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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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verbeult und aufgeschlitzt waren. Dazwischen dümpelten die stinkenden Leichen einiger Männer, die sich in der glühenden Hitze bereits aufgebläht hatten.
    Chi murmelte auf Spanisch ein Gebet.
    »Ich schätze, hier würden wir auch liegen, falls wir in den Stromschnellen gelandet wären«, sagte Gamay und hielt sich eine Hand vor die Nase. »Als wir die Männer zum letzten Mal gesehen haben, befanden sie sich auch nicht annähernd in der Nähe der Stromschnellen.«
    »Ich habe mir so etwas schon gedacht«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Irgendetwas muss passiert sein, während wir mit unserem umgekippten Boot zu tun hatten.«
    Sie musste an Joséph Conrads
Herz der Finsternis
denken, an die Szene, in der Kurtz, jener einst zivilisierte Mann, der zum Wilden geworden war, auf seinem Sterbebett flüstert: »Das Grauen … das Grauen …«
    Kurtz’ Worte hallten in Gamays Kopf wider. Sie lenkte den Prahm stromabwärts und gab mehr Gas. Noch vor Einbruch der Dunkelheit wollte sie so viele Meilen wie möglich zwischen sich und diesen Ort des Todes bringen, wenngleich sie nicht die geringste Ahnung hatte, ob nicht noch weitere Schrecken vor ihnen lagen.
28.
    Washington D. C.
    Als Perlmutter anrief und fragte, ob man sich anstatt zum Abendessen nicht auch zum Brunch treffen könnte, war Austin in zweierlei Hinsicht erfreut. Die Bereitwilligkeit des korpulenten Archivars, sich mit einem einfachen Essen im Kinkead’s zufrieden zu geben, einem beliebten Washingtoner Restaurant an der Pennsylvania Avenue, bedeutete, dass Perlmutters Nachforschungen Erfolg gehabt hatten.
    Und außerdem würde die Rechnung für ein Mittagessen kein so großes Loch in Austins Brieftasche reißen wie ein sechsgängiges Festmahl. Zumindest glaubte Austin das, bis Perlmutter sich für eine n Bordeaux entschied und dann zahllose Gerichte von der Speisekarte auswählte, als würde er in einem chinesischen Restaurant Dim Sum bestellen. »Ich möchte nicht, dass Sie glauben, Sie würden mich ausnutzen, indem Sie nur ein Mittagessen und kein Dinner bezahlen müssen«, sagte Perlmutter zur Erklärung seiner Zügellosigkeit.
    »Selbstverständlich
nicht«, erwiderte Austin und fragte sich, wie er die Rechnung für Perlmutters Fressgelage an den scharfe n Augen der NUMA-Spesenkontrolleure vorbeischmuggeln sollte. Er stieß einen stummen Seufzer der Erleichterung aus, als Perlmutter die Karte beiseite legte.
    »Sehr gut. Nun, nach unserem netten Telefongespräch habe ich meinen Freund Juan Ortega in Sevilla angerufen. Don Ortega ist einer der führenden Kolumbus-Experten, und da Sie es ein wenig eilig zu haben schienen, war ich der Ansicht, er würde uns vielleicht dabei behilflich sein können, schneller durch die Masse der verfügbaren Informationen zum Kern des Problems vorzustoßen.«
    »Gute Idee, Julien. Ich habe Ortegas Bücher gelesen und halte sie für ziemlich scharfsinnig. Konnte er weiterhelfen?«
    »Ja und nein«, sagte Perlmutter. »Er hat einige Fragen beantwortet und dafür andere aufgeworfen.« Perlmutter reichte Austin die Dokumente, die Ortega ihm aus Spanien gefaxt hatte.
    »Lesen Sie das bei Gelegenheit. Angesichts der knappen Zeit werde ich mein Gespräch mit Don Ortega kurz zusammenfassen und Ihnen verraten, was auf diesen Seiten steht.«
    Perlmutter erstattete einen Bericht über seine Erkenntnisse und hielt zwischendurch nur kurz inne, um hin und wieder an einem Brötchen zu knabbern.
    »Eine
fünfte
Entdeckungsreise«, wiederholte Austin. »Das würde sicherlich für ziemliche Unruhe unter den Historikern sorgen und nach einer Überarbeitung der Geschichtsbücher verlangen. Wie lautet Ihre fachmännische Meinung? War der Brief eine Fälschung?«
    Perlmutter hob nachdenklich den Kopf und legte einen Zeigefinger an die fleischige Wange. »Ich habe ihn mehrmals gelesen, und ich kann Ihnen trotzdem keine eindeutige Antwort geben, Kurt.
Falls
es sich um eine Fälschung handelt, ist es eine verdammt gute. Ich habe den Text mit anderen, beglaubigten Kolumbus-Dokumenten und Schriften von Las Casas verglichen. Der Stil, die Syntax, der Tonfall des Verfassers stimmen überein.«
    »Und Sie haben ja bereits darauf hingewiesen: Warum sollte jemand sich die Mühe machen, ein unechtes Dokument zu stehlen?«
    »Ganz recht, warum?«
    Der Kellner brachte den Wein an ihren Tisch. Perlmutter hielt das Glas gegen das Licht, bewegte den Inhalt leicht hin und her, atmete das Bouquet ein und trank schließlich einen kleinen Schluck. Er schloss

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