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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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suchte eine Antwort.
    »Dann wird es eben nicht regnen, fertig«, sagte er viel zu schnell. »Und wenn, dann halt nachts. In München regnet es sowieso nur in der Nacht.«
    So kam Billy nicht weiter. Entweder war der Euro einfach noch zu bekifft, um vernünftig zu werden, oder er war tatsächlich derart von sich und seiner Idee überzeugt, daß er für schlagende Argumente nicht mehr zugänglich war. Es wurdealso langsam Zeit für etwas härtere Wahrheiten. Der Trumpf kam ins Spiel.
    »Und was ist mit den Bullen?« fragte Billy.
    »Was soll damit sein?« fragte der Euro zurück und zuckte nicht mal.
    Billy glaubte es nicht.
    »Entschuldigung? München liegt in Bayern, richtig? Und sag mir, wenn ich falsch liege, aber beim Thema Drogen verstehen eure Bullen nicht wirklich Spaß, was man so hört. Da bist du ja schon mit einem Fuß im Knast, wenn du nur einen Filter baust.«
    »Stimmt. Aber nur, wenn sie dich dabei erwischen«, sagte der Euro.
    »Und dich erwischen sie natürlich nicht, oder was?«
    »Bist du krank? Ich bin der Euro und kein dahergelaufener Penner. Ich laß mich nicht erwischen. Von niemand.«
    Langsam wurde es anstrengend, fand Billy. Der Euro war eine harte Nuß. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Noch nicht.
    »Hast du mal überlegt, was du da für eine Welle machst?« startete er seinen nächsten Versuch. »Da rennt jemand zehn Wochen in der Stadt rum und quatscht jeden Idioten an, ob er nicht einen Joint kaufen will. Das macht doch die Runde. München ist schließlich keine Großstadt. Da muß nur einer dabei sein, der das scheiße findet und zur Polizei geht. Und dann haben sie dich. Perfekte Personenbeschreibung inklusive.«
    An dieser Stelle fing der Euro an zu lachen.
    »Ich glaube, ich muß da mal was Grundsätzliches klarstellen, mein Lieber. Ich bin kein Anfänger mehr, klar? Ich bin vielleicht erst 25, aber trotzdem bin ich Profi. Ich weiß, was ich tue. Ich kenn mich aus. Und du kannst mir ruhig glauben, daß ich mir über solche Sachen wie die Bullenfrage Gedanken gemacht habe. Und zwar schon vorher und von ganz alleine.«»Großartig. Glückwunsch, echt. Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Wozu habe ich eine Maskenbildnerin als Freundin?« fragte der Euro zurück und grinste breit dabei. »Ich geh natürlich inkognito. Mit Perücke, unauffälligen Klamotten und geschminkt. Von meinem Tiger höchstpersönlich. Alles schon ausprobiert. Und ich sag dir, die Kim braucht keine fünf Minuten, dann sehe ich aus wie Paul Breitner.«
    Jetzt mußte Billy lachen. Aus Resignation.
    »Du bist so was von irre«, sagte er. »Läßt du dir auch Visitenkarten drucken?«
    »Hab ich schon, danke«, sagte der Euro und ließ sich nicht weiter drauf ein. »Und was die Cops betrifft, eins noch. Die habe ich im Griff, vertrau mir. Ich kenne die Brüder. Ich weiß, wie sie denken, ich weiß, wie man mit ihnen umgehen muß und vor allem weiß ich, daß ich keine Angst vor ihnen habe. Für die bin ich einfach zu gut. Und auch viel zu schnell.«
    Billy schüttelte den Kopf. Es ging nicht anders. »Das glaubst du wirklich, oder?« fragte er.
    »Ich schon«, antwortete der Euro. »Du etwa nicht?«

Moral mal anders.
    Bei aller Kritik, die Billy an der Joint-Idee vom Euro auch übte, eine Frage der Moral war es für ihn nicht. Dazu hatte er längst eine neue Perspektive eingenommen, die ein wenig über den Dingen stand. Denn klar, der Euro war ein Gauner. Er verstieß gegen das Gesetz. Punkt. Aber das taten unzählige andere Menschen eben auch. Und genau da entstand für Billy nun der Unterschied.
    Irgendwann hatte er den Euro nämlich gefragt, wie er sich dabei fühlte. Ob er sich nicht schlecht dabei vorkäme. Kurz, ob er keine Skrupel habe, bei seinen Deals. Das wollte er wissen. Die Wahrheit. Weil sie ihn interessierte. Und weil er essich bis dahin nicht vorstellen konnte. Doch dann holte der Euro aus und haute der Moral mit dem Hammer auf den Kopf.
    »Ich nehme es nicht von den Armen und auch nicht von den Kranken, kapiert? Und ich bringe auch keinen um«, begann er seine Klarstellung. »Okay, ich nehme das mit den Gesetzen nicht so ernst. Aber na und? Die echten Schweine sitzen ja wohl woanders. Schau bitte mal in die Politik. Mir muß keiner erzählen, daß da alles korrekt abgeht. Und dann die Wirtschaft. Die großen Firmen hauen ins Ausland ab und schmeißen hier die Leute raus. Oder die ganzen Steuerflüchtlinge. Die Milliardäre! Alle ab in die Schweiz. Oder nach Luxemburg. Egal wohin, das ist

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