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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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daran zu denken, die Priesterin töten zu müssen. Auch darüber, was die Horkas dann mit ihm anstellen würden, wollte er lieber nicht nachdenken. Aber er kam auch gar nicht mehr dazu, denn sie betraten in diesem Augenblick eine riesige Höhle, und Jubel empfing sie. Gideon sah sich unbehaglich um.
    Es war offensichtlich, dass hier nicht der erste Kampf stattfinden sollte. Ein Rund von circa acht Pferdelängen wurde von einer Palisade begrenzt. Angespitzte Hölzer zeigten aus den mannshohen Stämmen ins Innere. In der Mitte ragte ein hoher Pfahl empor. Mehrere kleine Feuer brannten in der Arena. Um sie herum lagen Dolche, deren gebogene Klingen vielleicht zwei Handspannen maßen. Der Boden war mit eigenartigem weißem Sand bestreut. Rund um die Palisade waren erhöhte Sitzreihen für die Zuschauer aufgebaut worden.
    Gideon fragte seinen Führer etwas und keuchte nach dessen langer Antwort auf. Die Horkas lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schultern.
    »Was ist?«, fragte Rhonan.
    Der Verianer sah ihn kummervoll an und rang die Hände. »Ich hab gefragt, was das für Sand ist.« Er schüttelte sich heftig, bevor er fortfuhr: »Es sind die gemahlenen Knochen der Verlierer. Sie geben verurteilten Stammesbrüdern oder gefangenen Warmländern gern mal die Gelegenheit, um ihr Leben zu kämpfen. Ein Warmländer hat noch nie Erfolg gehabt. Sie sagten, dir würde eine große Ehre zuteilwerden, denn du wärst der erste Nicht-Horka, der gegen ihren Häuptling antreten dürfte, aber hier würdest du auch enden.«
    »Gemahlene Knochen? Viel übrig lassen die von ihren Feinden tatsächlich nicht!«
    Caitlin fand das überhaupt nicht lustig, sondern schnappte hörbar nach Luft. »Wie grauenhaft! Oh Göttin, hilf! Ich will das nicht, ich kann das nicht … und ich möchte lieber draußen warten!«
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, als zwei Horkas sie auch schon packten und weiter in die Arena schubsten. Sie kreischte wild auf und trat um sich. Die Zuschauer grölten vor Begeisterung und trampelten mit den Füßen. Kaum hörte sie das, verstummte sie und hob würdevoll den Kopf.
    »Gut so, Prinzessin!«, lobte Rhonan. Missmutig betrachtete er dann die kurzen Waffen. So nahe hatte er dem haarigen Gegner eigentlich nicht kommen wollen. Schwerter, Äxte oder Spieße wären ihm wesentlich lieber gewesen, aber die Horkas wollten wohl die Vorteile aufseiten ihres Häuptlings halten.
    Auch Gideon betrachtete die Dolche, allerdings mit ganz anderen Gefühlen. Er war eher erleichtert. Die kurzen Waffen sahen nämlich wesentlich ungefährlicher aus als Rhonans Schwert oder gar Äxte.
    Caitlin war zum Pfahl gebracht worden. Erst hier bemerkte sie zwei Seile, die daran hingen. Deren Enden wurden um ihre Handgelenke gebunden, allerdings so, dass sie ihre Arme noch frei bewegen konnte. Wie versteinert ließ sie alles über sich ergehen, schloss die Augen und schickte stumme Gebete zu Haidar.
    Die Horkas ließen Rhonan derweil durch Gideon auffordern, sein Hemd auszuziehen, da man das Blut dann besser sehen könne. Dem Verianer versagte bei der Übersetzung fast die Stimme, aber der Prinz kam der Aufforderung umgehend nach und blinzelte ihm zu. »Jetzt guck doch nicht so! Ich hätte es ohnehin ausgezogen. Es schützt nicht, und ich habe nur noch ein anderes. Also pass gut darauf auf!«
    Gideon wollte noch etwas sagen, wurde jetzt aber unsanft hinausgestoßen.
    Der Prinz schaute sich in der Arena um und versuchte, sich einzuprägen, wo die Feuer waren, ging dann zur Prinzessin und stellte sich vor sie. Sie zitterte, war weiß wie Schnee und hatte die Augen zusammengepresst.
    »Mach die Augen auf, Caitlin! Sieh gleich zu, dass du immer mich oder zumindest den Pfahl zischen dir und unserem Gegner hast! Hörst du? Du kannst das!« Er lächelte sie an, als sie widerstrebend die Lider hob.
    »Ich fühle mich furchtbar«, hauchte sie. »Ich glaube, ich werde ohnmächtig. Könntest du mich bitte in den Arm nehmen und mir versprechen, dass alles gut wird?«
    »Aber ja!« Unter dem Gejohle der Zuschauer zog er sie an sich. »Nicht weinen, Kleines!« Er wischte mit dem Daumen eine Träne weg. »Wir schaffen das schon. Haben wir bisher nicht alles irgendwie überstanden? Hab Vertrauen!«
    »Ich versuch es ja!«, schluchzte sie. »Ich versuche es wirklich, aber muss ich denn auch noch zusehen? Mir graut so davor. Wenn er dich verletzt, ich weiß nicht, ob ich das mit ansehen kann. Du weißt, dass ich kein Blut sehen kann, und schon gar nicht

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