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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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aus dem verdammten Dorf rauswollte. Ein besseres Leben als die Hütte eines Schmieds oder Bauerntölpels.«
    »Und ich dachte, du liebst mich.«
    »Das ist ja das Schlimme!« Es klang wie ein Aufschrei.
    Ragnars Stimme dröhnte wieder von unten herauf. »Wollt ihr da oben wohl endlich den Schnabel halten?«
    »Die Turteltäubchen zanken sich. Wie rührend«, musste Hamo noch dazugeben.
    So war das also. Ich war nur gut dafür gewesen, sie aus dem verdammten Dorf zu holen. Jetzt war ich wütend und drehte mich zur Seite. Gerlaines Hand berührte mich in der Dunkelheit, als wollte sie es wiedergutmachen, aber ich stieß sie von mir. Langsam hatte ich genug von ihrem Possenspiel. Nach einer Weile konnte ich es neben ihr nicht mehr aushalten. Ich erhob mich, kletterte leise die Leiter hinunter und kehrte zur Burg zurück.

Die Hochzeit
    I n ein paar Wochen, am Julfest, sollte Drogos Hochzeit stattfinden, der Tag, an dem die Christen die Geburt des Gekreuzigten feiern. Prinz Guaimar würde mit großem Gefolge erscheinen, um seine Schwester höchstpersönlich dem zukünftigen Schwager zuzuführen.
    Überall herrschte hektischer Betrieb, denn der hohe Besuch sollte gebührend empfangen werden. Die Bauarbeiten in der Stadt ruhten, die Wege wurden gesäubert, Unrat wurde beseitigt, und in der Hauptgasse ließ Drogo hölzerne Gehsteige anlegen, damit man nicht durch Pfützen laufen musste. Das Gesinde der Burg wurde aufgestockt, die große Halle gefegt, der Boden mit frischem Stroh ausgelegt. Aus dem Umland kamen Bauern, um Weizen, Bohnen und Wintergemüse abzuliefern, oder sie trieben Schafe und Schweine, ja sogar junge Ochsen vor sich her. Ständig hing ein leichter Blutgeruch in der Luft, denn es wurde viel geschlachtet dieser Tage und das Fleisch in die Vorratskammern gehängt.
    Ich reinigte gerade Roberts Rüstung, ölte lederne Schnallen und Gürtel, als er mich zu sich rief. Er wies auf ein Bündel Kleider auf seinem Bett.
    »Für dich«, sagte er und grinste über mein erstauntes Gesicht. »Ich kann doch meinen Knappen nicht in Lumpen herumlaufen lassen. Wie steh ich denn da?«
    Da lagen dunkle Beinkleider, wollene Socken, eine weinrote Tunika, die nach fränkischer Art nur bis zum Knie reichte, ein dunkelgrünes Wams aus gutem Stoff, Umhang, Gürtel und sogar ein paar Stiefel in brauchbarem Zustand. Ich dankte ihm überschwenglich.
    »Die Sachen sind nicht neu.« Er wies auf ein paar geflickte Stellen. »Gehörten einem von Onfrois Männern, der vor kurzem gefallen ist. Hatte deine Statur.«
    Neu oder nicht, noch nie hatte ich eine so wertvolle Gewandung besessen. Auch Robert ging in letzter Zeit besser gekleidet. Es gehörte auch zu meinen Aufgaben, seine Ausstattung regelmäßig waschen oder ausbürsten zu lassen.
    »Und lass dir Haare und Nägel schneiden. Ich möchte, dass du vorzeigbar bist, hast du gehört?«
    Ich nickte. »Und was ist mit den anderen, unseren Männern?«
    »Was meinst du?«
    »Die könnten auch was Besseres gebrauchen.«
    Ein Schatten von Unmut flog über sein Gesicht. Ich biss mir auf die Lippen. Jetzt hatte ich ihn verärgert. Doch dann nickte er verlegen. »Du hast recht. Ich will sehen, was sich machen lässt. Nur versprechen kann ich nichts.«
    An seinem grimmen Ausdruck konnte ich erkennen, dass ihn sein Mangel an Barem und die Abhängigkeit von den Brüdern wurmten. Lange würde der Frieden nicht halten, dachte ich. Robert war kein Mann, der sich mit Almosen oder abgelegten Kleidern zufriedengab. Wenn Drogo ihm nicht bald ein eigenes Lehen zuwies, würde es Streit geben.
    Was Gerlaine und mich betraf, so hatte ich sie gemieden, denn ich war immer noch wütend, dass ich für sie nicht mehr als der Esel war, der sie hatte aus dem Dorf tragen dürfen.
    Auch sie tat, als würde sie mich nicht kennen. Man hatte sie in die Hochzeitsvorbereitungen eingespannt, und oft sah ich sie wie die anderen Mägde zwischen Keller, Küche oder der großen Halle hin und her hasten. Sie blickte jedes Mal weg, wenn ich stolz wie ein Pfau in meinem neuen Aufzug daherkam. Das ärgerte mich, hätte ich sie doch gern beeindruckt. Die Farben standen mir gut, dazu mein schönes Schwert. Fast kam ich mir wie ein Edelmann vor.
    Während wir uns also gegenseitig wie Luft behandelten, war meine äußerliche Verwandlung doch nicht ganz unbemerkt geblieben. Sie hieß Elda, wie ich bald herausfand, und war eben jenes Mädchen, das mich schon bei unserer Ankunft in Melfi so neugierig gemustert hatte. Elda war nicht groß,

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