Das Rosie-Projekt
ein Zufall.«
»Ich habe Neuigkeiten bezüglich des Projekts.«
»Es gibt kein Projekt. Es tut mir leid wegen … als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Scheiße! Du hast mich in Verlegenheit gebracht, und ich bin diejenige, die sich entschuldigt.«
»Entschuldigung akzeptiert«, sagte ich. »Ich brauche dich, damit du mit mir nach New York fliegst.«
»Was? Nein. Nein, Don. Auf gar keinen Fall.«
Wir waren inzwischen an der Kasse angekommen, ohne ein Essen ausgesucht zu haben, und mussten uns hinten wieder anstellen. Bis wir uns endlich setzen konnten, hatte ich Rosie das Asperger-Forschungsprojekt erklärt. »Ich musste mir für diesen einen Professor eine ganze Dokumentation ausdenken – dreihundertsiebzig Seiten. Jetzt bin ich Experte für das Phänomen ›Idiot Savant‹.«
Es war schwer, Rosies Reaktion zu deuten, aber sie schien eher verwundert als beeindruckt.
»Ein arbeitsloser Experte, wenn sie dich erwischen«, kommentierte sie. »Ich schätze mal, er ist nicht mein Vater.«
»Korrekt.« Ich war erleichtert gewesen, dass Lefebvres Probe negativ war, selbst nach dem beträchtlichen Aufwand, den ich dafür betrieben hatte. Ich hatte bereits Pläne für New York geschmiedet, und ein positives Ergebnis hätte sie zunichtegemacht.
»Jetzt sind noch drei Möglichkeiten übrig. Zwei sind in New York, und beide haben ihre Teilnahme an der Studie verweigert. Demzufolge habe ich sie als schwierig eingestuft, und demzufolge brauche ich in New York deine Hilfe.«
»New York! Nein, Don. Nein, nein, nein, nein. Du wirst nicht nach New York fliegen und ich auch nicht.«
Ich hatte mit der Möglichkeit gerechnet, dass Rosie ablehnen könnte. Aber Daphnes Erbschaft hatte für zwei Flugtickets gereicht.
»Wenn nötig, fliege ich auch allein. Aber ich bin nicht sicher, ob ich die sozialen Aspekte der DNA -Gewinnung allein bewältigen kann.«
Rosie schüttelte den Kopf. »Das ist total verrückt.«
»Willst du nicht wissen, wer sie sind?«, fragte ich. »Die zwei der drei Männer, die dein Vater sein könnten?«
»Schieß los.«
»Isaac Esler. Psychiater.«
Ich konnte sehen, wie Rosie in ihren Erinnerungen kramte.
»Isaac … vielleicht. Könnte sein. Vielleicht der Freund von jemandem. Mist, das ist so lange her.« Sie sah mich an. »Und?«
»Solomon Freyberg. Chirurg.«
»Verwandt mit Max Freyberg?«
»Sein zweiter Name lautet Maxwell.«
»Scheiße. Max Freyberg. Der ist jetzt in New York? Echt irre! Und du sagst, die Chancen stehen eins zu drei, dass ich seine Tochter bin. Und zwei zu drei, dass ich Jüdin bin.«
»Vorausgesetzt, deine Mutter hat die Wahrheit gesagt.«
»Meine Mutter hätte nicht gelogen.«
»Wie alt warst du, als sie starb?«
»Zehn. Ich weiß, was du denkst. Aber ich weiß, ich hab recht.«
Es war offenbar nicht möglich, dieses Thema rational zu diskutieren. Ich griff ihre andere Aussage wieder auf.
»Wäre es ein Problem für dich, Jüdin zu sein?«
»Jüdisch ist in Ordnung. Freyberg ist nicht in Ordnung. Aber wenn es Freyberg ist, würde das erklären, warum meine Mutter Stillschweigen bewahrte. Du hast nie von ihm gehört?«
»Nur als Kandidat dieses Projekts.«
»Wenn du dich für Football interessieren würdest, hättest du von ihm gehört.«
»Er war Football-Spieler?«
»Vereinspräsident. Und ein wohlbekanntes Arschloch. Was ist mit dem dritten?«
»Geoffrey Case.«
»Ach, du meine Güte!« Rosie wurde bleich. »Der ist tot.«
»Korrekt.«
»Mum hat viel von ihm gesprochen. Er hatte einen Unfall. Oder irgendeine Krankheit – vielleicht Krebs. Offensichtlich irgendetwas Schlimmes. Aber ich wusste nicht, dass er in ihrem Abschlussjahrgang war.«
Schlagartig wurde mir bewusst, dass wir extrem nachlässig an das Projekt herangegangen waren, vor allem wegen der Missverständnisse, die immer wieder zu Abbrüchen, gefolgt von Neustarts geführt hatten. Wären wir die Namen zu Beginn gewissenhaft durchgegangen, hätten wir solche offensichtlichen Möglichkeiten nicht übersehen.
»Weißt du mehr über ihn?«
»Nein. Mom war wirklich traurig darüber, was ihm passiert war. Scheiße. Das ergibt alles Sinn, oder? Warum sie es mir nicht sagen wollte.«
Für mich ergab es keinen Sinn.
»Er kam vom Land«, erzählte Rosie weiter. »Ich glaube, sein Vater hatte eine Praxis irgendwo weit draußen, wo sich Känguru und Dingo gute Nacht sagen.«
Auf einer Webseite hatte ich die Information gefunden, dass Geoffrey Case aus Moree im nördlichen New South Wales
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