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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Verstand im Leib hat, wird er ihr doch nicht das Lehen zusprechen.«

    »Herr Ulrich von der Arken dürfte seine Entscheidung wohl abwägen.«
    »Der hätte doch das Lehen am liebsten für sich selbst. Er ist doch bloß ein armer Schlucker, dessen Heim der Herzog verpfändet hat.«
    Davon hatte mir Ismael am Nachmittag berichtet, und ich war noch unentschlossen, ob es mein Misstrauen dem Ritter gegenüber mindern oder stärken sollte. Darüber wollte ich ohne gründliche Überlegung aber noch nicht entscheiden. Und erst recht wollte ich nicht mit dem Höfling darüber plaudern, also wandte ich mich an meine stumme Tischnachbarin und bot ihr von den in Wein und Honig eingelegten Aprikosen an.
    Jonata schüttelte den Kopf.
    »Sie sind köstlich, Jonata, und ihre Süße lindert Trauer und Schmerz.«
    »Schöne Worte«, flüsterte sie.
    »Sollte ich andere wählen? Nun, dann sagt mir, Jonata, habt Ihr Kinder?«
    Sie betrachtete weiterhin ihre leere Schüssel, antwortete mir aber.
    »Ja, vier. Drei Buben und ein kleines Mädchen.«
    »Wie alt sind sie?«
    »Die Jungen sechs, fünf und drei, das Mädchen eben ein Jahr alt.«
    »Es sind kluge Kinder, Meister Hardo«, erklärte Ida stolz. »Und es wäre gut, wenn die Knaben bald etwas lernen würden.«
    »Das muss Cuntz entscheiden«, murmelte Jonata in ihre Schüssel.
    Ida seufzte leise.
    Ich verstand - die Kinder waren Sigmunds Enkel, und sie hätten, da Ida keine weiteren Söhne bekommen hatte, auf der Burg leben und hier die Verwaltung der Güter lernen sollen. Cuntz, der Pächter, aber schien mir ein Mann von geringem Ehrgeiz zu sein. Nun, auch darum sich zu
kümmern würde eine Aufgabe des neuen Burgherrn werden.
    Die Mägde kamen, um die leeren Platten und Schüsseln abzutragen, und ich spürte eine leichte Berührung an meiner Schulter.
    Ismael.
    Seine Stimme neben mir nur ein Hauch: »Loretta.« Aha, er hatte aus Ännchen herausgekitzelt, wem der bunte Flitter gehörte. Was Cuntz’ missmutige Blicke erklärte, wenn er die prunkende Buhle betrachtete, die ihre Reize so sehr dem Kaplan anzudienen versuchte.
    Ich trank noch einen Schluck gewässerten Wein und stand dann auf, um mich meiner Aufgabe als Sänger zu widmen.
     
    Die Gespräche verstummten, als ich zur Laute griff, und ich sah auch Casta die Treppe der Galerie hinunterkommen, um an Engelins Seite Platz zu nehmen.
    Ich hatte ein bittersüßes Liebeslied gewählt, bei dem gewöhnlich die Frauen und Jungfrauen zu seufzen begannen. Nachdem ich einige Male die Melodie gespielt hatte, sang ich die erste Strophe:
    »O weh, soll mir denn nimmermehr
leuchten durch die Nacht,
noch weißer danne als der Schnee
ihr Leib so wohl gemacht?
Der trog die Augen mein,
ich wähnt, es sei des lichten Mondes Schein -
da ward es Tag.« 11
    Meine Erwartung erfüllte sich, man war gerührt.
    Nur Engelin gab sich unbeeindruckt, aber das hatte ich erwartet. Und mit diebischer Freude begann ich, meine Mär fortzusetzen.

Die Jungfrau in Nöten
    Nachdem der Jüngling so heldenhaft den Kampf gegen den Lindwurm geführt hatte, war er mit neuem Mut zur Burg hoch droben auf dem Drachenfels aufgebrochen. Hier, so hatte man ihm erklärt, lebte der Lautenbauer, den er suchte. Steil war der Pfad, der lehmige Weg rutschig, der Abgrund immer nahe. Doch er bezwang den Berg, und schon sah er die Torburg mit dem mächtigen Fallgitter über sich auftauchen. Just da kam ein Tross von Reitern von der anderen Seite herbei, Rüstungen blinkten, Rösser schnaubten, und über ihnen flatterte das Banner des Ritters. Der selbst saß in seiner pechschwarzen Rüstung auf einem pechschwarzen Pferd, das Visier geschlossen. Der schwarze Helmbusch wiegte sich im Wind, einzig das Silber des Schildes schimmerte. Sein Herold rief mit lauter Stimme die Wachen an und begehrte Einlass.
    Bebende Furcht übermannte den Jüngling. War ihm der schwarze Ritter bis hierher gefolgt? Trachtete er noch immer danach, alle Bewohner seiner heimischen Burg zu vernichten?
    Angstvoll suchte er nach einem Versteck und fand es in der Wurzelhöhle eines mächtigen Baumes. Er kroch in die Dunkelheit, stieß auf etwas Weiches und wurde äußerst schmerzhaft in den Bauch gestochen. Nur die namenlose Angst vor der Entdeckung half ihm, einen Schrei zu unterdrücken. Er fasste mit dem Mut der Verzweiflung nach dem Angreifer, einem wilden Tier mit harten Krallen oder Stacheln, wie er vermutete, und packte zu.
    »Finger weg, du Idiot!«, zischte das Tier. »Verschwinde!«
    Daraus, dass das

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