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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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wo du gesteckt hast?«, fragte Sophia. »Warst du bei diesem Sebastian? Ich konnte es kaum fassen, dass er gestern Abend einfach so hereingeschneit ist. Ich … ich weiß nicht, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten soll.« Sie zupfte an den Aufschlägen ihres Morgenmantels.
    »Nein, Mama. Ich war gestern Nacht nicht bei Sebastian.«
    »Nun, es gefällt mir nicht, wenn du um diese Uhrzeit nach Hause kommst, vor allem in Anbetracht all dessen, was gerade beim Madam los ist. Ehrlich, Paxton, was ist bloß in dich gefahren?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Paxton und ihre Mutter hatten sich in Paxtons Kindheit immer gut verstanden. Aber das mochte wohl daran liegen, dass Pax das Gefühl gehabt hatte, ihr bliebe nichts anderes übrig. Ihre Mutter hatte gewissenhaft bestimmte Zeiten eingeplant, in denen sie ihre Mutter-Tochter-Beziehung pflegten. Als Paxton ins Teenageralter kam, hatten ihre Freundinnen sie darum richtig beneidet. Alle wussten, dass weder Paxton noch Sophia am Sonntagnachmittag verfügbar waren, weil sich die beiden dann immer zu Popcorn und Schönheitspflege trafen. Mutter und Tochter verbrachten die Sonntagnachmittage im Fernsehzimmer bei kitschigen Filmen und probierten neue Kosmetika aus. Paxton erinnerte sich auch noch gut daran, wie ihre Mutter Kleider, die sie bestellt hatte, in ihr Schlafzimmer brachte. Sie war dann kaum noch auszumachen hinter all dem Taft, wenn es um förmliche Tanzveranstaltungen ging. Mit dem größten Vergnügen hatte sie Paxton immer bei der Kleiderwahl geholfen. Sophia verfügte wirklich über einen ausgesprochen guten Geschmack. Paxton entsann sich noch der Kleider, die ihre Mutter vor über fünfundzwanzig Jahren getragen hatte. Unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingegraben waren glänzende blaue, glitzernde weiße, zarte rosafarbene Gewänder. Sie wusste noch gut, wie sie ihre Eltern beim Tanzen auf Wohltätigkeitsbällen oder ähnlichen offiziellen Ereignissen beobachtet hatte. Schon in jungen Jahren hatte sie gewusst, dass sie sich das auch für sich wünschte. Nicht die Kleider – obwohl sie eine ganze Weile lang geglaubt hatte, das wäre die Hauptsache –, sondern den Traum, mit dem Mann, den sie liebte, zu tanzen und sich von ihm so halten zu lassen, als würde er einen nie mehr loslassen wollen.
    Erst im vergangenen Jahr hatte sich das Verhältnis zu ihrer Mutter verschlechtert, und allmählich begriff Paxton auch, warum. Sie und ihre Mutter hatten nie eine Erwachsenenbeziehung gehabt. Der Weg dorthin erschien Paxton so, als versuchte sie, durch dicken Morast zu waten, einen mühsamen Schritt nach dem anderen.
    Paxton arbeitete sich langsam zur Verandatür vor. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest? Ich muss mich umziehen, und dann muss ich wieder weg. Colin hat mich heute früh angerufen. Ich treffe ihn auf der Wache. Dort wollen wir herausfinden, was wir tun können, damit die Polizei den Fundort am Madam freigibt und wir den Baum einpflanzen können.«
    Sophia lächelte. »Colin und seine Bäume.«
    Nun lächelte auch Paxton. Colin hatte tatsächlich immer eine ganz besondere Beziehung zu Bäumen gehabt und seine halbe Kindheit bei den Hickorybäumen auf dem Anwesen verbracht. Stundenlang konnte er unter einem Baum liegen und die Äste anstarren, als ob dort die Geschichte der ganzen Welt zu finden wäre.
    Plötzlich verschwand Sophias Lächeln. »Nur weil er am Tag seiner Heimkehr die ganze Nacht weg war, heißt das noch lange nicht, dass du das auch kannst.«
    An diese Doppelmoral war Paxton mittlerweile gewöhnt. Sophia hatte all ihre Bemühungen darauf gerichtet, Paxton nach ihren Vorstellungen zu formen, aber auf Colin hatte sie kaum einen Einfluss gehabt. Alle gingen davon aus, dass Colin auf irgendeine geheimnisvolle Weise, wie sie nur Männern verständlich war, von seinem Vater auf dem Golfplatz geprägt werden würde. Aber Colin hatte sich von den unausgesprochenen Erwartungen seines Vaters losgesagt, und zu dem Zeitpunkt war es für seine Mutter zu spät gewesen, ihn in die richtige Spur zu bringen.
    Sophia erhob sich seufzend. Sie sah sich schläfrig-träge in der Küche um. »Ich lege mich bis zum Frühstück noch einmal hin. Nola, weck mich bitte, falls ich eingeschlafen sein sollte.«
    Nola und Paxton blickten Sophia nach, die wie in einem alten Film aus der Küche schwebte. »Bleibst du zum Frühstück?«, fragte Nola, als Paxton sich ebenfalls zum Gehen anschickte.
    Paxton schluckte. »Nein. Ich glaube nicht, dass ich im Moment etwas

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