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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Obwohl sie keine besonders geübte Reiterin war, kam sie gut voran. Ihr erstes Pferd hatte ihr leidgetan, denn das arme Tier war nach zwei Tagen völlig ausgepowert gewesen. Nach einem ganzen Tag im Galopp sah nun auch ihr neues Pferd müde aus.

    Unterwegs hatte Femke jede Menge Zeit zum Nachdenken. Shalidars rätselhafte Abschiedsworte belasteten sie schwer. Was war ihr entgangen? Woher hatte Shalidar gewusst, dass der Kaiser sie auf diese Reise schicken würde? Oder hatte er einfach nur geraten? Was hatte er vor? Handelte er im Wissen des Kaisers oder spielte er sein eigenes Spiel? Nie war das Intrigennetz in Shandrim so eng gewoben gewesen und trotzdem schickte der Kaiser sie zu einem Zeitpunkt aus der Stadt, da Femkes Wissen und Fähigkeiten ihm mehr hätten nützen können denn je. Der Kaiser war kein Narr. Er tat nichts ohne guten Grund. Was also trieb ihn dazu?
    Femkes Pferd schnaubte und begann, am Wegesrand Gras zu fressen. Es war höchste Zeit, sich wieder einmal die Beine zu vertreten, beschloss Femke, rutschte vom Pferderücken und kam schwankend zum Stehen.
    »Bei Shand!«, murmelte Femke. »Ich werde noch monatelang breitbeinig durch die Gegend laufen!«
    Da ihr Pferd zufrieden mampfte, ging Femke auf und ab und ließ sich noch einmal alles durch den Kopf gehen. Dann blieb sie einen Augenblick stehen, schloss die Augen und rief sich den mit Pergamenten und Zetteln übersäten Schreibtisch des Kaisers in Erinnerung. Etwas hatte nicht gestimmt. Femke spürte, dass nur noch ein kleines Puzzleteilchen fehlte, damit alles einen Sinn ergab.
    Plötzlich weiteten sich Femkes Augen. Sie blieb stehen und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Natürlich! Der Kaiser ist gar nicht der Kaiser. Er ist ein Schwindler!«
    Warum hatte sie es nicht früher erkannt? Je länger sie drüber nachdachte, desto mehr Ungereimtheiten kamen ihr in den Sinn. Das merkwürdige Gefühl, das sie in seiner Gegenwart hatte, hätte sie gleich auf die richtige Fährte bringen müssen. Doch die Ähnlichkeit war so groß, dass es
sich um Zauberei handeln musste. Sogar die Stimme war die des Kaisers. Die eine oder andere Redewendung war vielleicht ungewohnt und die Ausdrucksweise einen Hauch anders. Doch abgesehen davon war die Täuschung so hervorragend gewesen, dass sie darauf hereingefallen war wie alle anderen.
    Im Palast hatte niemand eine Ahnung, überlegte sie – bis auf Shalidar. Er musste Bescheid wissen, sonst wäre er nicht so überheblich gewesen. Ja, das war es. Shalidar wusste es, und der Kaiser, der falsche Kaiser, vermutete wohl, dass Femke ebenfalls Verdacht geschöpft hatte. Deshalb war er so versessen gewesen, sie aus dem Weg zu schaffen. Erst hatte er sie beauftragt, Barrathos zu finden, und nun diese Reise. Es passte alles zusammen.
    »Ich Idiotin!«, schalt sich Femke laut. »Bei Shand, allein auf dem Schreibtisch gab es mehr Hinweise als Brotlaibe in einer Backstube.«
    Die Notizen in der ihr fremden Handschrift stammten nicht von einem Spion, sondern von dem Schwindler selbst. Aus diesem Grund waren sie auch unvollständig. Das Tintenfass hatte links gestanden, doch der Kaiser war Rechtshänder. Und dann das offensichtlichste Indiz, der Wein. Auch der Kaiser hatte gern einen guten Tropfen getrunken, allerdings nie tagsüber. Femke hatte es auf die Unruhen in Shandrim geschoben, dass er am helllichten Tage einen Schluck gebraucht hatte. Nun fiel ihr auch ein, dass der Kaiser das Glas in der linken Hand gehalten hatte. Wochenlang war ihr das entgangen.
    Wer also war dieser Schwindler? Wie hatte er es geschafft, genauso auszusehen wie der Kaiser? Nur einer kam dafür infrage: der Zauberlord Vallaine. Keiner sonst hatte ein so offensichtliches Motiv! Femke hätte ein Pfund pures Gold gegen einen Kupfer-Sennut gewettet, dass sie mit ihrer
Vermutung richtig lag. Es passte einfach alles zusammen. Der Kaiser hatte die Jagd auf Vallaine eröffnet und der Zauberlord hatte zurückgeschlagen. Aber welche Rolle spielte Shalidar dabei?
    Es wurde jetzt schnell dunkel und auch empfindlich kalt. Femke musste sich entscheiden, was sie im Lichte dieser neuen Erkenntnisse zu tun gedachte. »Erledige ich meine Aufgabe oder kehre ich nach Shandrim zurück?«, murmelte sie zitternd. Eine eisige Brise fuhr ihr durch die Kleider und ließ sie frösteln.
    Die Entscheidung war nicht einfach. Wenn sie den thrandorischen Kämpfer aufspürte, würde sie wahrscheinlich mehr darüber erfahren, was Vallaine mit ihm vorhatte. Andererseits hatte

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