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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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angelsächsischen. Wir müssen weichen oder untergehen?«
    Cædmon schüttelte den Kopf. »Das glauben der König und all die normannischen Adligen, die denken, daß sie sich in England nur halten können, wenn sie alles, was englisch oder dänisch ist, unterdrücken. Aber sie irren sich. So wird es nicht sein.«
    Erik winkte ärgerlich ab. »Du machst dir etwas vor, Cædmon. Genau so wird es sein.«
    »Nein. Denn die Normannen, die hier in England leben, sind unseren Einflüssen ausgesetzt, genau wie wir den ihren. Ich meine, die Eroberung liegt erst vier Jahre zurück, aber schon fangen sie an, unsere englischen Heiligen zu verehren. Sie bauen ihre Burgen auf ihren neuen, englischen Landsitzen und erlernen zwangsläufig unsere Sprache, wenn vielleicht noch nicht die Adligen selbst, dann zumindest ihre Stewards, denn die müssen sich mit den englischen Bauern ja irgendwie verständigen. Viele normannische Adlige haben reiche englische Witwen geheiratet. Was, denkst du, werden ihre Nachkommen sein? Normannen, Engländer oder normannische Engländer? Und die jüngeren normannischen Ritter, wie mein Freund Etienne fitz Osbern, sind England und den Engländern sehr zugetan, weil sie wissen, daß hier ihre Zukunft liegt, und sie übernehmen unsere Bräuche und unsere Geschichten und unser Bier so selbstverständlich und unbekümmert wie Eadwig und Leif die ihren. Und Prinz Richard, der, wenn Gott meine Gebete erhört, der nächste König von England wird, spricht beinah ebensogut Englisch wie Normannisch und fühlt sich dem englischen Volk schon heute verbunden und verpflichtet. Und er kann so viel von Eadwig und Leif lernen.«
    Erik starrte blicklos auf einen Punkt an der Wand und rang mit sich. Schließlich nickte er unwillig. »Leif ist alt genug. Er soll selbst entscheiden, was er will.«
    Cædmon war erleichtert. Er wußte, wie sehr Leif davor gegraut hatte,sein Bruder könnte ihn zwingen, den Hof zu verlassen. Und Cædmon war froh um jeden Engländer oder Dänen am Hof, je jünger, um so besser.
    »Wann wollt ihr aufbrechen?«
    »Sobald das Kind geboren ist«, sagte Hyld. Sie war stiller und ernster geworden, hatte Cædmon festgestellt, erwachsener. Sie trauerte um ihren Sohn, aber das schlimmste hatte sie überwunden. Olaf war wenige Tage vor Weihnachten gestorben, mehr als ein halbes Jahr war vergangen, und die Schwangerschaft war ein großer Trost. Das Kind konnte jetzt jeden Tag kommen. Und nun, da ihr Mann zurückgekommen war, schien sie beinah versöhnt. »Es gefällt uns nicht besonders, unter einem Dach mit dem König zu sein, aber daran ist im Moment nichts zu ändern.«
    »Er bricht morgen auf«, beruhigte Cædmon sie. »Er will nach Peterborough, um den Schaden zu begutachten, dann weiter nach Norwich. Und sobald er sicher ist, daß die Dänen abziehen, geht er in die Normandie. Dort gibt es Schwierigkeiten, um die er sich dringend kümmern muß.«
    »Gehst du mit ihm?« fragte Hyld.
    Er schüttelte den Kopf. »Vorläufig nicht. Ich habe … etwas anderes zu tun.«
    »Was?«
    »Ich nehme an, der König schickt ihn nach Ely. Er soll es auskundschaften und herausfinden, ob Hereward den Normannen gefährlich werden kann«, mutmaßte Erik.
    Cædmon sah ihn an. »Und? Wie gefährlich ist Hereward der Wächter?«
    Erik hob kurz die Hände. »Ich weiß es nicht, Cædmon. Ich war nicht in Ely. Ich war auch nicht bei der Plünderung von Peterborough. Als König Sven im Frühjahr herüberkam, schickte er mich als Gesandten nach Schottland, um festzustellen, ob König Malcolm und der angelsächsische Prinz, Edgar Ætheling, bereit und in der Lage wären, mit den dänischen Truppen zusammen eine gezielte, organisierte Invasion Englands durchzuführen.«
    »Und?« fragte Cædmon atemlos.
    Erik schüttelte den Kopf. »Ich muß dich leider beruhigen. Edgar Ætheling ist nicht in der Lage, König Malcolm ist nicht bereit. Er fürchtet William. Und weil das so ist und weil König Sven ein kluger Mann ist,werden die Dänen tun, was Prinz Knut zugesichert hat. Ich bin sicher, sie ziehen ab.«
    »Gebe Gott, daß du recht hast«, murmelte Cædmon. »Es ist auch ohne sie alles schwierig genug. Also du weißt nichts über Hereward? Wie viele Männer er hat, welche Mittel, wie ernst wir ihn nehmen müssen?«
    Erik schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, und wenn ich es wüßte, würde ich es dir nicht sagen. Du hast dich entschieden, William weiter zu dienen, und ich bin sicher, du hast gute Gründe. Aber ich würde mich

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