.
    »Für heute Abend«, ergänzte Rosie.
    Stefan grinste. »Erste Verabredung.«
    Es war seltsam, dass sie sich nicht auf die Art ihrer Beziehung geeinigt hatten. Rosie wandte sich wieder an Bianca.
    »Und dies ist auch Ihr erstes Rendezvous mit Don?«
    »Das stimmt, Rosie.«
    »Wie fanden Sie den Fragebogen?«
    Bianca sah mich kurz an, dann wandte sie sich wieder an Rosie. »Wunderbar. Die meisten Männer wollen nur über sich selbst reden. Es gefällt mir, wenn sich jemand für mich interessiert.«
    »Ja, ich verstehe, warum das für Sie funktioniert«, erwiderte Rosie.
    »Und dann noch ein Tänzer«, fügte Bianca

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