Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
zwischen den Fahrzeugen, an einen gefangenen Panther erinnernd, hin und her zu pendeln. „Taheri! Was ist los? ... wieso dauert das so lange? ... Kennt ihr den Grund für diesen Zirkus? ... Die suchen nach Sprengstoff?“ Er verschluckte sich fast vor Lachen. „Unsere Aktion ist nicht gefährdet? ... Mann, seht zu, daß ihr voran macht! Ich will die Ratte heute, nicht morgen! Ruf an, wenn ihr ihn habt!“ Er gab das Handy dem Bodyguard und sah hinüber zum Lkw. „Es gibt eine Verzögerung, weil das Gepäck auf Sprengstoff geprüft wird. Hat nichts mit uns zu tun. Du kannst rauskommen. Wir werden angerufen, wenn‘s los geht.“
14. August, 10:38 Uhr Ortszeit; Peshawar International Airport
Sie näherten sich dem Führerhaus auf der Beifahrerseite. Wenige Augenblicke später standen sie neben dem Chassis, unterhalb des Ersatzrades zwischen Führerhaus und Ladefläche. Sie konnten auf der Ladefläche Gemurmel hören. Bassett lauschte angestrengt. Plötzlich klingelte dort oben ein Mobiltelefon. Jemand auf der Ladefläche meldete sich. Ein verhaltenes, schmallippiges Lächeln, Bassetts Markenzeichen in Momenten großer Anspannung, kroch über sein Gesicht. Er beugte sich zu Cannon hinüber. „Ta-he-ri!“ flüsterte er. „Er - ist - dort - oben!“ Dann gab er per Handzeichen zu erkennen, daß er um das Führerhaus herumginge, um auf der Fahrerseite das Chassis zu erklimmen und Cannon Feuerschutz zu geben. Sekunden später kauerten sie hinter der Stirnwand der Ladefläche. Sie warteten. Taheri hatte inzwischen das Gespräch beendet. Auf der Ladefläche kehrte wieder Ruhe ein.
Plötzlich ging alles rasend schnell. Vom stählernen Eingangstor klang metallisch schepperndes Gerüttel zu ihnen herüber, unmittelbar gefolgt von aufgeregtem Palaver auf der Ladefläche. Cannon und Bassett schnellten fast gleichzeitig hoch. Vier Personen standen dort, die Rücken ihnen zugewandt, der Fahrer, zwei weitere Uniformierte, jeweils Schnellfeuergewehre im Anschlag, sowie – Cannon am nächsten – Taheri. Sie alle schauten gebannt zum Tor.
Beide Schüsse fielen gleichzeitig. Während Bassetts Kugel den linken Waffenträger von der Ladefläche fegte, knickte der von Cannon niedergestreckte Uniformierte zunächst ein, um dann mit dem Oberkörper über die rückwärtige Bordwand zu gleiten und in einer unnatürlich verdrehten Körperhaltung dort hängenzubleiben. Krachend fiel sein G3 zu Boden. Der Fahrer des Lkw und Taheri fuhren gleichzeitig herum, die Gesichter starr vor Schreck, augenblicklich blutlos, wie in Gips gemeißelt, in den Augen eine Mischung aus Entsetzen und ungläubigem Staunen. Der Fahrer streckte die Arme zur Seite, die Handflächen ihnen zugewandt. Taheri machte es ihm nach. Sie waren beide unbewaffnet.
Cannon und Bassett stiegen, die Waffen im Anschlag, über die Stirnwand. Schon hörte man von unten Masoods Kommandos, knapp, unaufgeregt. Durch das Tor fuhr mit kreischenden Reifen ein Land Rover und rollte vor dem Lkw aus. Ihm entstieg Abdul. Der schaute kurz zu ihnen hoch, dann hinüber zu Masood. „Alles klar?“
„Keine Vorkommnisse, alles unter Kontrolle.“
Bassett zugewandt zeigte Abdul auf den am Boden liegenden Toten. „Hast du wieder dein israelisches Höllengerät dabei? Du weißt, daß das hier nicht so gerne gesehen wird! Zu viel Schmutz! Schau dir das nur mal an!“
Taheri verharrte noch immer vollkommen erstarrt, sprachlos, die Augen ungläubig aufgerissen. Panik stand ihm in das graue, schweißglänzende Gesicht geschrieben. Nur allmählich löste sich der Schock. Er begann, am ganzen Körper zu zittern. Man sah ihm an, daß er dagegen ankämpfte, aber es wollte ihm nicht gelingen. Schon wieder war er Bassett unterlegen …
„Los, runter von der Ladefläche! Wir haben es eilig! Nicht wahr, Ahmad?“ Taheri starrte Bassett aus gleichermaßen angst- wie haßerfüllten Augen an. „Fahr zur Hölle, Amerikaner!“ Cannon stieß ihn zur Bordwand. Der Fahrer war bereits zu Boden gesprungen. Taheri kletterte ihm hurtig hinterher, bevor er Gefahr lief, von Cannon über Bord geworfen zu werden. Unten wurden sie von Abdul in Empfang genommen. „Hände auf den Wagen!“
Cannon sprang nun ebenfalls von der Ladefläche. Bassett rief von oben: „Abdul, hast du alles dabei?“
„Klar doch!“ Behender, als man es einem Prothesenträger zutrauen würde, kletterte Bassett über die Bordwand und sprang von dort – in den Knien routiniert einfedernd – zu Boden. Cannon schaute sich das
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