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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Truppen anheuern könnte. Hereward führt den letzten englischen Widerstand gegen die normannische Herrschaft, und das muß ein Ende nehmen. Ich will endlich Ruhe in diesem Land!«
    Cædmon nickte seinem Bruder zu. »Sag dem Prinzen einfach, ein Abzug der Dänen ist dem König nur dann fünftausend Pfund wert, wenn er Hereward ans Messer liefert.«
    Knut lauschte Eadwig und sah William unverwandt in die Augen. Er zögerte nur noch einen Moment. Dann siegte der Geschäftssinn.
    »Einverstanden.«
     
    Cædmon fand Hyld und Erik in der kleinen Kammer, die Hyld seit ihrer Ankunft in Helmsby mit Irmingard teilte. Eriks Schwester hatte sich diskret zurückgezogen, und der Wikinger saß mit seiner Frau auf dem Bett. Hyld hatte den Rücken an seine Brust gelehnt, und er hatte die Arme um sie gelegt.
    Als Cædmon eintrat, wandte er hastig den Kopf ab, aber Cædmon hatte seine geröteten Augen längst gesehen. Er bedauerte Erik ebenso wie Hyld. Ein Kind zu verlieren blieb fast niemandem erspart, viele traf es mehr als einmal. Aber es war immer schrecklich. Er erinnerte sich noch an den kleinen Bruder, den er einmal gehabt hatte und der im ersten Winter nach der Geburt gestorben war. Sein Vater war völlig von Sinnen gewesen vor Schmerz, tagelang betrunken und gefährlich wie ein verwundeter Bär, so daß niemand sich in seine Nähe wagte. Erst als Cædmon selbst Vater geworden war, hatte er das verstehen können. »Prinz Knut ist fort«, sagte er und schloß die Tür. »Er wollte nicht nach dir schicken.« Und der König hatte es sich natürlich nicht nehmenlassen, Cædmon zuzuraunen, daß eben nicht alle Männer soviel Geduld mit ihren Übersetzern hätten wie er selbst.
    Erik hob gleichgültig die Schultern. »Wir hatten uns schon vorher geeinigt, daß dies hier mein letzter Dienst für ihn sein sollte und ich von hier aus nach Hause zurückkehre.«
    Cædmon nickte. »Und was werdet ihr jetzt tun?«
    »Genau das«, sagte Hyld. »Wir gehen nach Hause.«
    »Nach York?« fragte Cædmon fassungslos. »Aber es ist ein Trümmerhaufen. Und der ganze Norden hungert.«
    Erik schüttelte langsam den Kopf. »York wird wieder auferstehen. Es wird nicht lange dauern, bis es wieder das blühende Handelszentrum ist, das es letzten Sommer noch war. Aber es braucht Leute mit Kapital, und es braucht Unterstützung. Der ganze Norden. Wir wollen tun, was wir können, es ist unsere Heimat. Und wir wollen so weit weg wie nur möglich von deinem Mörderkönig sein.«
    Cædmon nickte. Er konnte Eriks Bitterkeit gut verstehen. Er hatte sie schließlich selbst verspürt, obwohl der König ihn keinen Sohn gekostet hatte. »Du wirst feststellen, daß dein Bruder anders denkt«, sagte er vorsichtig.
    Ein scheues Klopfen kündigte Gytha an. Cædmon hatte sie gebeten, einen Krug Met heraufzubringen. Er öffnete ihr, und sie stellte Krug und Becher auf den kleinen Tisch am Fenster. Dann schenkte sie ein. Cædmon lächelte ihr zu, als sie ihm sein Met reichte. Er war seit einer Woche zu Hause, und sie teilte sein Bett wie eh und je. Er schämte sich dessen ein bißchen; er hatte das Gefühl, Aliesa untreu zu sein. Doch als Gytha ihm am ersten Abend in der Halle einen verstohlenen, fragenden Blick zugeworfen hatte, hatte er genickt. Sie war die Mutter seines Sohnes und hatte gewisse Rechte. Hätte er sie zurückgewiesen, wäre das niemandem in Helmsby verborgen geblieben, und er sah keinen Grund und hatte vor allem nicht den Wunsch, sie zu kränken. Als sie gegangen war, setzte Cædmon sich auf einen Schemel am Fußende des Bettes und nahm die Unterhaltung wieder auf. »Leif und Eadwig haben sich prächtig eingelebt am Hof. Sie lernen viele nützliche Dinge – auch viel überflüssigen Unsinn –, aber vor allem sind sie unzertrennlich. Wenn du deinen Bruder mit nach York nimmst, reißt du sie auseinander.«
    »Ich kann nicht glauben, daß Leif freiwillig in den Dienst dieses normannischen Ungeheuers getreten ist«, stieß Erik hervor.
    »O ja. Leif bewundert die Normannen. Genau wie Eadwig. Sie haben längst vergessen, was sie im Winter gesehen und erlebt haben. Sie sind jung. Vielleicht könnte man sagen, sie sind leicht zu blenden. Aber du solltest froh sein um deines Bruders willen. Denn England ist normannisch, und nur wer mit dieser Tatsache seinen Frieden macht, wird hier in Frieden leben können.«
    »Du meinst, nur wer sich ihnen unterwirft, wird hier in Frieden leben können. Ich muß meine dänischen Wurzeln verleugnen so wie du deine

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