Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
Vom Netzwerk:
Nattern schon fertig? Ich muss bald gehen.»
    Er blickte finster und trottete zurück in seine Küche. Und mir kam ein ziemlich böser Gedanke: dass ich mich nämlich durchaus daran gewöhnen könnte, anderen zu sagen, was sie tun sollten.
    Sobald er verschwunden war, packte der Conte meine Hand und begann zu jammern. «Carinna, Ihr könnt mich nicht schon verlassen.» Und dann schlang er sogar die Arme um meine Taille und versuchte, mich zu küssen.
    Ich wich zurück. «Kennt Ihr nicht das Sprichwort?», fragte ich brav. «Küsst mich nicht, damit ich nicht sündige?»
    Er senkte die Lider und wirkte auf mich wie ein liebeskrankes Schaf. «Was für ein delikater Gedanke. Wieder sündigen dürfen! Ihr habt so schöne, kleine Finger», fügte er hinzu und nahm eine meiner abgearbeiteten, schwieligen Hände und legte sie auf seinen spindeldürren Oberschenkel.
    Plötzlich ertrug ich dieses vornehme Gebaren nicht länger. «Ihr seid ein richtiger alter Lustmolch, was?», sagte ich.
    Seine Augen strahlten wieder. «Aber ich bin leicht zufriedenzustellen!»
    Es tat mir leid, aber ich konnte nicht anders: Ich lachte laut auf und vergaß mein gespielt geziertes Benehmen. Was für ein bemitleidenswerter alter Wüstling dieser Conte doch war! In der Hinsicht unterschied er sich nicht von den Arschgrapschern in jeder Spelunke.
    «Carinna, nennt Euren Preis. Ich werde ihn zahlen», erklärte er ernsthaft.
    Ich schlug seine Hand weg. «Lasst mich in Ruhe.»
    «Unmöglich. Und ich muss …»
    «Der Schlüssel», unterbrach ich ihn. «Und ich bin jetzt ordentlich ersch… erschöpft. Außerdem versichere ich Euch, ich werde nicht bei Euch bleiben», fügte ich mit Nachdruck hinzu.
    «Nun, vielleicht ist es dafür auch noch zu früh», gab er nach. «Mir würden ja schon ein paar Küsse von Euch in Gesellschaft reichen. Mein Bruder trifft nächste Woche ein. Mein stolzer, aufgeblasener Bruder.»
    Ich seufzte, denn jetzt verstand ich gewissermaßen die Eitelkeit dieses alten Mannes. «Wollt Ihr damit sagen, ein bisschen öffentliches Kuscheln würde Euch genügen?»
    Er nickte begeistert.
    Ich zerbrach mir mein müdes Köpfchen und befand schließlich, dass das nun wirklich kein Problem sein sollte. «Also gut», erklärte ich vorsichtig. «Ich bin einverstanden, mit Euch in der Öffentlichkeit zu schäkern.»
    Er nickte eifrig.
    «Aber nur ein Mal, hört Ihr! Und auch nur, wenn Ihr mir sofort den Schlüssel gebt.»
    Er stand zu seinem Wort. Sobald sein Lakai mit einem großen Eisenschlüssel und einer Flasche Natternwein von dem anmaßenden Koch erschien, dachte ich nur noch daran, bald die Villa zu erreichen. Ich hoffte zudem, dass Carinna nie von dem Preis erfuhr, den ich dafür zu zahlen bereit war.

XXV Villa Montecchino
Fastenzeit, März 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Wein von Nattern
    Um ein stärkendes Getränk zu erhalten, das das Leben verlängert und Kraft schenkt, ersäufe man einige Nattern in Wein und trinke diesen bei Bedarf.
    Ein Rezept von Conte Carlo Falconieri von Montecchino, 1773
    S obald das Wirtshaus außer Sichtweite war, klopfte ich gegen das Dach und hieß den Kutscher anhalten. Im Handumdrehen war Mr. Loveday von seinem Fußbrett geklettert und gesellte sich zu mir ins Kutscheninnere.
    «Ich muss einfach mit jemandem reden», sagte ich, als die Kutsche wieder anfuhr. «Ich fürchte nur, Mr. Pars glaubt jetzt, dass ich mich gegen ihn verschworen habe oder irgendeine Albernheit plane.»
    Mr. Loveday nickte und sagte: «Mr. Pars, kein Frieden in seiner Seele wohnt.»
    «Ja, wie von einem Ungeheuer hängt sein heißer Atem mir im Nacken.»
    Ich schaute aus dem Kutschenfenster. Wir kamen gut voran. Nichts konnte mein Schicksal jetzt noch aufhalten, denn die Kutsche fuhr bereits eine sanft ansteigende Straße hinauf, und zu beiden Seiten erstreckten sich die bewirtschafteten Felder eines Landguts. Ich begann, an den hübschen Bändern meines Kleides zu zupfen. Es fühlte sich an, als könnte ich nie mehr den Atem anhalten, solange die Fischbeinstäbe das Leben aus mir herauspressten. Allzu bald bogen wir in eine Auffahrt ein, und ich sah ein recht pompöses Gebäude auf der Hügelkuppe stehen. Die Fenster schienen mich wie zwanzig Glasaugen zu beobachten. Vor der Villa erstreckte sich eine terrassenförmige Gartenanlage mit verdrehten Statuen und plätschernden Fontänen und allerlei anderem Kitsch. Es war sehr überladen, sehr modern und sehr beängstigend.
    «Oh, Mr. Loveday! Du musst mir

Weitere Kostenlose Bücher