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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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erfordert dies Kooperation von Seiten der weiblichen Partnerin, insbesondere, wenn sie schwerer ist als ein Skelett. Bianca verweigerte jegliche Zusammenarbeit, was dazu führte, dass es wie ein Angriff meinerseits aussah. Anders als Aikido beinhaltet Tanztraining offenbar keine Übungen zum sicheren Fallen.
    Ich bot an, ihr aufzuhelfen, doch sie ignorierte meine Hand und verschwand in Richtung Toiletten, anscheinend aber unverletzt.
    Ich kehrte an unseren Tisch zurück und setzte mich. Stefan lachte noch immer.
    »Drecksack«, zischte Rosie ihm zu.
    Daraufhin sagte Gene etwas zu Rosie, vermutlich, um unangemessenen Ärger in der Öffentlichkeit zu vermeiden, und sie schien sich zu beruhigen.
    Bianca kam wieder, aber nur, um ihre Tasche zu holen.
    »Das Problem lag in der Synchronisation«, versuchte ich zu erklären. »Das Metronom in meinem Kopf hatte nicht dieselbe Frequenz wie die Band.«
    Bianca wandte sich ab, aber Rosie schien meine Erklärung hören zu wollen. »Ich habe beim Üben die Musik abgestellt, damit ich mich ganz auf die Schritte konzentrieren konnte.«
    Rosie sagte nichts dazu, und ich hörte, wie Bianca mit Stefan sprach. »So was passiert eben. Es ist nicht das erste Mal, nur das schlimmste. Die Männer behaupten, sie könnten tanzen, und dann …« Sie ging Richtung Ausgang, ohne sich von mir zu verabschieden, doch Gene folgte ihr und hielt sie auf.
    Das bot mir die exzellente Chance, mein Glas wieder umzudrehen und mit Wein zu füllen. Es war ein schlechter Gordo Blanco mit übermäßig hoher Restsüße. Ich trank aus und schenkte noch einmal nach. Rosie stand auf und ging zur Band. Sie sprach erst mit dem Sänger, dann mit dem Schlagzeuger.
    Danach drehte sie sich wieder zum Tisch und zeigte theatralisch in meine Richtung. Ich erkannte die Geste sofort – ich hatte sie zwölfmal gesehen. Es war das Signal, mit dem Olivia Newton-John in
Grease
John Travolta zu dem Tanz auffordert, den ich geübt hatte, als Gene vor neun Tagen in mein Büro gekommen war. Rosie zog mich auf die Tanzfläche.
    »Tanz«, sagte sie. »Tanz einfach, verdammt.«
    Ich fing an, ohne Musik zu tanzen. Das war es, was ich geübt hatte. Rosie folgte mir in meinem Tempo. Dann hob sie den Arm und fing an, im Takt zu unseren Bewegungen zu winken. Ich hörte, wie der Schlagzeuger den Rhythmus aufnahm und spürte in meinem Körper, dass er unserem entsprach. Dass der Rest der Band dann mit einsetzte, nahm ich kaum wahr.
    Rosie war eine gute Tänzerin und erheblich leichter zu lenken als das Skelett. Ich führte sie durch die schwierigeren Bewegungen und konzentrierte mich dabei ganz auf die Technik und darauf, keine Fehler zu machen. Der
Grease
-Song endete, und alle klatschten. Doch bevor wir zum Tisch zurückkehren konnten, setzte die Band erneut ein, und das Publikum klatschte im Takt:
Satisfaction
. Es mag an der Wirkung des Gordo Blanco auf meine Wahrnehmungsfunktionen gelegen haben, aber plötzlich fühlte ich mich von einem außergewöhnlichen Gefühl überwältigt – nicht der Befriedigung, sondern des höchsten Glücks. Es war das Gefühl, das ich im Naturkundemuseum gehabt hatte und in der Cocktailnacht. Wir fingen wieder an zu tanzen, und diesmal gestattete ich mir, mich auf das Gefühl in meinem Körper zu konzentrieren, der sich im Rhythmus zum Lied meiner Kindheit bewegte, und auf Rosie, die im selben Rhythmus tanzte.
    Die Musik endete, und wieder klatschten alle.
    Ich hielt Ausschau nach Bianca, meiner Verabredung, und entdeckte sie in der Nähe des Ausgangs zusammen mit Gene. Ich dachte, sie wäre beeindruckt, dass sich das Problem gelöst hatte, aber selbst aus der Entfernung und mit meiner eingeschränkten Fähigkeit, Gesichtsausdrücke zu deuten, konnte ich sehen, dass sie verärgert war. Sie drehte sich um und ging.
    Der Rest des Abends verlief unfassbar gut, und das alles wegen eines Tanzes. Alle kamen zu Rosie und mir, um uns zu gratulieren. Der Fotograf schenkte jedem von uns ein Foto. Stefan verabschiedete sich früh. Gene ergatterte guten Champagner von der Bar, und wir tranken mehrere Gläser mit ihm und einer ungarischen Postdoktorandin der Physik namens Klara. Rosie und ich tanzten erneut, und dann tanzte ich mit fast jeder Frau auf dem Ball. Ich fragte Gene, ob ich auch die Dekanin oder ihre Partnerin auffordern solle, aber er meinte, dies sei eine Frage, die selbst seine soziale Expertise übersteige. Am Ende tat ich es nicht, da die Dekanin offensichtlich schlechter Laune war. Die Menge hatte

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