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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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gesehen hat!«
Der Krieger sah den Fürsten aufmerksam an: »Ein
guter Einwand, mein Freund. Aber wenn unser unbekannter Feind unsere Gedanken voraussieht? Wenn er
will, daß wir genau zu diesen Schlußfolgerungen
kommen? Oder wenn er uns in Wahrheit doch nach
Ichtar locken will?« Axis schwieg, um darüber nachzudenken. Als er dann wieder sprach, klang er gefährlich
leise: »Wenn er uns dazu bewegen will, nach Ichtar zu
marschieren, um uns dann von Süden aus in den Rücken
fallen zu können?«
»Dann säßen wir wirklich in der Falle«, bemerkte der
Leutnant. »Wir könnten uns nirgendwo mehr hinwenden,
wären vom Nachschub abgeschnitten …«
»Also gut, spielen wir diese Möglichkeit doch einmal
durch.« Axis erhob sich und lief in dem Zelt auf und ab.
»Wir wissen, daß irgendwo eine gewaltige Skrälingsarmee steckt. Des weiteren dürfen wir davon ausgehen, daß
die Geister diesmal von einem General angeführt werden,
der sein Handwerk versteht. Ein kluger und kühler Kopf
… der außerdem mit dem Schwert umzugehen versteht!«
Er starrte auf Jorges Klinge. »Wir liegen sicher auch
nicht falsch mit der Vermutung, daß dieser Heerführer
uns in einen Hinterhalt locken will. Belial, wenn Ihr an
seiner Stelle wärt und südlich von Jervois stündet, wo
würdet Ihr Eure riesigen Scharen dann verstecken?«
Der Leutnant zögerte mit seiner Antwort, während er
in Gedanken alle Möglichkeiten durchspielte. »Die
Westberge böten sich von selbst an, aber dort treiben sich
zu viele von unseren Aufklärern und Patrouillen herum,
um lange unentdeckt zu bleiben. Vielleicht im Osten
Aldenis … im großen Nordrabogen, bei Kastaleon.«
Magariz schüttelte den Kopf: »Nein, dort sind unsere
Ikarier auch schon gewesen.«
»Die Skrälinge könnten sich in Schneehöhlen oder verwehungen verstecken und dort auf uns lauern«, blieb
Belial bei seiner Vermutung.
Die drei Männer schüttelten sich bei der Vorstellung,
durch ein Land zu marschieren, in dem plötzlich
Schneewehen lebendig wurden.
»Ich kann nur hoffen, daß Ihr damit falsch liegt«,
murmelte der Krieger. »Habt Ihr sonst noch eine Idee?«
Er sah seine beiden ranghöchsten Offiziere erwartungsvoll an, aber nach einer Weile schüttelte der eine wie der
andere den Kopf.
»Also gut.« Axis stellte sich an die Kohlenpfanne.
»Ich habe jedenfalls nicht vor, hier so lange zu verweilen, bis sich die Falle um mich geschlossen hat. Gebt
Euren Einheiten den Befehl, daß wir im Morgengrauen
aufbrechen und wieder nach Süden ziehen. Wenn die
Geister uns schon fressen wollen, sollen sie sich gefälligst zu uns bemühen.«
Axis lag auf seinem Feldbett, hatte sich so fest wie
möglich in seine Decken gewickelt und ließ im Halbschlaf seine Gedanken wandern. Er hatte von Aschure
geträumt, von ihrem Geruch, ihrem Lachen und davon,
wie es sich anfühlte, wenn sie in seinen Armen lag. Die
junge Frau ging ihm nur selten aus dem Sinn. Als der
Krieger dann erwacht war, fragte er sich, ob Aschure sich
wohl an diesem Abend über die Ratlosigkeit der drei
Feldherren belustigt hätte. Ob sie schallend gelacht und
dann erklärt hätte, daß sie genau wisse, wo die Skrälinge
sich aufhielten. Aber seine Gemahlin befand sich weit
fort im Süden und hatte Sternenströmer an ihrer Seite,
um über sie zu wachen. Er wünschte sich, daß sie bei ihm
wäre.
Und er dann noch lebte.
Grummelnd wälzte sich der Krieger auf dem Lager hin
und her und zwang seine Gedanken schließlich in eine
andere Richtung. Ungebeten erschien das Bild von
Faraday in seinem Kopf. Sie wirkte entkräftet und
übermüdet, fast so jämmerlich anzuschauen wie Aschure
mit ihren Zwillingen im Bauch, als er sie zum letzten
Mal gesehen hatte. Aber Faraday lächelte jemandem zu,
und das bestärkte Axis in dem Gefühl, daß es ihr doch
gut ginge. Wenigstens befand die Edle sich weit weg und
nicht in Gefahr. Im Südosten Tencendors trieben sich
noch keine Skrälinge herum, um ihr die Kehle aufzureißen.
Damit beherrschten die Geisterkreaturen erneut seine
Gedanken. Der Sternenmann öffnete die Augen und
starrte an die Zeltdecke, die sich im Wind bewegte.
Irgendwo mußten diese Wesen sich doch verkrochen
haben. Wieder fingen seine Gedanken an zu wandern,
und er ließ ihnen freien Lauf. Aber er gab ihnen eine
Richtung vor: Seine Kenntnisse über den Westen
Tencendors …
Die Skrälinge konnten sich erst vor kurzem versteckt
haben. Eine, höchstens zwei Wochen waren ihnen dazu
geblieben.

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