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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Bruder eingesperrt hat, dann werde ich mich wohl kaum beklagen können. Hätte mich eben nicht erwischen lassen sollen.« Er grinste verwegen, hob seinen Becher und trank auf Onfrois Wohl.
    »Wenigstens habt ihr ihn gut gefüttert«, murrte Asclettin, der seinen Sohn noch einmal eingehend begutachtet hatte. »Und wem verdanken wir die plötzliche Einsicht? Der edlen Contessa?« Er verbeugte sich leicht vor Gaitelgrima.
    Sie bedachte ihn mit einem würdevollen Kopfnicken. »Nicht mir, sondern meinem Bruder«, erwiderte sie.
    »Guaimar?«
    »Lasst mich erklären«, nahm Onfroi das Wort an sich. »Wie ihr alle wisst, hat die Grafschaft Aversa vor einiger Zeit Fürst Pandulf die Gefolgschaft aufgekündigt und sich stattdessen unter den Schutz des Prinzen von Salerno gestellt. Doch inzwischen ist die Grafschaft verwaist. Der kleine Herman ist nur ein Säugling. Und ein Aversa ohne Führung können wir uns zurzeit nicht leisten. Deshalb haben Guaimar und Drogo entschieden, dass Richard als Regent die Grafschaft führen soll, bis Herman erwachsen ist und selbst den Platz seines Vaters einnehmen kann. Leider ist mein Bruder nicht mehr dazu gekommen, dies in aller Form bekanntzugeben.«
    Diese Worte lösten einen kleinen Sturm in der Halle aus. Alles redete durcheinander, um die unerwartete Wendung zu erörtern. Richard sollte Regent von Aversa werden? Die Grafschaft war klein, hatte aber immer eine wichtige Rolle unter den Normannen im Mezzogiorno gespielt und konnte auf mindestens dreihundert kampferprobte Reiter zählen. Onfroi ließ sie reden und lächelte zufrieden.
    »Was hat Guaimar euch dafür versprochen?«, rief Asclettin misstrauisch. »Das haben wir doch nicht allein eurer Güte zu verdanken.«
    »Keine Versprechungen, ich schwör’s. Wir müssen einfach aufhören, uns zu streiten. Und was Guaimar betrifft, er wird in den nächsten Tagen hier eintreffen. Ich glaube aber, schon jetzt für ihn sprechen zu können. Wir alle wissen, ihr seid mit dem alten Drengot verwandt und habt ein Recht auf diese Regentschaft. Daher will Guaimar Richards Glück nicht im Wege stehen. Auch Drogo war damit einverstanden.«
    Er wandte sich direkt an Asclettins Sohn. »Allerdings unter einer Bedingung, Richard.«
    Der sah ihn aufmerksam an. »Ich höre dich.«
    »Du bist jetzt kein Jüngling mehr, dem man erlaubt, ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Als Herrscher von Aversa erwarten wir Vernunft und Einsicht und dass du dich dem Gemeinwohl unterordnest.«
    Die beiden maßen sich ruhigen Blickes. Asclettin war diesmal klug genug, das Maul zu halten.
    Schließlich nickte Richard. »So soll es sein.«
    Onfroi schien erleichtert. Er hob seinen Kelch in die Runde. »Trinken wir also auf den neuen Regenten von Aversa.«
    »Hol mich der Teufel«, murmelte Asclettin und ließ sich von Maria nachfüllen. Die Freude auf seinem Gesicht war nicht zu übersehen.
    Ich allerdings fragte mich, ob der verstorbene Drogo wirklich so etwas vorgehabt hatte. Es kam mir eher vor wie einer von Onfrois klugen Schachzügen, um Frieden zu stiften und Asclettin und zugleich Aversa auf seine Seite zu bringen. Denn mit Aversa im Rücken war nicht nur die Position der Normannen gestärkt, sondern auch seine eigene. Und mir kam auf einmal der Gedanke, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn man gleich Onfroi zum Grafen gemacht hätte, statt seinen Bruder Drogo. Aber es war müßig, darüber nachzudenken, denn die Nornen hatten es anders entschieden.
    »Was ist mit dem Mordanschlag?«, meldete sich Hugo Tubœuf zu Wort. »Du hast behauptet, du kennst die Schuldigen.«
    Aller Augen richteten sich wieder auf Onfroi, denn das war eine Frage, die jedem unter den Nägeln brannte.
    »Ja, ich weiß, wer dahintersteckt. Und ihr kennt ihn auch.« Er zog die Mundwinkel herunter. »Es ist der, den sie den Wolf der Abruzzen nennen.«
    »Pandulf?«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann fragten alle gleichzeitig, woher er das wissen wolle. Er erzählte ihnen von dem Spion Arichis und was ich beobachtet hatte, von den Mördern, die ich wiedererkannt hatte. Sie stellten mir viele Fragen, und ich versuchte, alles, so gut ich konnte, zu beantworten.
    Am Ende schworen sie, diesem Pandulf ein für alle Mal den Garaus zu machen. Asclettin aber schüttelte angewidert den Kopf und warf mir einen Blick zu, als ob allein Robert und ich an allem schuld wären, weil wir mit diesem Schwein Geschäfte gemacht hatten.
    »Machen wir uns nichts vor«, rief Onfroi sie wieder zur

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