Das stählerne Geheimnis
Susquehanna-Flusses. Breit wälzte der Strom seine Wogen neben der Straße her.
»In fünfundzwanzig Minuten werden wir in Walton sein. Da soll der Fahrer tanken«, sagte Price und schaute danach schweigend auf das blinkende Wasser des Flusses.
Es wurde bereits früher gesagt, daß die Erfolge Percy Drakes und der New Yorker »Morning Post« die Konkurrenz nicht schlafen ließ und alsbald ein Run von Berichterstattern auf Roddingtons Werkflotte einsetzte. Ausnahmslos stießen sie jedoch auf geschlossene Abwehr. MacLane war der Mann dazu, auch die findigsten Reporter unverrichteter Sache heimzuschicken.
Was etwa zur See ankam, das wurde bereits in weitem Abstand von der Werkflotte durch die Zerstörer angehalten und mit einer ernsten Verwarnung nach Hause geschickt. Was sich in Flugzeugen näherte, bekam Funkbefehl, sofort umzukehren. Wenn das nicht half, bellten die Abwehrgeschütze der Zerstörer. Unangenehme Schrapnellwolken standen in bedenklicher Nähe der vorwitzigen Flugzeuge im Äther und zwangen auch die verwegensten Reporter, sich zurückzuziehen. Sehr gering war die Ausbeute, die sie von ihrer Expedition in den Pazifik mitbrachten, in keinem Verhältnis stand sie zu den Unkosten, und sehr bald gaben die großen Zeitungen das aussichtslose Unternehmen auf.
Nur ein einziger konnte einen Erfolg verbuchen. Das war Oswald Lloyd, der Vertreter des »Daily Herald«, des schärfsten Konkurrenten der »Morning Post«. Durch die Erfahrungen der andern gewitzigt, traf er für sein Unternehmen ganz besondere Vorbereitungen, zu denen unter anderm eine Telekamera und Sauerstoffapparate gehörten. In Himalajahöhe überflog seine Maschine Roddingtons Flotte, während die Fernkamera unablässig arbeitete. Als die Zerstörer ihn entdeckten und das Feuer auf sein Flugzeug eröffneten, hatte er bereits hundert Aufnahmen auf seinen Filmen und machte schleunigst, daß er aus dem Bereich der Geschütze kam.
In New York wurden die Bilder entwickelt, vergrößert, noch ein zweites Mal vergrößert, und da zeigten sich eigenartige Dinge auf ihnen. Da sah man Roddington und Dr. Wegener, deren Leichen zur Zeit dieser Aufnahmen schon dicht vor San Francisco sein sollten, vergnügt und sehr lebendig auf dem Deck der »Blue Star« stehen. Da war weiter zu sehen, wie von der Plattform des Schachtes Gestein aus vollen Loren in die See gekippt wurde, ein sicherer Beweis dafür, daß die bergmännischen Arbeiten in der Tiefe noch weitergingen. Unumstößlich ging aus all diesen Bildern hervor, daß der aufsehenerregende Bericht der »Morning Post« eine fette Ente war, und die Redaktion des »Daily Herald« ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, dem Konkurrenzblatt eins auszuwischen.
Der Wagen von Price hielt an der Tankstelle in Walton. Während Benzin nachgefüllt wurde, stieg der Präsident aus dem Wagen, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Ein Zeitungsboy lief ihm dabei in den Weg. Schon von weitem hörte er ihn schreien: »James William Roddington bei guter Gesundheit … die Todesnachricht ein Bluff!« Price hörte die Worte, ohne sie zu glauben. Zeitungen! Pah! Eine log mehr als die andere. Als Leiter eines großen Konzerns hatte er einige Erfahrungen darin, wie man falsche oder nur halbrichtige Nachrichten in die Spalten der Presse fließen läßt. Hatte ihm nicht Blake, der Generalbevollmächtigte Roddingtons, selber dessen Tod mitgeteilt?
Erst jetzt kam’s ihm zum Bewußtsein, daß das nicht geschehen war. Man hatte zwar verhandelt, als ob der Tod Roddingtons eine feststehende Tatsache sei, aber direkt bestätigt hatte Blake diese Nachricht niemals. Je mehr Price sich die Verhandlungen mit Blake ins Gedächtnis zurückrief, desto klarer wurde ihm das. Beunruhigt ging er auf den Zeitungsboy zu und kaufte die Nummer des »Herald«, sah die Schlagzeilen, sah auch die Bilder und erblaßte. Das konnte nicht retuschiert oder gestellt sein. Das waren zweifellos; Originalaufnahmen, und die Daten darunter bewiesen schlagend, daß jene Nachricht der »Morning Post« falsch war.
»Curtis, sehen Sie das!« Die Stimme von Price klang heiser, als er es in den Wagen hineinrief. Curtis überflog den Artikel und ließ ihn erschrocken sinken.
»Wie ist das möglich, Price? Sie bekamen die Nachricht doch auch durch Barton aus Washington.«
»Barton … ja! Er hörte es von Admiral Jefferson. Curtis«, Price zerknitterte die Zeitung wütend in seiner Faust, »können Sie es sich denken, Curtis, daß die Corporation dem
Weitere Kostenlose Bücher