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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ich hab ihm geglaubt, und jetzt hat er das getan …«
    Der Müller legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Ihr solltet nicht fortgehen aus England, Thane. So viele tapfere Engländer sind bei Hastings und Stamford Bridge gefallen. Jeder, der übrig ist, wird gebraucht.«
    Cædmon ließ die Hände sinken. »Wie meinst du das?«
    Der Müller sah ihm in die Augen. »Habt Ihr je von Hereward dem Wächter gehört?«
    Cædmon winkte müde ab. »Ein Gesetzloser mit einer Bande von Strolchen. Damit will ich nichts zu schaffen haben.«
    »Normannische Reden«, knurrte der Müller mißfällig. »Hereward ist ein englischer Thane genau wie Ihr! Aber anders als Ihr weiß er, wo er steht!«
    »Hengest!« rief seine Frau erschrocken aus.
    »Ihr solltet nicht vorschnell urteilen«, fuhr der Müller gemäßigter fort. »Hereward will nichts, als seinem Volk zu seinem Recht verhelfen. Und jeden Tag schließen sich ihm neue Männer an. Unter seiner Führung könnte es einen geeinten, schlagkräftigen Widerstand geben.« »Ja, aber zu welchem Zweck, Hengest? Um was zu erreichen?«
    »Was schon? Das verdammte Normannenpack zurück über den Kanal zu jagen!« Der Müller schlug sich nachdrücklich mit der Faust aufs Bein. Cædmon schüttelte mutlos den Kopf. »William ist der gesalbte König.« »Wenn er tot ist, nicht mehr.«
    »Mann, du redest dich um Kopf und Kragen«, jammerte die Müllerin leise.
    Cædmon warf ihr einen überraschten Blick zu. Er hätte nicht gedacht, daß sie ihm mißtraute. Aber er ging nicht darauf ein, sondern sagte zu Hengest: »Ich kann irgendwie nicht daran glauben, daß Hereward gelingen soll, was Harold Godwinson nicht konnte. Aber einmal angenommen, der Widerstand wäre erfolgreich. Wer, denkst du, sollte dann König von England werden?«
    »Edgar Ætheling natürlich«, erwiderte der Müller. »Er steht dem Thron am nächsten.«
    Cædmon schüttelte langsam den Kopf. »Er würde England kein Glück bringen. Er ist schwach und ein Feigling.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?« fragte der Müller entrüstet.
    Cædmon hob kurz die Schultern. »Ich kenne ihn, und ich weiß, welches Spiel er seit Hastings gespielt hat. Er würde England im Handumdrehen an die Dänen verlieren, er wäre niemals in der Lage, sie uns vom Leib zu halten. Das«, fügte er beinah verzweifelt hinzu, »kann nur William der Bastard.«
    Hengest betrachtete ihn kopfschüttelnd. Ein halb verächtliches, halb mitleidiges Lächeln lag auf seinen Lippen, als er schließlich murmelte: »Und Ihr wollt behaupten, Ihr wäret fertig mit ihm?«

Helmsby, Dezember 1069
    »Wer seid ihr, und was wollt ihr?« fragte der Soldat barsch.
    Hyld sah ihn unverwandt an. Ihr ausgemergeltes Gesicht schien nur aus Augen zu bestehen. Sie fand keine Worte. Die vergangenen fünfWochen ihres Lebens waren strapaziöser, entbehrungsreicher und entsetzlicher gewesen als alles, was sie sich jemals hätte vorstellen können. Je hungriger und schwächer sie geworden war, um so übermächtiger war ihr Instinkt geworden, nach Hause zu gehen, bis der Gedanke schließlich ihr einziger Antrieb war, sie jeden wachen Augenblick beherrschte. Das Tor von normannischen Soldaten versperrt zu finden brachte sie zum völligen Stillstand.
    Eadwig trat neben sie. »Ich bin Eadwig of Helmsby, das ist meine Schwester Hyld.«
    Die Normannen wechselten verblüffte Blicke. »Cædmon of Helmsbys Bruder und Schwester?« fragte der Wortführer zweifelnd.
    Eadwig nickte.
    »Laßt uns rein«, befahl Hyld. »Sagt Cædmon, daß wir hier sind.«
    Die Normannen grinsten. »Er ist nicht hier. Er ist zu schlau, sich hier blicken zu lassen. Und jetzt verschwindet. Bettelt im Dorf. Wir haben an angelsächsische Hungerleider nichts zu verschenken.«
    »Nein.« Hyld schüttelte langsam den Kopf. »Das habt ihr wirklich nicht.« Sie rührte sich nicht von der Stelle.
    »Hast du nicht gehört, du Bettlerschlampe«, knurrte der Soldat. »Packt euch …«
    »Was gibt es denn?« fragte der Steward von Helmsby und trat aus dem Innenhof. »Großer Gott … Eadwig!«
    Alfred preßte entsetzt die Hand über den Mund. Aber er faßte sich sofort wieder. »Was fällt euch ein? Laßt sie durch«, fuhr er die Wachen an.
    Die beiden Normannen machten anstandslos Platz. Der König hatte sie und ein paar andere hergeschickt, um nach Cædmon of Helmsby Ausschau zu halten, ihn zu suchen und festzunehmen, sobald sie ihn fanden, aber sie wußten nicht, weswegen. Sie hatten keinerlei Befugnis, die Befehlsgewalt des

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