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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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erspäht, das ihr entgangen war: eine kaum erkennbare Bresche im dichten Wald.
    Schwerfällig und lautstark bahnte sich das Fahrzeug einen Weg durch das Unterholz. Der Professor hielt das Lenkrad fest umklammert und sah dabei aus wie ein verrückter Kobold.
    Sie rumpelten beinahe eine Stunde lang durch die Gegend. Chi folgte einer Route, die für Gamay völlig unsichtbar blieb, und so war sie überrascht, als er plötzlich verkündete, sie hätten das Ende des Pfades erreicht. Der Professor wendete den Wagen, wobei er fast einen halben Hektar Vegetation niederwalzte, zeigte in eine bestimmte Richtung und schaltete den Motor aus.
    »Zeit für einen kleinen Waldspaziergang.«
    Chi tauschte seinen Strohhut gegen eine Harvard-Baseballmütze aus. Der Schirm der Mütze wies nach hinten, so dass sie nicht an einem Zweig hängen bleiben konnte.
    Während er das Gepäck auslud, zog Gamay statt der Shorts eine Jeans an, um ihre Beine vor Dornen und Ranken zu schützen. Chi steckte die Arme durch die Riemen des Rucksacks, in dem sich ihr Mittagessen befand, hängte sich die Schrotflinte über die Schulter und steckte sich eine Machete samt Scheide in den Gürtel. Gamay trug einen zweiten Rucksack, der die Kamera und einige Notizbücher enthielt. Chi schaute kurz zum Stand der Sonne empor, um sich zu orientieren, und machte sich dann mit großen Schritten auf den Weg ins Dickicht.
    Gamay hatte eine athletische Statur mit langen Beinen, schmalen Hüften und mittelgroßer Oberweite. Als kleines Mädchen war sie ein echter Wildfang gewesen, der sich immer mit eine r Bande Jungen herumgetrieben, Baumhäuser gebaut und auf den Straßen von Racine, Wisconsin, Baseball gespielt hatte. Als erwachsene Frau wurde sie fitnessverrückt und interessierte sich sehr für Ganzheitsmedizin. Wenn sie mit ihrem Mann Ausflüge ins ländliche Virginia unternahm, war sie den ganzen Tag mit Laufen, Fahrrad fahren oder Wandern beschäftigt. Gamay maß einen Meter achtundsiebzig und war damit einen Kopf größer als der Professor, doch so geschmeidig und fit sie auch sein mochte, sie hatte Mühe, mit Chi Schritt zu halten. Er schien zwischen den Zweigen hindurchzuschlüpfen, die sie beiseite schieben musste. Sein geräuschloses Vordringen erweckte in Gamay die Vorstellung, dass sie sich anhören musste wie eine Kuh, die durchs Gehölz brach. Nur wenn Chi stehen blieb, um mit seiner Machete auf Kletterpflanzen einzuschlagen, die den Weg blockierten, erhielt sie Gelegenheit, wieder ein wenig zu Atem zu kommen.
    Bei einem dieser Zwischenstopps, nachdem sie soeben einen kleinen Hügel erklommen hatten, deutete er auf eine Schicht Kalksteinbrocken, die den Boden bedeckte.
    »Das hier ist Teil einer alten Maya-Straße. In ganz Yukatan verlaufen zwischen den Städten erhöhte gepflasterte Wege wie dieser. Die Bauqualität ist mindestens so gut wie die der alten Römer. Von jetzt an dürften wir leichter vorankommen.«
    Die Vorhersage stellte sich als wahr heraus. Obwohl nach wie vor dichtes Gras und Unterholz vorherrschten, erleichterte der solide Unterbau das Gehen.
    Kurz darauf blieben sie erneut stehen, und Chi wies auf eine flache Kette umgestürzter Steine, die zwischen den Bäumen verlief. »Das sind die Überreste einer Stadtmauer. Wir sind fast da.«
    Wenige Minuten später wurde der Wald lichter, und dann traten sie zwischen den Bäumen heraus auf eine Freifläche. Chi steckte die Machete ein. »Willkommen in Shangri-La.«
    Sie standen am Rand einer Ebene von ungefähr achthundert Metern Durchmesser, die mit niedrigen Büschen und vereinzelten Bäumen bewachsen war. Sonst war nichts Außergewöhnliches festzustellen, abgesehen von seltsam geformten, steilen, von Pflanzen überwucherten Erdhügeln, die sich zwischen Gamays und Chis derzeitigem Standpunkt und der Baumreihe am entgegengesetzten Ende der Fläche erhoben.
    Gamay blinzelte nach dem plötzlichen Wechsel vom Schatten ins gleißende Sonnenlicht. »Ganz so habe ich mir Utopia nicht vorgestellt«, sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Tja, in den letzten tausend Jahren ist es mit der Nachbarschaft ganz schön bergab gegangen«, klagte Dr. Chi.
    »Aber Sie müssen zugeben, dass es hier schön ruhig ist.«
    Außer ihrem eigenen Atem war lediglich das Summen zahlloser Insekten zu hören. »Ich glaube, der richtige Ausdruck lautet
totenstill

    »Was Sie hier vor sich sehen, ist die Gegend unmittelbar um den etwa viertausend Quadratmeter großen zentralen Platz einer

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