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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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Wenn schon das Unglück bringt, muss es doppelt so schlimm sein, den Namen irgendeines verrückten Killers auszusprechen.
    Aber dann spricht dieser Idiot Ronnie Metzger ihn trotzdem aus … gewissermaßen: »Was ist, wenn’s der Misherfun war, Ebbie? Was ist, wenn Ty vom …«
    »Halt deine Scheißfresse!«, sagt Ebbie und holt mit der Faust aus, als wollte er dem verdammten Schwätzer eine aufs Maul hauen.
    In diesem Augenblick springt der indische Verkäufer wie ein Schachtelteufel mit Turban aus dem 7-Eleven. »Solches Gerede will ich hier nicht hören!«, ruft er. »Verschwindet jetzt, führt eure schmutzigen Reden anderswo! Sonst rufe ich die Polizei!«
    Ebbie fährt langsam in eine Richtung, die ihn weiter von der »Queer« Street wegführen wird (dabei murmelt er halblaut Sandnigger, ein weiterer reizender Ausdruck, den er von seinem Vater gelernt hat), und die beiden anderen Jungen folgen ihm. Als sie einen Straßenblock zwischen sich und das 7-Eleven gebracht haben, hält Ebbie an und wendet sich den beiden anderen zu, wobei er Kinn und Wanst nach vorn reckt.
    »Er ist vor’ner halben Stunde allein weggefahren«, sagt er.
    »Hä?«, sagt T. J.
    »Wer hat was gemacht?«, sagt Ronnie.
    »Ty Marshall. Wenn irgendwer fragt, er ist vor’ner halben Stunde allein weggefahren. Als wir … äh …« Ebbie versucht sich zu erinnern, was ihm aber schwer fällt, weil er so wenig Übung im Behalten hat. Unter normalen Umständen braucht Ebbie Wexler auch nichts anderes als die Gegenwart.

    »Als wir uns das Schaufenster vom Allsorts angesehen haben?«, schlägt T. J. schüchtern vor und hofft, dass ihm das nicht eine von Ebbies brutalen Kopfnüssen einbringt.
    Ebbie betrachtet ihn sekundenlang ausdruckslos, dann lächelt er. T. J. atmet auf. Ronnie Metzger wirkt weiterhin nur verwirrt. Mit einem Baseballschläger in der Hand oder Eishockey-Schlittschuhen an den Füßen ist Ronnie der King. In der übrigen Zeit ist er meist nur ahnungslos.
    »Genau«, sagt Ebbie, »yeah. Wir haben vor dem Fenster von Schmitt’s gestanden, dann ist dieser Pickup mit der beschissenen Punkmusik vorbeigekommen, und dann hat Ty gesagt, dass er abhauen muss.«
    »Wohin hat er müssen?«, fragt T. J.
    Ebbie ist zwar nicht intelligent, aber er besitzt das, was man als »Bauernschläue« bezeichnen könnte. Er weiß instinktiv, dass die beste Story eine kurze Story ist – je kürzer sie ist, desto geringer die Gefahr, dass jemand einen über eine Widersprüchlichkeit stolpern lässt. »Das hat er uns nicht gesagt. Er hat bloß gesagt, dass er abhauen muss.«
    »Er ist doch gar nicht abgehauen«, sagt Ronnie. »Er hat doch bloß nicht mithalten können, weil er ein …« Er macht eine Pause, legt sich das Wort zurecht und bringt es diesmal tatsächlich richtig heraus: »… weil er ein Langweiler ist.«
    »Vergiss es«, sagt Ebbie. »Was ist, wenn der … wenn dieser Kerl ihn erwischt hat, du Dämlack? Willst du, dass die Leute dann sagen, dass das nur passiert ist, weil er nicht mithalten konnte? Dass er umgebracht worden ist oder sonst was, weil wir ihn zurückgelassen haben? Willst du, dass die Leute sagen, dass das alles unsere Schuld ist?«
    »He, Mann«, sagt Ronnie. »Du glaubst doch nicht in echt, dass der Misherfun – Fisherman – Ty erwischt hat, oder?«
    »Das weiß ich nicht, und mir ist’s auch egal«, sagt Ebbie. »Es macht mir auch nichts aus, dass er weg ist. Ich hab langsam sowieso die Schnauze von dem voll gehabt.«
    »Oh.« Ronnie gelingt es, gleichzeitig verständnislos und befriedigt zu wirken. Was für ein Dämlack der ist, staunt Ebbie insgeheim. Was für ein totaler, kompletter Dämlack! Und wer das nicht glaubt, braucht nur daran zu denken, wie der
bärenstarke Ronnie sich von Ebbie eine Kopfnuss nach der anderen geben lässt. Irgendwann kommt vermutlich der Tag, an dem Ronnie merkt, dass er sich das nicht mehr gefallen lassen muss, und dann könnte es passieren, dass er Ebbie wie einen menschlichen Zeltpflock in den Boden treibt. Aber solche Dinge machen Ebbie keine Sorgen; in die Zukunft vorauszublicken fällt ihm noch schwerer als in die Vergangenheit zurückzusehen.
    »Ronnie«, sagt Ebbie.
    »Ja?«
    »Wo waren wir, als Tyler abgehauen ist?«
    »Äh … Schmitt’s Allsorts?«
    »Richtig. Und wo ist er hin?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    Ebbie sieht, dass Ronnie das bereits für die Wahrheit zu halten beginnt, und ist zufrieden. Er wendet sich an T. J. »Kapiert?«
    »Alles klar.«
    »Gut, dann weiter.«
    Sie

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