Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
daß ihr auf diesem Gebiet eher Spärliches zu bieten habt. Außerdem fehlt euch jegliche Strategie der nachhaltigen Problemlösung! Ihr dringt unter dem Vorwand ein, den Unterdrückten die Demokratie zu bringen. Doch wenn ihr geht, hinterlaßt ihr Chaos. Chaos gebiert Unterdrückung, Korruption, mafiöse Kriminalität! Und schon geht alles von vorne los! Ihr braucht nur nach Somalia zu schauen, in den Libanon, in den Kosowo, in den Irak oder nach Afghanistan. Habt ihr das immer noch nicht begriffen?“
Argos schien der Vortrag nicht sonderlich zu irritieren. „Wir sind hier nicht im Debattierzirkel der Widrigkeiten globaler US-Politik! Es geht hier nicht um die Qualität der Entscheidungen des Oval Office, sondern schlicht und einfach um unser Projekt! Hierüber verlieren Sie kein Wort! Merken Sie sich eines: Im Oval Office kenne ich mich besser aus! Nicht das Oval Office gefährdet unser Projekt, sondern diese amerikanische Ratte, zu allem Unglück mein Landsmann. Also kommen Sie zur Sache! Der Typ gehört liquidiert, umgehend! Nur eine tote Ratte überträgt keine Pest. Tun Sie‘s nicht, machen wir es!“
Janus bemerkte mit zunehmendem Gefallen, daß der Amerikaner im Begriff war, in die ausgelegte Falle zu tappen. Er spürte, daß er die Situation in den Griff bekam, mochte Argos im Moment auch glauben, im Vorteil zu sein. Er würde ihn in wenigen Minuten genüßlich vor versammelter Mannschaft sezieren, damit zunächst einmal den Expansionsgelüsten dieses machtversessenen Egomanen einen Riegel vorgeschoben haben. „Argos, ich sehe mit Sorge, Sie haben nicht begriffen. Die Befähigung zur Strategie ist das Stichwort, allein hierum geht es. Offensichtlich liegt da auf Ihrer Seite ein betrübliches Defizit vor. Besagter Amerikaner bietet dem Netzwerk Potentiale, die es zur erfolgreichen Umsetzung des Projektes hervorragend nutzen könnte. Das scheint Ihnen gänzlich entgangen zu sein. Er hat zu den relevanten politischen und militärischen Entscheidungsebenen jederzeit Zutritt. Er findet dort als Berater – gerade in den Feldern, die für uns von größter Wichtigkeit sind – auf höchster Ebene Gehör. Einen solchen Mann für unser Projekt erfolgreich zu akquirieren, käme einem Glücksfall gleich! Aber es kommt noch viel besser: Er will mit uns ins Geschäft kommen! Er bietet uns Beweismaterial an, das die Seriosität seiner Erkenntnisse untermauern soll. Und er bietet uns die beiden Augenzeugen an! Warum tut er das? In der Regel geht es um Geld. Sollte das der Fall sein, werden wir dies in unserem Sinne, wie üblich, regeln. Oder will er dem Club beitreten, an dem Projekt beteiligt werden? Das wäre aufgrund seiner eben beschriebenen Verbindungen aus Sicht des Netzwerkes das anzustrebende Optimum! Man stelle sich das vor: ein solcher Mann in unseren Reihen! Argos, es ist schön, daß Sie sich daran erinnern, wie es im Oval Office zugeht – Ihr von Ihnen so vehement bekämpfter Landsmann kommt jederzeit da rein! Das ist eine gänzlich andere Qualität! Ist das vielleicht der Grund, warum Sie ihn lieber tot als lebendig sähen, zum Nachteil des Projektes? Überlegen Sie sich genau, was Sie sagen!“
Janus lehnte sich zurück. Kein Laut drang über den Äther. Er wußte, Argos würde Zeit benötigen, die rettende Antwort zu finden. Endlich drang Argos‘ Räuspern aus den Lautsprechern. „Diese Zusammenhänge kannte ich nicht. Aber was macht Sie so sicher, daß er nicht mit Ihnen ein unseliges Spiel treibt?“ So leicht gab sich der Amerikaner doch nicht geschlagen!
Janus zog sich an den Sessellehnen in eine aufrechte Sitzposition. Obwohl ihm bewußt war, daß nur sein geschwärztes Konterfei übertragen wurde, blickte er herausfordernd in die Kamera. „Sicherheit gibt es nicht. Aber die Unsicherheit ist vernachlässigbar im Vergleich zu den Risiken, die wir eingingen, würden wir ihn töten. Wer sagt uns, ob er nicht schriftlich fixierte Erkenntnisse und weitere Beweismittel irgendwo hinterlegt hat? Sicherlich hat er das! Und wie sollen wir an die Augenzeugen kommen, die sich in seiner Gewalt befinden? Wie kommen wir an Bidram und Taheri? Wer sagt uns, ob die nicht inzwischen geplaudert haben? Wie wollen wir den Russen und den Deutschen daran hindern, dies ebenfalls zu tun? Und vor allem: Wer sagt uns, ob der Amerikaner nicht sein Wissen preisgibt, sollten wir auf sein Angebot nicht eingehen? Nein, diese Probleme können wir nur in den Griff bekommen, wenn wir ihn lebend antreffen! Immerhin wäre er
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