Das Sigma-Protokoll
Pünktchenmuster an und frage mich, was diese Orte miteinander zu tun haben.«
»Ich nehme an, Sie werden mich umgehend aufklären«, sagte Bartlett. Sein amüsierter Blick war eiskalt.
»Schauen Sie sich das Muster an und sagen Sie selbst. Ist doch sonnenklar, oder? Alle Punkte sind nicht weiter als zweihundert Meilen von Zürich entfernt. Von allen Städten ist es nur ein Katzensprung in die Schweiz. Das sind alles Orte, über die man bequem in die Schweiz reisen kann, wenn man keinen Schweizer Stempel in seinem Pass haben will. Oder in Ihrem Fall: in seinen Pässen. Ich war beeindruckt, als ich herausfand, dass Sie über zwei echte Pässe verfügen.«
»Was für Beamte mit meinem Aufgabengebiet durchaus nichts Ungewöhnliches ist. Sie machen sich lächerlich, Mr. Dupree. Aber wenn wir schon dabei sind - nehmen wir an, ich war tatsächlich in der Schweiz. Na und?«
»Na und. Sie haben ganz Recht. Kein Schaden, kein Vergehen. Aber warum tun Sie dann so, als wären Sie nie da gewesen?«
»Sie sind wirklich ausnehmend schwer von Begriff, Mr. Dupree. Falls ich in Zukunft in Erwägung ziehen sollte, Ihnen meine Urlaubspläne mitzuteilen, werde ich es Sie wissen lassen. Angesichts Ihres Verhalten drängt sich die Frage auf, ob Sie noch über die nötige geistige Frische verfügen, um Ihren beruflichen Pflichten angemessen nachzukommen. Zudem grenzt Ihr Benehmen hart an Insubordination.«
»Sie sind nicht mein Vorgesetzter, Bartlett.«
»Wie wahr. Und zwar weil wir vor sieben Jahren Ihr Gesuch auf Versetzung in unsere Abteilung abgelehnt haben. >Erfüllt nicht den Standard der ICU.< Erinnern Sie sich?« Bartletts Stimme war zwar immer noch kühl, aber seine Wangen hatten sich leicht gerötet. Dupree wusste, dass er ihn aufgescheucht hatte. »Hiermit betrachte ich unsere Unterhaltung als beendet.«
»Mit Ihnen bin ich noch nicht fertig«, sagte Dupree und stand auf.
Ein Totenkopflächeln. »>Große Werke werden nie vollendet. Nur aufgegeben.‹ Zitat Valery.«
»Wer?«
»Angenehme Heimfahrt, Mr. Dupree«, sagte Bartlett gelassen. »Nach Arlington ist der Verkehr immer besonders dicht, habe ich mir sagen lassen. Ich nehme an, Sie wollen noch vor der Rushhour zu Hause sein.«
Buenos Aires
Als Ben aufwachte, nahm er zuerst die blasse Morgensonne und dann Annas leises Atmen wahr. Sie lag im Nachthemd neben ihm im Bett. Er spürte die Wärme ihres Körpers. Langsam setzte er sich auf. Ein dumpfes Ziehen in Armen, Beinen und Nacken veranlasste ihn, leicht aufzustöhnen.
Während er langsam ins Bad tappte, erwachte auch der Schmerz. Er hatte einen ganzen Tag und eine ganze Nacht durchgeschlafen. Obwohl man ihn übel zugerichtet hatte, hielt er es für sinnvoller, sich Bewegung zu verschaffen, anstatt im Bett liegen zu bleiben und immer steifer zu werden. Trotzdem würde es seine Zeit dauern, bis er wieder ganz auf dem Damm war.
Er ging zurück ins Zimmer und nahm sein Handy. Fergus O’Connor auf den Caymans wartete sicher schon auf seinen Anruf. Als er das Telefon einschalten wollte, stellte er fest, dass der Akku leer war. Anscheinend hatte Anna vergessen, ihn aufzuladen. Er hörte, wie sie sich im Schlaf umdrehte.
Ben steckte das Ladekabel in die Steckdose und rief Fergus an.
»Hartman!«, brüllte Fergus, als hätte er schon mit Spannung auf den Anruf gewartet.
»Was gibt’s Neues?«, fragte Ben, während er steif zum Fenster ging und auf den Verkehr hinunterschaute.
»Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?«
»Immer die gute.«
Ein Piepsen signalisierte Ben, dass ein Anruf in der Leitung war. Er achtete nicht weiter drauf.
»Okay. Hier ist die Geschichte von einem windigen Anwalt in Liechtenstein, der morgens in die Kanzlei kommt und feststellt, dass man eingebrochen hat.«
»So ein Pech aber auch.«
»Vor allem, weil man einen ganz bestimmten Ordner hat mitgehen lassen. Den mit Unterlagen über einen Treuhand-Fonds, den er für einen Kunden in Wien verwaltet.«
»In Wien?« Sein Magen zog sich zusammen.
»Leider habe ich keine Namen. Nur einen Haufen komplizierte Überweisungsmodalitäten, Namenskürzel, Kennziffern. Der übliche Scheiß halt. Aber definitiv aus Wien. Die Auftraggeber waren vorsichtig genug, ihre Namen geheim zu halten, selbst gegenüber dem Anwalt. Der, da bin ich sicher, die Bullen in Liechtenstein aus dem Spiel lässt. Zu heikel.«
»Gute Arbeit, Fergus. Und jetzt die schlechte Nachricht.«
»Die Rechnung wird happig. Die
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