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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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klar zu verstehen gegeben, dass sie lieber tanzte, als ihre vorgesehene Rede zu hören.
    Am Ende der Ballnacht spielte die Band einen Walzer, und als er verklungen war, sah ich, dass nur noch Rosie und ich auf der Tanzfläche standen. Und wieder applaudierten alle. Erst später wurde mir bewusst, dass ich über eine lange Zeit engen Körperkontakt mit einem anderen Menschen gehabt hatte, ohne mich unwohl zu fühlen. Ich schrieb es meiner hohen Konzentration auf das korrekte Ausführen der Tanzschritte zu.
    »Sollen wir uns ein Taxi teilen?«, fragte Rosie.
    Dies schien eine sinnvolle Ersparnis fossiler Brennstoffe.
    Im Taxi sagte Rosie: »Du hättest mit verschiedenen Rhythmen üben sollen. Du bist nicht so schlau, wie ich dachte.«
    Ich blickte nur aus dem Fenster.
    »Nein – ohne Scheiß«, fuhr sie dann fort. »Du
hast
es geübt, oder? Das ist ja noch schlimmer. Du machst dich lieber vor allen lächerlich, als ihr zu sagen, dass sie nicht zu dir passt.«
    »Es wäre außerordentlich unangenehm gewesen. Ich hatte keinen Grund, sie abzulehnen.«
    »Außer, dass du keinen Papagei heiraten willst.«
    Ich fand die Bemerkung äußerst witzig, was zweifellos am Alkohol und an der Verarbeitung der außergewöhnlichen Situation lag. Wir lachten einige Minuten lang, und Rosie legte sogar ein paarmal ihre Hand auf meine Schulter. Es machte mir nichts aus, aber als wir aufhörten zu lachen, fühlte ich mich wieder seltsam und wandte den Blick ab.
    »Du bist unglaublich«, sagte Rosie. »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede.«
    Ich starrte weiter aus dem Fenster. Ich war bereits überstimuliert. »Ich weiß, wie du aussiehst.«
    »Welche Farbe haben meine Augen?«
    »Braun.«
    »Als ich geboren wurde, waren sie blau«, sagte sie. »Babyblau. Wie die meiner Mutter. Sie war Irin, aber sie hatte blaue Augen. Dann wurden sie braun.«
    Ich sah Rosie an. Das war unfassbar.
    »Die Augen deiner Mutter veränderten ihre Farbe?«
    »
Meine
Augen. Bei Babys kann das passieren. Das war der Grund, warum meine Mutter wusste, dass Phil nicht mein Vater ist. Sie hatte blaue Augen und Phil auch. Und sie beschloss, es ihm zu sagen. Ich nehme an, ich sollte dankbar sein, dass er kein Löwe ist.«
    Ich hatte Schwierigkeiten zu begreifen, was Rosie da alles erzählte, was zweifellos am Alkohol und an ihrem Parfüm lag. Trotzdem hatte sie mir die Möglichkeit gegeben, die Unterhaltung auf sicherem Terrain weiterzuführen. Die Vererbung genetisch bedingter Merkmale wie etwa der Augenfarbe ist komplexer als allgemein angenommen, und ich war sicher, dass ich lange genug über das Thema reden könnte, um den Rest der Fahrt zu überbrücken. Doch ich merkte, dass dies eine abwehrende Reaktion war und unhöflich Rosie gegenüber, die nur meinetwegen große Peinlichkeit und zudem Ärger mit ihrem Freund Stefan riskiert hatte.
    Also schob ich meine Gedanken beiseite und analysierte erneut ihre Aussage mit dem Löwen. Vermutlich nahm sie Bezug auf unser Gespräch auf dem Balkon, als ich ihr sagte, dass Löwen die Nachkommen aus fremden Paarungen töten. Vielleicht wollte sie über Phil sprechen. Das war für mich ebenfalls interessant. Alleiniger Ausgangspunkt für das Vaterprojekt war ja, dass Phil in dieser Rolle anscheinend versagte. Jedoch hatte Rosie keine echten Hinweise dazu geliefert, abgesehen davon, dass er gegen Alkohol war, ein unpraktisches Fahrzeug verlieh und ihr ein Schmuckkästchen geschenkt hatte.
    »War er gewalttätig?«, fragte ich nun.
    »Nein.« Sie schwieg einen Moment. »Er war einfach … so unberechenbar. Den einen Tag war ich das tollste Kind der Welt, und am nächsten wollte er mich nicht mal mehr um sich haben.«
    Das klang sehr allgemein und kaum nach einer Rechtfertigung für ein großangelegtes DNA -Analyse-Projekt. »Kannst du ein Beispiel nennen?«
    »Wo soll ich anfangen? Okay, das erste Mal passierte es, als ich zehn war. Er versprach, mit mir nach Disneyland zu fahren. Ich habe es allen in der Schule erzählt. Und dann hab ich gewartet und gewartet und gewartet, und es ist nie passiert.«
    Das Taxi hielt vor einem Wohnblock. Rosie redete weiter, den Blick auf die Rückseite des Fahrersitzes gerichtet. »Davon habe ich dieses Trauma mit Zurückweisung.« Sie sah mich an. »Wie kommst
du
damit klar?«
    »Ich hatte dieses Problem noch nie«, sagte ich. Es war nicht die richtige Zeit, um ein neues Gesprächsthema anzufangen.
    »Blödsinn«, erwiderte Rosie. Wie es aussah, würde ich ehrlich antworten müssen. Schließlich

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