Das Spiel
inneren Gärten, durchquerte den zentralsten und ging dann durch den Hauptgang zurück zu den Schreibstuben und Amtsräumen in der Nähe des Vordereingangs.
Vielleicht hätte ich besser daran getan, mich von den Torwachen schikanieren zu lassen,
dachte er missmutig.
Das hier hat mich mindestens doppelt soviel Zeit gekostet.
Endlich war er in dem Bereich des Palasts, wo er hinbestellt worden war, und musste sich nicht mehr verstecken, sobald er irgendwo Schritte hörte. Mit der Hilfe eines etwas misstrauischen Pagen fand er den Gang zu den Räumen des Vogts und wollte gerade an die mit kunstvoller Schnitzerei verzierte, polierte Eichentür klopfen, als ihn plötzlich etwas in die Hand stach.
Chert fluchte und klatschte zu, aber es war keine Hornisse oder Bremse. Eine Art langer, dünner Dorn steckte im Fleisch seiner Hand. Er wollte ihn irritiert wegwischen, aber das Ding löste sich nicht. Als er es schließlich unter einigen Schmerzen herausgezogen hatte, bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass es sich um einen winzigen Pfeil handelte, halb so lang wie sein Finger und mit winzigen Streifen von Schmetterlingsflügeln befiedert.
Einen Augenblick konnte Chert nur ungläubig daraufstarren, doch als er sich umschaute und eine winzige, menschenähnliche Gestalt an einem Wandteppich auf der anderen Flurseite hängen sah, wusste er, was geschehen war. Aber warum sollten ihm die Dachlinge wehtun wollen? War er nicht ihr Verbündeter? Waren Giebelgaup und er nicht so etwas wie Freunde geworden?
Der Miniaturattentäter machte keine Anstalten zu fliehen, sondern wartete einfach nur ab, als Chert auf ihn zumarschierte. Einen Augenblick war Chert versucht, wie ein böser Riese das kleine Wesen vom Wandteppich zu pflücken und auf den Boden zu werfen und vielleicht sogar daraufzutreten. Doch selbst nach einem so grässlichen Vormittag, selbst in Zeitnot und mit schmerzender Hand war Chert niemand, der einem anderem ohne guten Grund etwas antat, und bis jetzt verstand er noch nicht einmal, was hier vor sich ging.
Er besah sich das Kerlchen genauer. Es war ein junger Dachling, aber keiner, den er kannte. Wenigstens wirkte der Angreifer angemessen ängstlich. »Was sollte das?«, raunzte Chert.
Der kleine Mann hing an einem Faden wie ein Bergsteiger im Seil. Er wedelte mit der Hand und piepste: »Still jetzt! Seid Ihr Chert, der Kamerad von Giebelgaup?«
»Ja, verflucht noch mal, ich bin Chert. Warum schießt Ihr auf mich?«
»Giebelgaup — er schickt mich, Euch vor Gefahr zu warnen! Geht nicht da hinein!« Der kleine Mann sah furchtbar verschreckt aus, und Chert überlegte sich, dass er auf den Winzling wirken musste wie ein finsterer Berg. Er zog sich etwas zurück.
»Wie meint Ihr das?«
»Keine Zeit — versteckt Euch!« Der Dachling flüchtete, als hätte er etwas für Chert Unsichtbares entdeckt, am Faden den Wandteppich hinauf und verschwand dahinter.
Ehe Chert irgendetwas tun konnte, hörte er, wie am anderen Ende der Halle der Riegel an der Tür zu den Räumen des Vogtes zurückgeschoben wurde. Verstecken? Warum? War er nicht hierher bestellt worden? Es war sein gutes Recht, hier zu sein!
Aber warum sollte Giebelgaup jemanden schicken, der eigens einen Pfeil auf mich abschießt, um mich zu warnen, wenn ich nicht wirklich in Gefahr wäre?
Plötzlich sträubten sich ihm die Nackenhaare. Es musste ein Missverständnis sein — aber wenn nicht ...?
Hinter den Wandteppich konnte er nicht schlüpfen, doch wenige Schritte den Gang hinunter, auf derselben Seite wie die Tür, befand sich eine Nische mit einer Marmorstatue des Erivor. Chert stürzte hin. Die Statue wackelte, als er sich dahinterzwängte, und ihm blieb kaum Zeit, sie wieder zur Ruhe zu bringen, ehe die Tür knarrend aufging.
»Er weiß es, Fluch über ihn«, sagte eine Stimme, die er kannte — Okros. »Ich hätte ihn einfach von Euren Männern festsetzen lassen sollen, Fretup.«
»Es wäre besser gewesen, die kleinen Wühler nicht aufzuscheuchen, und wenn er von selbst gekommen wäre, hätte sie das auch nicht klüger gemacht«, sagte der andere Mann. »Jetzt aber werden ihn die Soldaten suchen müssen.«
»Ja, lasst sie sofort sein Haus durchsuchen. Je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass er weiß, wo Chaven ist. Diese Frage, von der ich Euch erzählt habe, das, was er über den Spiegel wissen wollte — das war viel zu dicht dran.« Okros' Stimme klang hart und sengend, wie im Schmiedefeuer erhitztes Eisen. Chert war
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