Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Sie endlich zur Sache!“
Janus registrierte mit zunehmender Genugtuung, daß die Nervenkostüme der von Argos geführten Seilschaft erkennbar dünner wurden. Blieb noch der Australier! „Bei der Sache bin ich schon die ganze Zeit, sollte das jemandem entgangen sein. Darf ich noch Lynkeus um Rat bitten, bevor ich meinen abschließenden Kommentar abgebe?“
Über den Äther drang das aufgeregte Schnaufen des Angesprochenen. „Sir, ich bitte zu akzeptieren, daß ich mich diesbezüglich zurückhalte. Mir fehlt die erforderliche Erfahrung!“
Volltreffer! Diese Steilvorlage ließ sich Janus nicht entgehen! Mit väterlich besorgter Stimme wiederholte er: „Es fehlt Ihnen an erforderlicher Erfahrung? Hätten Sie diese Einsicht doch gehabt, als Sie für diese Konferenz stimmten! Ich gehe davon aus, daß Sie das aus freien Stücken taten. Oder sollte ich mich getäuscht haben, Argos?“
Der letzte Hieb zeigte jenseits des Atlantik Wirkung. „So ein Quatsch! Nun machen Sie schon, das Zeitfenster nähert sich dem Ende! Kommen Sie endlich zur Sache!“ Die gereizte Stimme verriet, daß der Amerikaner das Ende dieser Konferenz inzwischen herbeisehnte.
Doch so schnell wollte Janus den Druck von der Gegenseite nicht nehmen. Er beugte sich vor zur Kamera. „OK, letzte Gelegenheit zur Wortmeldung! Hat irgend jemand etwas zur Sache zu sagen?“ Janus ließ mit gespielter Korrektheit einige Sekunden verstreichen. „Das ist offensichtlich nicht der Fall. Ich stelle fest, daß seitens der Antragsteller kein erwähnenswerter Beitrag kam, um solche Situationen zukünftig vermeiden zu können. Kommen wir also zur Sache! Ich fasse mich kurz: Natürlich ist niemand mit dem Ergebnis der jüngsten Aktionen zufrieden! Offensichtlich sind zwei Augenzeugen entkommen. Zumindest einer von ihnen könnte aufgrund seiner detaillierten Kenntnisse das Projekt gefährden. Darum besteht die Anweisung, sie gefangenzunehmen, erforderlichenfalls zu töten. Das ist bisher nicht gelungen. Unseres Wissens befinden sich beide noch in Pakistan, vermutlich in der Obhut eines Geheimdienstes. Es ist davon auszugehen, daß sie außer Landes gebracht werden sollen. Wir haben vorsorglich unsere Leute an allen Grenzübergängen – einschließlich sämtlicher ziviler und militärischer Flug- und Seehäfen – mobilisiert. Keine Maus verläßt das Land, ohne daß wir davon erführen! Nun zu den vor Ort aufgetretenen Mängeln hinsichtlich des Force Majeure-Managements. Ein Erdbeben ist nicht vorhersehbar, dies gilt insbesondere auch für seine Folgen. Dennoch sind vermeidbare, insofern unverzeihliche Fehler begangen worden. Der hierfür Verantwortliche bekommt Gelegenheit der Nachbesserung. Sollte er erneut versagen, mag Theseus seine Kettenhunde auf ihn hetzen. Hiermit betrachte ich die Konferenz als beendet, es sei denn, Ihrerseits besteht noch eine Wortmeldung.“
Das konnte Argos in dieser Form nicht auf sich beruhen lassen, wäre ein solcher Ausgang der Konferenz doch seiner Niederlage gleichgekommen. „Ich höre immer nur ‚die Augenzeugen‘. Würden sie liquidiert, wäre alles wieder im Lot. Das ist offensichtlich Ihre Meinung. Sie vergessen offensichtlich, wer uns die größten Probleme bereitet hat: Es ist der verfluchte Oberst, unglückseligerweise auch noch US-Amerikaner! Der gehört als erster liquidiert! Dazu habe ich von Ihnen bisher nichts gehört. Fehlt es Ihnen an Rezepten oder an Mut?“
Janus hatte diesen Einwand schon früher erwartet. Er hätte das Thema selbst nicht angeschnitten, da er davon ausgehen mußte, daß seine Philosophie nicht von allen Great Seven geteilt würde. Nun mußte er in die Offensive gehen. Seine sanfte Stimme bekam einen schneidenden Unterton. „Sie enttäuschen mich, Argos! Ich hatte angenommen, daß wenigstens Sie sich von ihren Politikern unterscheiden und nicht der stereotypen Denkweise unterliegen: ‚Knüppel ‘raus, alles kurz und klein schlagen – dann sehen wir weiter.‘ Über dieses Stadium scheint das Oval Office nicht hinauszukommen, Sie offensichtlich auch nicht. Gerade Sie als ehemaliger Kongreßabgeordneter müßten wissen, wozu diese Politik führt. Ihr habt das in Vietnam exerziert und seid auf die Nase gefallen, momentan exerziert ihr das im Irak und in Afghanistan, und auch dort werdet ihr auf die Nase fallen. Ihr schlagt nämlich nicht nur die Infrastruktur kurz und klein, sondern auch Traditionen, Kultur, Werte, Gefühle, kurz, alles, was euch fremd ist. Der Grund liegt vermutlich darin,
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