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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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königliche Heer im Süden vernichtend schlagen, sobald er all seine Krieger zu einer gewaltigen Streitmacht vereint hat!«
    Ein Hustenanfall schüttelte den Boten, und er setzte sich im Bett auf, ehe er fortfuhr: »Eile ist geboten! Wenn unser König der Übermacht im Süden trotzen will, braucht er die Krieger seines Feldherrn Gendelor, der im Osten den Breiten Pass sichert. Daher hat mich der König auf der schnellsten Echse seines Stalles nach Osten zum Breiten Pass entsandt. Ich soll Gendelor die Nachricht überbringen, eilends mit seinen Mannen nach Süden aufzubrechen, um dem König und seinen Kriegern im Kampf beizustehen.
    Auf meinem Ritt nach Osten fiel ich jedoch feindlichen Spähern in die Hände, die mich in einen Kampf verwickelten und schwer verwundeten. Zwar bin ich ihnen wie durch ein Wunder entkommen, doch schon bald verließen mich die Kräfte und ich beschloss, einen Umweg in Kauf zu nehmen und zum nächstgelegenen Dorf zu galoppieren. Nun bin ich hier, und wir müssen schleunigst handeln!«
    Nachdem die Ältesten den Bericht des Boten gehört hatten, beratschlagten sie, was nun zu tun sei. Den verwundeten Reiter quälte das Wundfieber, und er war außerstande, die Botschaft zu überbringen. Ersatz musste her, doch wen sollte man schicken? Alle gesunden, kampftauglichen Männer hatten sich dem königlichen Heer angeschlossen. Die im Dorf verbliebenen Männer waren allesamt zu alt und gebrechlich, um einen solchen Gewaltritt leisten zu können, wie ihn der Botengang verlangte. Man überlegte hin und her und fasste schließlich noch in derselben Nacht den Entschluss, die ältesten Knaben des Dorfes mit der Aufgabe zu betrauen. Nur drei Jungen kamen in Frage, und aus ihnen wählte man Thyko und Kel aus.
    Am nächsten Morgen rief der Rat die beiden Jungen in aller Frühe zu sich und fragte sie, ob sie sich bereit erklärten, den dringlichen Auftrag zu übernehmen. Kel erklärte, er kenne den Weg zum Breiten Pass nicht; er zählte erst siebzehn Lenze und hatte das Dorf bislang nur selten verlassen müssen. Im Osten des Landes kannte er sich nur schlecht aus, und bereits nach einem Tagesritt würde er in Gebiet gelangen, das er noch nie zuvor betreten hatte.
    Thyko indes wollte den Auftrag mit Begeisterung annehmen und erklärte, er würde sich notfalls ganz alleine auf den Weg machen. Er und sein älterer Bruder stammten aus dem Osten und hatten sich erst vor einigen Jahren in Kels Dorf niedergelassen, um eine Töpferei zu gründen. Bevor Thykos Bruder sich dem Heer des Königs angeschlossen hatte, waren sie einmal im Monat gen Osten in die Stadt Kor gereist, um dort ihre Waren gegen andere Güter einzutauschen. Thyko versicherte, er könne den Weg zum Pass sogar im Schlaf finden und brauche keinen Begleiter.
    Der Rat bestand jedoch darauf, dass die Reise für einen Knaben allein zu gefährlich sei. Zwei Knaben könnten sich gegenseitig schützen und Mut zusprechen, die Strapazen des Rittes zu ertragen.
    Kel erklärte sich schließlich dazu bereit, die Reise unter Thykos Führung anzutreten, und nachdem man die beiden Jungen für den Ritt ausgestattet hatte, brachen sie mittags auf.
     
     
    Inzwischen waren sie schon einen vollen Tag unterwegs, und Kel bedauerte seine Entscheidung. Noch knapp drei Tage bis zum Breiten Pass, wo sie dem Feldherrn Gendelor das Pergament übergeben sollten. Am Siegel würde Gendelor erkennen, dass er dem Überbringer der Botschaft vertrauen konnte, und dann würde er mit seinen Mannen unverzüglich zum Sandertal aufbrechen, um das Heer des Königs zu verstärken – oder schlimmstenfalls in die bereits entbrannte Schlacht einzugreifen.
    Thykos und Kels Echsen schnauften schwer, während sie über die weite Ebene galoppierten. Soweit das Auge reichte, sah man nichts als saftiges Gras und vereinzelte Bäume. Die vielen Blüten der verschiedenen Pflanzen, die ringsum aus dem Gras sprossen, verbreiteten einen angenehm süßlichen Duft, und wäre die sengende Hitze nicht gewesen, hätte Kel den Ritt womöglich genossen. Das verschwitzte blonde Haar klebte ihm an Stirn und Wangen, und als er es sich zu einem Zopf zusammenband, verspürte er gleich die sanfte Kühle des Reitwindes.
    »Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, wo wir sind«, rief er Thyko zu, der ein Stück voraus ritt. »Bist du auch wirklich ganz sicher, dass wir noch nach Osten reiten?«
    »Ich bin mir ganz sicher«, antwortete Thyko. »Mein Bruder und ich sind die Strecke oft genug geritten. Orientiere dich

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