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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Canada und an Neubraunschweig. In den Bundesstaat seit 1820 aufgenommen, hat es als Ostgrenze den Meerbusen von Passamaquoddy, in den der Saint Croixstrom ausmündet, und der in zwölf Grafschaften zertheilte Staat sendet zwei Senatoren und fünfzig Deputierte in den Congreß, jene nationale Bai, könnte man nicht mit Unrecht sagen, in die sich alle politischen Ströme der Vereinigten Staaten ergießen.
    Herr und Frau Titbury hatten am Abend des 5. Mai ihr Haus in der Robey Street verlassen und wohnten jetzt in diesem recht mittelmäßigen Gasthofe von Calais. Die Gründe, weshalb sie sich eines andern Namens bedienten, sind ja bekannt. Da sie niemand Tag und Stunde ihrer Abreise verrathen hatten, erfolgte diese im strengsten Incognito, ganz wie – nur aus andern Gründen – die Max Real’s.
    Das brachte die Wettlustigen etwas in Verlegenheit, denn wir müssen gestehen, daß man Hermann Titbury bei diesem Wettrennen um Millionen ziemlich gute Aussichten andichtete. Im Laufe der Partie verbesserten sich diese gewiß noch weiter, so daß er wohl zum Favorit des Matches aufsteigen konnte. Er gehörte ja zu den Bevorzugten, denen hienieden alles gelingt, weil sie gewissenlos genug in der Auswahl der Mittel sind, die sie zur Sicherung des Erfolgs anwenden. Sein Vermögen gestattete es ihm, die Einsätze zu erlegen, wenn der Zufall ihn zu solchen nöthigte, und so hoch sie auch sein mochten, er zögerte gewiß nicht, sie in klingender Münze einzuzahlen. Außerdem ließ er sich bei den verschiedenen Fahrten, die ihm doch jedenfalls noch bevorstanden, zu keinen Zerstreuungen oder Abstechern verleiten, wie das wohl von Max Real und Harris T. Kymbale zu erwarten war. Keiner brauchte zu fürchten, daß er auf dem Wege von einem Staate zum andern durch eigne Schuld eine Verzögerung erleiden werde – er befand sich mit absoluter Gewißheit am betreffenden Tage allemal an dem ihm zugewiesenen Orte.
    Das waren also schwerwiegende Garantien, die Hermann Titbury bot, ganz abgesehen von dem persönlichen Glücke, das ihn in seinem Leben als Geschäftsmann nie im Stiche gelassen hatte.
    Das würdige Paar hatte sich bemüht, nicht nur den kürzesten, sondern auch den billigsten Reiseweg durch das fast unentwirrbare Netz von Eisenbahnen herauszufinden, das einem ungeheuern Spinnengewebe gleich das östliche Gebiet der Union bedeckt. Ohne sich irgendwo aufzuhalten, ohne Gefahr zu laufen, an den Bahnhofbuffets oder in den Restaurants von Hôtels ausgeplündert zu werden – denn sie lebten ausschließlich von mitgeführten Mundvorräthen – von einem Zug zum andern so schnell übergehend, wie beim Taschenspieler die Kugel von der rechten zur linken Hand, für die Sehenswürdigkeiten des Landes mit ebensowenig Interesse wie Tom Crabbe, stets in dieselben Gedanken versunken, immer von Unruhe gepeinigt oder höchstens beschäftigt, die täglichen Ausgaben aufzuschreiben und die für die Fahrt mitgenommene Summe zu zählen und wieder zu zählen, sonst am Tage im Halbtraume, in der Nacht im Schlafe – so durchflogen Herr und Frau Titbury Illinois von Westen nach Osten, den Staat Indiana, dann Ohio, ferner New York und schließlich den Staat New Hampshire. Hiermit gelangten sie endlich am Morgen des 8. Mai an die Grenze von Maine, und zwar am Fuße des zur Gruppe der Weißen Berge gehörigen Mount Washington, dessen schneeiger, von Sturm und Hagel umbrauster, fünftausendsiebenhundertfünfzig Fuß (1676 Meter) aufragender Gipfel den Namen des größten Helden der amerikanischen Republik führt.
    Von hier aus kamen Herr und Frau Titbury nach Paris, dann nach Lewiston am Androscoggin, einer gewerbfleißigen Stadt mit dem gegenüberliegenden Auburn, dem Rivalen der bedeutenden Stadt Portland, jenes besten Hafens von Neuengland, der sich an der wohlgeschützten Bucht von Casco ausbreitet. Die Eisenbahn brachte sie darauf nach Augusta, der officiellen Hauptstadt von Maine, deren elegante Landhäuser an den Ufern des Kenne bec zerstreut sind. Von der Station Bangor mußten sie sich noch in nordöstlicher Richtung nach Vaskahogan begeben, wo der Schienenweg aufhört, und endlich die Post bis Princeton benutzen, das eine Nebenbahn unmittelbar mit Calais verbindet.
    In dieser Weise verlief also, unter häufiger und lästiger Vertauschung der Bahnzüge, die Fahrt von Maine bis hierher. Lustfahrer besuchten dabei freilich gern die Berggegenden, die Moränenfelder, die Seenplateaus des Landes, ebenso wie die tiefen, fast unerschöpflichen Wälder

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