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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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mutmaßte Otto. Aber er war ebenso besorgt wie Gerbert und Elana.
    Am ersten Synodetag Anfang Januar Anno Domini 999 kam Gerold mit Botschaften für Elana und Gerbert aus Fleury. Er wolle hinter den Klostermauern beten, schrieb Alexius. Sein Leben müsse eine andere Richtung nehmen als die Rache und Bewältigung der Vergangenheit. Der Gelehrte glaubte kein Wort und erlebte die Synode in schmerzlicher Spannung.
    Gemeinsam nahmen Papst und Kaiser den Vorsitz ein, um Angelegenheiten des einstigen Karolingerreiches zu besprechen. In der feierlich beleuchteten Basilika von Sankt Peter waren zwei Erzbischöfe und zahlreiche italienische, deutsche und burgundische Bischöfe versammelt. Obwohl fast ausschließlich französische Fragen behandelt wurden, entschied Papst Gregor nicht allein. Im Gegenteil. Der Kaiser dominierte und mit ihm Gerberts Idee. An der Seite seines apathisch wirkenden Papstes entschied Otto über die Ungültigkeit der Ehe eines fremden Herrschers. Der französische König Robert wurde mit der Exkommunikation bedroht. Die Trennung von Bertha und sieben Jahre Buße oder der Ausschluss aus der Kirche.
    Ein krebsrot angelaufener Kaiser saß am letzten Synodetag neben dem Apostolischen Hirten. Zuerst schrieb Otto die Hitzewellen der Aufregung zu. Die Diskussionen entflammten ein euphorisches Feuer in ihm. Zu spät begriff er, dass es das Fieber war. Als die Schlussformeln ausgesprochen waren, hatte der Kaiser nicht einmal die Kraft, sein Pferd zu besteigen. Vor der Fassade von Sankt Peter brach er zusammen.
    In der Kaiserpfalz auf dem Palatin herrschte Mitte Januar Totenstille. Die Fenster waren dunkel verhängt, lautlos verrichteten Bedienstete ihre Arbeiten. Nur flüsternd durfte man sich verständigen. Als das Fieber nicht nachließ, riefen die Ratgeber des Kaisers nach den berühmtesten Ärzten und Heilern. Gerbert erlaubte Elana, an Ottos Bett zu sitzen. Selbst während der Arztbesuche ließ sie sich nicht aus dem Zimmer weisen und überwachte die Einhaltung von Kanzler Heriberts wichtigstem Gebot. Es durfte kein Aderlass vorgenommen werden. Elana beobachtete den Kranken, studierte die Resultate der Harnuntersuchungen. Von morgens bis abends steckte sie den Kopf in medizinische Schriften.
    »Ihr müsst einen Boten nach Salerno schicken«, alarmierte sie am dritten Morgen Gerbert. »Dort gibt es Ärzte, die fast alles kurieren können.« Die eigenen Worte erinnerten sie an die Heilerin in Sachsen, an das wundertätige Waschwasser Romualds. »Vielleicht sollten wir auch einen Eremiten rufen.«
    »Ihr könntet Recht haben«, pflichtete der Gelehrte ihr bei. »Noch heute will ich die Meldereiter informieren.« Gerbert setzte sich an das Bett des Kaisers und nahm dessen schlaffe Hand. Otto stöhnte im Fieber. Unverständliches kam über seine Lippen.
    Elana wischte dem Kranken mit einem kühlen Tuch die Stirn ab, erneuerte die Umschläge an den Füßen.
    »Ihr solltet ihm nicht zu nahe kommen. Wer weiß, ob das Fieber ansteckend ist?«, sagte Gerbert besorgt und wusste nicht, wie er sich nützlich machen konnte. Als Elana wortlos ihre Arbeit fortsetzte, brach der Erzbischof erneut das Schweigen: »Weshalb heiratet Ihr nicht, Elana?«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für solche Fragen.« Zu ihrem Ärger merkte Elana, dass sie rot wurde. Sie wandte sich dem Kranken zu und sagte leise. »Außerdem habe ich beschlossen, niemals zu heiraten. Ich will mich nicht unterjochen lassen.«
    »Weiblich besorgt und zugleich gelehrt wie ein Mann«, meinte Gerbert sanft. »Eine solche Frau will doch niemand unterjochen.«
    Verlegen schob Elana die Tuchstreifen beiseite und trat ans Fenster. Ohne den Erzbischof anzusehen, sagte sie: »Ehefrauen werden immer unterdrückt. Ihr seid ein Träumer, weil Ihr selbst nichts davon versteht.«
    Gerbert lachte, vergaß für einen Augenblick die Sorgen. »Ihr müsst nur den Richtigen finden, Elana. Einen, der Eure Selbstständigkeit schätzt.«
    »Ich habe es in Gandersheim schon Sophia gesagt.« Energisch kehrte die Sächsin in die Zimmermitte zurück. Sie lehnte sich gegen das Krankenbett, suchte Gerberts Augen. »Wenn ich den Richtigen heirate, wer garantiert mir, dass er auch der Richtige bleibt?«
    »Ihr meint, der Glückliche könnte Euch plötzlich schlagen oder bevormunden?«
    »Nicht nur das. Auch mich verstoßen, über meine Besitzungen verfügen.«
    »Ich wüsste Euch einen, für den das alles nicht zutreffen kann«, sagte der Erzbischof und ging dem Ausgang zu. Bevor

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