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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Rußwolke verdunkelte für einen Augenblick die Sonne. Bidram schaute wütend zu ihm hoch. Der Fahrer hob grinsend die Schultern. Bidram murmelte Unverständliches in das Rattern des betagten Diesels, dann richtete er seinen Blick wieder gen Osten. Die Land Rover passierten in diesem Moment seinen Standort, gefolgt von zwei Kleinbussen, einem Lieferwagen und nun – Bidram hob signalisierend den rechten Arm – dem Mercedes. Dieser verlangsamte die Fahrt, setzte den rechten Blinker. Er mußte zwei entgegenkommende Fahrzeuge abwarten, dann kreuzte er mit quietschenden Reifen die Fahrbahn und kam neben dem Lkw zum Stehen. Der Fahrer des Lkw hatte bereits geräuschvoll den Gang eingelegt. „Los!“ brüllte Bidram hoch zum Führerhaus. Der Fahrer ließ mit einem Satz die Kupplung kommen, der Lkw schoß quer über die Straße, auf der ihn der Fahrer nach nur wenigen Metern hart abbremste. Noch im Vorwärtsdrift öffnete er die Tür, sprang, als das Ungetüm geräuschvoll zum Stillstand gekommen war, aus der Kabine und verschwand auf der gegenüberliegenden Straßenseite in dem tiefer gelegenen Kanalbett. Sein Job war getan. Bidram zog seinen Revolver.
    Auf der abgewandten Seite des Lkw hörte man schrilles Gehupe und das Quietschen hektischer Bremsmanöver. Auch der Verkehr Richtung Peshawar begann sich zu stauen. „Los, raus, ab in den Forester!“ Bidram wollte gerade die Beifahrertür des Mercedes aufreißen, als er in seinem Nacken die heiße Mündung einer großkalibrigen Pistole spürte. Er erstarrte. Erst jetzt erkannte er zu seiner Rechten die beiden Land Rover, die eben noch die Fahrzeugkolonne angeführt hatten. Neben dem Toyota lag sein Bodyguard in einer Blutlache. Bidram hatte den Schuß aufgrund des Motorenlärms nicht gehört. Seine Lippen nahmen die Farbe seiner plötzlich fahlgrauen Gesichtshaut an. Die glühenden Augen lagen tief in schwärzlichen Höhlen, der Blick jagte rastlos zwischen den Akteuren hin und her.
    „Waffe fallen lassen, wird‘s bald?“ Masoods Stimme verriet gefährliche Ungeduld. „Mach die Tür frei, aber langsam!“ Bidram ließ den Revolver zu Boden fallen und trat vorsichtig einen Schritt zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite riß einer von Masoods Leuten die Fahrertür auf und zerrte den Fahrer heraus. Inzwischen war Abdul an Taheris Tür getreten. Er befahl ihm, auszusteigen.
    Bidrams Blick erstarrte, als er den verhaßten, ihm von der Organisation aufgezwungenen Iraner erblickte. „Ratte! Verräter!“
    Taheri ließ dies kalt, er hatte zu sehr mit sich und seiner Situation zu tun. Dieses elende Metall um seinen Hals, vor allem das penetrante Summen ließen ihn zum Fatalisten werden. Der zerfetzte Baumstamm ging ihm nicht aus dem Sinn. Er schien die Vorgänge um sich herum nicht zu registrieren. Ganz anders Abdul, der in seinem Element war. „Los, räumen wir das Feld, bevor noch mehr auf uns aufmerksam werden! Samad, setz‘ den Lkw zurück! Amin, du fährst den Mercedes hinters Haus. Ihr beide bringt die Land Rover zurück, Ghulam, du fährst den Forester und nimmst Bassett, Cannon und diesen Kerl hier mit.“ Abdul wies mit der Pistole auf Bidram. „Achte auf den Koffer! Daß der mir nicht verloren geht!“ Er gab seine Kommandos mit gewohnter Routine. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, daß aufgrund des anwachsenden Rückstaus sich immer mehr neugierige Blicke auf sie richteten. Er wußte, daß niemand ihnen eine Frage stellen würde, und er wußte, daß die Polizei, würde sie jetzt gerufen, nicht vor einer halben Stunde hier einträfe. Die Polizei kam in dieser Gegend nie vor einer halben Stunde.
    Inzwischen wies Masood den zurücksetzenden Lkw ein. „Masood, du kommst mit mir und kümmerst dich um den Iraner und den Fahrer! Verdammt, wo sind Bassett und Cannon?“ Erst jetzt bemerkte Abdul das hektische Klopfen am hinteren Fenster des Mercedes. Er riß die Tür auf. Bassett, mit hochrotem Kopf, einer sonnenverwöhnten spanischen Tomate nicht unähnlich, quälte sich fluchend aus dem Fond. „Mann, seid ihr alle besoffen? Welcher Idiot hat die Kindersicherung aktiviert? Wißt ihr eigentlich, wie heiß es in der Karre ist? Das Kunstleder verbrennt einem glatt den Hintern! Laßt bloß den Cannon raus, bevor der sich den Weg freischießt!“ Einen Moment stutzte Abdul, dann lachte er schallend. Bassett wußte nicht so recht, was er davon halten sollte. Er entschied sich für einen Befreiungsschlag und wies auf den in seinem Blut liegenden Mudschahidin.

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