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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Tür.
    Unwirsch drehte er sich um. Der Bodyguard schob William vor sich in den Raum. „Ist gut, Jean! Sie können gehen.“ Kustow wartete, bis sich die Tür hinter Jean schloß. „Setz dich!“ Er wies William einen der Besucherstühle an, nicht den Sessel, in dem der Brite üblicherweise saß. William folgte der Aufforderung. Er sah übernächtigt aus. Seine Kleidung war zerknittert, auch sein Gesicht wies etliche Falten auf. Offensichtlich hatte man ihn vor wenigen Minuten geweckt. Kustow warf einen letzten Blick aus dem Fenster, dann setzte er sich hinter den Schreibtisch. Er musterte William kurz, um dann den Blick auf seine gefalteten Hände zu senken. William schien für ihn nicht mehr existent. Es war, als spräche er zu einer anderen Person. „Du hast eine einzige Chance, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen: Töte den Russen und den Deutschen, und bring mir den verfluchten Amerikaner! Lebendig! Du garantierst mit deinem Leben für das seine! Ist das klar?“ William nickte. Kustow, der nicht aufgeblickt hatte, schien gereizt. „Ich höre nichts.“
    William erschrak angesichts der ungewohnten Schärfe in Kustows Stimme. Er klang gequält: „Ja, ich habe verstanden.“
    Kustow fuhr, noch immer ohne aufzuschauen, mit leiser Stimme fort: „Wir haben in Peshawar ein Führungsproblem. Du reist nach Quetta und triffst dich dort mit dem Brigadier. Er soll umgehend die Nachfolge von Anis Rana regeln. Bidram und Taheri sind momentan weniger wichtig. Versuche, Taheris Leben zu schonen! Der Amerikaner will ihn als Kurier nutzen, dies bietet möglicherweise die Gelegenheit, ihm eine Falle zu stellen! Der Russe und der Deutsche stellen eine größere Gefahr dar. Sie sind vermutlich noch im Land. Der Amerikaner führt dich zu ihnen, oder sie führen dich zu ihm. Das ist deine Chance! Nutze sie! Alle Grenzübergänge stehen unter Beobachtung, alle Flugplätze, alle Seehäfen. Halte stets Kontakt zum Brigadier! Er ist der Koordinator. Hast du das alles verstanden?“
    Erstmalig blickte Kustow von seinen gefalteten Händen auf. William nickte. Er hob die Hand, um eine Bemerkung anzumelden. Kustow gab mit einer knappen Kopfbewegung sein Einverständnis zu erkennen. „Boris, du sagtest selbst, daß der Amerikaner dir die beiden ausliefern will. Jetzt sagst du, ich solle sie töten! Ist das kein Widerspruch?“
    Kustow schaute den Briten mitleidig an. „Du bist statisch geworden! Was ist los mit dir? Ich bevorzuge, aus einer Position der Stärke zu verhandeln! Kommt er mit leeren Händen, dann kommt er als lausiger Bittsteller. Entsprechend niedrig ist sein Erwartungshorizont. Töte die beiden und bring mir den Amerikaner, nur der zählt!“
    William rutschte auf dem Stuhl unruhig hin und her. Kustow schien ungehalten. „Noch was?“ Die Stimme des Russen gab dessen Ungeduld zu erkennen.
    Der Brite faßte sich notgedrungen kurz. „Wenn Bassett Taheri als Kurier nutzt, könnte dies ein Ansatz sein, Bassett ausfindig zu machen. Du sagtest es selbst. Wann will er Taheri auf die Reise schicken?“
    „Keine Ahnung. Er ruft vorher an. Das sagte er zumindest. Vielleicht treibt er ein Spiel mit uns. Deshalb will ich ja, daß du sie in Pakistan aufspürst. Sind sie erst einmal in Europa, wird die Sache schwieriger.“
    William erkannte seine Chance. Zum ersten Mal lag wieder etwas wie Zuversicht in seiner Stimme. „Was geschieht, wenn ich sie habe?“
    Kustows Antwort klang spröde. „Dann rufst du mich an!“
    William sah Kustow fast flehentlich an, in der Hoffnung, daß ihm dieser einen erlösenden Hinweis geben würde, doch der Russe schien nicht Willens. Er betätigte die Gegensprechanlage. „Linda, kommen Sie bitte!“ Keine zwei Sekunden später klopfte es an der Tür. „Treten Sie schon ein!“ Er wartete, bis Linda die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Jean soll Mr. Edwards in den Ort fahren. Er soll sich neu einkleiden, sein Outfit hat gelitten.“ Er zeigte auf Williams zerknautschtes Hemd. „Sie buchen in der Zwischenzeit für Mr. Edwards den frühest möglichen Flug nach Pakistan, egal, von welchem Abflughafen, egal, zu welchem Zielflughafen. Es zählt allein der rascheste Ankunftstermin in Quetta, sei dies über Karatschi, Lahore oder Islamabad. An die Arbeit! Und keine Störung für den Rest des Tages, bitte!“ Kustows Miene erlaubte keine Kommentierung. Er würde sich, sobald sich die Tür hinter den beiden geschlossen hätte, ein gutes Buch nehmen und die Welt für einige Stunden

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