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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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hatte keine Zeit für ein Schwätzchen. »Hab schon von deiner neuen Eroberung gehört. Bei der holst du dir wenigstens keine blauen Flecken.«
    In diesem Augenblick flog die Tür zur Halle auf, und Asclettin marschierte sporenklirrend herein, gefolgt von fünf seiner Männer. Alle in voller Rüstung, obwohl sie die Schwerter am Torhaus hatten abgeben müssen.
    »Es wird Zeit zu reden, Drogo«, grollte er mit finsterer Miene und baute sich breitbeinig vor ihm auf.
    Der musterte ihn mit kaltem Blick. »Wenn du gekommen bist, um für deinen nichtsnutzigen Sprössling zu betteln, dann hättest du dir den Weg ersparen können.«
    »Zu betteln habe ich nicht nötig. Aber Richard hat es nicht verdient, wie ein Tier eingesperrt zu werden.«
    »Er hat sich wiederholt meinen Befehlen widersetzt. Ich hatte Plünderungen verboten.«
    Asclettins Augen funkelten wütend. »Das sind Verbote für Weiber, nicht für Normannen.«
    Drogo schüttelte den Kopf. »Ihr Kerle wollt es einfach nicht verstehen. Die Zeiten für Raubzüge sind vorbei.« Er erhob sich, füllte eigenhändig einen Silberkelch mit Wein und hielt ihn Asclettin mit einem versöhnlichen Lächeln hin. »Aber da du schon hier bist … Trink, mein Freund. Wir wollen uns nicht streiten.«
    Doch der schüttelte trotzig den Kopf. »Mit dir trinke ich nicht, du Bastard. Nicht bevor ich Richard wohlbehalten in den Armen halte. Und ich sage dir hier vor deinen Männern, es ist eine Schande, wie du uns behandelst. Mit deinem Bruder Williame haben wir gerne gekämpft und Siege errungen. Aber wenn du so weitermachst, steht bald niemand mehr an deiner Seite.«
    Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ mit seinen Männern im Gefolge den Saal. Keiner sagte ein Wort. Die meisten starrten verlegen in ihre Becher und wagten es nicht, Drogo in die Augen zu sehen. Der stellte den Kelch wieder ab und setzte sich langsam. Sein Gesicht war zu einer steinernen Maske geworden. In der Stille ließ jemand sein Messer fallen und hob es mit einem unterdrückten Fluch wieder auf.
    Da räusperte sich Gaitelgrima und bemühte sich um ein Lächeln. »Vielleicht hat Richard jetzt genug gebüßt. Was meint Ihr, mein Gemahl?«
    Drogo wandte ihr den Kopf zu und bedachte sie mit einem so hasserfüllten Blick, dass sie bleich wurde, schließlich aufstand und den Saal verließ.
    Man hätte das Trippeln einer Maus hören können, so still war es in der Halle. Erst langsam wich die Starre, bis wieder vereinzelte Gespräche aufkamen. Nur Drogo sagte kein Wort mehr, sondern saß regungslos da und leerte einen Kelch nach dem anderen.
    »Maria meint«, flüsterte Reynard, »er hat seit Monaten nicht mehr ihre Kammer besucht.«
    »Woher will sie das wissen?«
    »Das Gesinde redet, Mann. Da bleibt nichts verborgen.«
    Mich durchfuhr es heiß. Ob Drogo ahnte, was Gaitelgrima für Robert empfand? Das wäre schlimm. Drogo war niemand, dem die Herzen zuflogen. Aber nun sah es so aus, als ob sich alle von ihm abwandten. Fast tat er mir leid. Noch mehr leid tat es mir jedoch um die Gemeinschaft der Normannen in Apulien. Sie schien auseinanderzufallen wie eine faule Melone, die zu lange in der Sonne gelegen hat.
    »Ich gehe jetzt«, sagte ich und stand auf.
    Fulko hielt mich am Ärmel fest. »Ich halte zwar nichts von Arichis’ Warnung, aber wenn du mit Drogo reden willst, ich weiß, er geht jeden Morgen in die Kirche. Zur Frühmesse. Wir treffen uns da morgen früh, wenn die Glocke läutet.«
    »Gut«, erwiderte ich und wandte mich zum Gehen.
    »Warte auf mich«, rief Thore und folgte mir.
    Draußen vor der Hallentür standen noch andere, die das Gastmahl frühzeitig verlassen hatten. Darunter auch ein gewisser Hugo Tubœuf, einer der Barone, die den Hautevilles nahestanden. Er redete auf Tristan di Montepeloso ein, der ihm gleichmütig zuhörte, als ginge ihn das Gesagte nichts weiter an. Als Tristan mich sah, nutzte er die Gelegenheit, um das Gespräch abzubrechen. Er winkte mich zu sich heran.
    »Bist du nicht Roberts Knappe?«, fragte er gutmütig.
    »Schildträger«, erwiderte ich.
    Er hob die Brauen. »So, Schildträger bist du jetzt. Ich hab gehört, ihr macht euch gut in Kalabrien. Hätte nicht gedacht, dass in der elenden Gegend was zu holen sei.«
    »Man muss nur klug sein«, sagte ich etwas spitz.
    Die Antwort gefiel ihm nicht, aber er ließ es durchgehen. »Was ich dich fragen wollte, was ist eigentlich aus der kecken Magd geworden? Du weißt schon. Die sich hier bei Drogos Hochzeit geprügelt

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