Das Vigilante Prinzip (German Edition)
kommen jetzt unverzüglich mit uns. Lassen Sie das Gerät fallen.«
»Keine Ahnung?« Kane stieß ein abgehaktes Lachen aus. »Keine Ahnung? Von welcher Behörde seid ihr eigentlich?«
Er blickte wieder zurück und sah die Dienstmarke. Auf die Entfernung war nicht zu erkennen, welchem Verein die beiden angehörten.
Die Marke.
Kanes Blick fiel auf die Waffe. Ein Revolver. Er sah zu dem Mann an der Tür. Eine Halbautomatik. Klein. Handlich. Er hatte sie in unzähligen Bond-Filmen gesehen. Eine Walther PPK.
Die beiden Männer waren keine Bundesagenten.
*
Etwa zur selben Zeit öffnete Mark Vigilante die Tür seines Apartments, um den Hacker Wolverine hereinzulassen. Doch bevor der Junge einen Fuß über die Schwelle setzen konnte, läutete Vigilantes Handy und er ging ran. Mit der anderen Hand bedeutete er seinem Gast, zu warten.
»Jed? Ich bin es, Delvecchio vom zweiten Distrikt.«
»Hi, Del. Was verschafft mir die Ehre?«
»Du bist doch auf der Suche nach einer nicht ausgeschriebenen Fahndung.«
»Woher weißt du davon?«, fragte Vigilante und hinderte Wolverine daran, sich an ihm vorbei in die Wohnung zu schleichen. Er warnte den Hacker mit einem eindringlichen Blick.
»Mein Lieutenant hat einen Anruf vom FBI bekommen. Von einem Agent Ginsterberg.«
»Ah, der gute alte Temp.« Ginsterberg war Vigilante aus seiner Zeit beim Secret Service bekannt und offenbar stand er in Kontakt zu Madame Dunoire.
»Jedenfalls soll ich dich anrufen, wenn mir irgendetwas Ungewöhnliches gemeldet wird«, sagte Delvecchio.
»Schieß los.«
»Uns wurde eine verdächtige Person in Georgetown gemeldet. 3315 M Street Northwest. Ein Lokal namens Leopold's Kafe. Wir haben eine Streife hingeschickt, wurden aber vom Marshal Büro angerufen, dass man bereits alles unter Kontrolle hätte und zwei Deputy Marshals sich mit dem Verdächtigen befassen.«
»Hm«, machte Vigilante. »Vielleicht ein Undercovereinsatz.«
»Vielleicht.« Delvecchio machte eine Pause. »Du kennst mich, Jed. Wenn mich irgendwer anruft und sich für Gott weiß wen ausgibt, hake ich nach. Ich habe beim Büro des Marshals angerufen und wollte mir den Einsatz bestätigen lassen. Jetzt halt dich fest, die haben niemanden da draußen.«
»3315 M Street? Kafe Leopold?«
»Yep.«
»Bin unterwegs. Ich schulde dir was, Del.«
»Solange du dich daran erinnerst, Jed.«
Vigilante legte auf, griff nach den Apartmentschlüsseln auf einem Beistelltisch neben der Tür und packte mit der anderen Hand Wolverines Schulter. Er zog den Jungen mit sich und schleifte ihn bis zum Aufzug durch den Gang.
»Moment mal, Alter, was soll der Scheiß?«
»Wir müssen uns um was kümmern.«
»Wir?«
Die Kabinentür öffnete sich. Vigilante schubste den Burschen hinein und drückte die Taste für die Tiefgarage.
»Hey, Mister, ich rede mit Ihnen. Ich bin hier, weil Sie Informationen haben wollten, nicht weil ...«
»Wir fahren nach Georgetown«, unterbrach ihn Vigilante mit einem Grinsen. »Je nach Verkehr hast du weniger als fünfzehn Minuten Zeit, mir alles zu erzählen. Ich denke, wir schaffen es in zehn.«
*
Angesichts der Waffen und der Tatsache, dass die beiden vermeintlichen Bundesagenten keinen Schimmer hatten, womit sie es zu tun hatten, ergab sich Judas Kane. Er konnte ihnen mit Computerviren drohen wie er wollte, sie würden ihn und die Situation nicht Ernst nehmen und die Bedeutung für die U.S. Regierung nicht einmal erfassen. Selbst wenn, war es ihnen vermutlich egal, da sie gar nicht für Uncle Sam arbeiteten.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte der Mann mit dem Revolver und schwenkte die gefälschte Dienstmarke.
Der andere trat vor, legte eine Hand auf Kanes Schulter, platzierte sich hinter ihn und drückte ihm den Lauf der Pistole in den Rücken.
»Gehen Sie.«
Kane hielt die Hände mit dem Tablet und der Post immer noch hoch. Er bewegte sich auf die Tür zu und suchte nach einer Ablenkungsmöglichkeit.
Vergiss es , dachte er. Schlag es dir einfach aus dem Kopf.
Vor der Tür blieb er stehen.
»Öffnen«, sagte der Typ hinter ihm.
»Dazu müsste ich eine Hand ...«
» Öffnen! «
»Schon gut, schon gut.« Kane ließ die Post fallen und streckte den Arm nach der Klinke aus. Die Polizeisirenen wurden lauter. Er blickte aus dem Fenster und glaubte, die Streifenwagen mussten jeden Moment in die Straße einbiegen.
Was dann?
Kane öffnete die Tür und trat nach draußen. Es gab zwei Möglichkeiten, das Café zu verlassen. Entweder über
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