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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Mund, die Fenster sind die Augen, die Schatten der Bäume sein Haar …
    Dann kam ihr ein neuer Gedanke, und der schien komisch zu sein, denn sie lachte kreischend in die windige Nacht hinaus.
    Und das Gehirn – vergiss das Gehirn nicht. Gerald ist selbstverständlich das Gehirn. Das tote und verfaulende Gehirn des Hauses.
    Sie lachte wieder, als sie beim Auto war, lauter denn je, und der Hund heulte als Antwort. Mein Hund hat einen Floh, der beißt ihn so, dachte sie. Ihre Knie gaben nach, und sie packte den Türgriff, damit sie nicht auf der Einfahrt stürzte, hörte dabei aber nicht auf zu lachen. Sie verstand nicht genau, warum sie lachte. Sie verstand es vielleicht, wenn die Teile ihres Verstandes, die sich als Selbstschutzmaßnahme abgeschaltet hatten, jemals wieder in Betrieb genommen wurden, aber das würde erst passieren, wenn sie hier weg war. Wenn ihr das je gelang.
    »Ich könnte mir denken, dass ich auch eine Bluttransfusion brauche«, sagte sie, was wieder eine Lachsalve auslöste. Sie griff unbeholfen mit der linken Hand zur rechten Tasche und lachte immerzu. Sie tastete nach dem Schlüssel, als ihr auffiel, dass der Geruch wieder da war und die Kreatur mit dem Weidenkorb direkt hinter ihr stand. Jessie drehte den Kopf, das Lachen steckte ihr noch im Hals, und ein Grinsen zuckte um ihre Lippen, und einen Moment lang sah sie die schmalen Wangen und starren, grundlosen Augen. Aber sie sah sie nur wegen (der Sonnenfinsternis)
    der großen Angst, die sie empfand, nicht weil tatsächlich etwas da war; die hintere Veranda war immer noch verlassen, das Fliegengitter ein dunkles Rechteck.
    Aber du solltest dich sputen, sagte Goodwife Burlingame. Ja, du solltest lieber wie ein Hockeyspieler sausen, solange du noch kannst, meinst du nicht auch?
    »Mich wie eine Amöbe teilen«, stimmte Jessie zu und lachte wieder, während sie den Schlüssel aus der Tasche zog. Er wäre ihr fast aus den Fingern gerutscht, aber sie fing ihn an dem übergroßen Plastikanhänger auf. »Du sexy Ding«, sagte Jessie und lachte ausgelassen, als die Hintertür aufgerissen wurde und der tote Cowboy/Geist der Liebe in einer schmutzig weißen Wolke aus Knochenstaub herausgestürmt kam, aber als sie sich umdrehte (und den Schlüssel trotz des großen Anhängers fast wieder fallen ließ), war nichts zu sehen. Nur der Wind, der die Tür geschlagen hatte – nur das, sonst nichts.
    Sie machte die Fahrertür auf, glitt hinter das Steuer des Mercedes und schaffte es, die zitternden Beine hineinzuziehen. Sie schlug die Tür zu, und als sie die Zentralverriegelung drückte, die sämtliche Türen abschloss (einschließlich des Kofferraums selbstverständlich; nichts auf der Welt ging über deutsche Wertarbeit), überkam sie ein unaussprechliches Gefühl der Erleichterung. Erleichterung und noch etwas. Dieses Etwas schien ihre geistige Gesundheit zu sein, und sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts empfunden, was es mit diesem herrlichen Gefühl aufnehmen konnte … abgesehen natürlich vom ersten Schluck Wasser aus dem Hahn. Jessie hatte eine Ahnung, dass das zum ewigen Champion aller Klassen werden würde.
    Wie nahe war ich dran, da drinnen verrückt zu werden? Wie nahe wirklich?
    Vielleicht solltest du das lieber gar nicht erst erfahren, Süße, erwiderte Ruth Neary ernst.
    Nein, vielleicht nicht. Jessie steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn herum. Nichts geschah.
    Das letzte Lachen trocknete aus, aber sie geriet nicht in Panik; sie fühlte sich immer noch normal und vergleichsweise gesund. Denk nach, Jessie. Sie dachte nach und fand die Lösung fast augenblicklich. Der Mercedes kam in die Jahre (sie war sich nicht sicher, ob er jemals etwas so Vulgäres wie alt wurde), und in letzter Zeit hatte die Kraftübertragung ein paar üble Tricks auf Lager gehabt, deutsche Wertarbeit hin oder her. Dazu gehörte, dass der Wagen manchmal nicht ansprang, wenn der Fahrer nicht den Schalthebel zwischen den Schalensitzen nach oben rammte, und zwar fest nach oben rammte. Den Zündschlüssel drehen und gleichzeitig den Schalthebel nach oben drücken, dazu waren zwei Hände erforderlich, und ihre rechte pulsierte bereits schrecklich. Beim Gedanken, dass sie damit auf den Schalthebel drücken musste, krümmte sie sich innerlich, aber nicht nur wegen der Schmerzen. Sie war sich ziemlich sicher, dass dabei die Schnittwunde an der Innenseite des Handgelenks wieder aufplatzen würde.
    »Bitte, lieber Gott, ich brauche hier ein bisschen

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