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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wären äußerst dankbar für ein Obdach für die Nacht und wollen morgen über Land nach Rouen ziehen, zu Herzog William.«
    Cædmon übersetzte. Er bemühte sich, sicher und deutlich zu sprechen, damit Harolds überlegene Selbstsicherheit nicht gänzlich verlorenging, aber er sah weiterhin auf seine Füße, um die sich eine Pfütze zu bilden begann.
    Guy lachte leise, als der Junge geendet hatte. »Also William der Bastard erwartet Euch, ja?«
    Mit Cædmons Hilfe antwortete Harold. »So ist es.«
    »Hm. Dann lassen wir ihn warten. Und wenn er lange genug gewartet hat, wird er vielleicht ein anständiges Lösegeld für seine englischen Freunde zahlen.« Er schien versucht, sich die Hände zu reiben. »Ihr seid die Antwort auf all meine Sorgen …«
    Harold verschränkte die Arme vor der Brust und nickte Cædmon zu. »Sag ihm, seine Sorgen fangen gerade erst an.«
    Cædmon zögerte.
    »Sag es ihm!« fauchte Harold.
    Cædmon übersetzte.
    Guy de Ponthieu hörte auf zu grinsen und winkte die Wache hinzu. »Bring unseren hohen Gast und seinen Mund in ihr Quartier. Sorg dafür, daß es ihnen an nichts fehlt.«
    Cædmon fand wenig Trost in dieser Anweisung, denn nicht nur er hörte den Hohn. Der Soldat und ein weiterer, der inzwischen in die Halle gekommen war, zerrten Harold die Hände auf den Rücken, fesselten ihn und führten ihn rüde hinaus. Niemand legte Hand an Cædmon.Und das war auch gar nicht nötig. Freiwillig hinkte er hinter der traurigen Gruppe her, hinterließ eine tropfnasse Spur in der Halle und dachte, mir ist gleich, wo sie uns hinbringen. Nur bitte, Gott, sorg dafür, daß sie uns etwas zu essen geben.
     
    Sie verließen die Halle durch das Haupttor und kamen über eine abwärts führende Außentreppe zu einem Gebäudeteil, den Cædmon ebenfalls nur aus Geschichten kannte: Das Verlies lag in einem unterirdischen Geschoß, das eigens zu diesem Zweck in die Erde gegraben worden war. Es war ein einzelner, großer Raum mit einer niedrigen Gewölbedecke. Eine dünne Schicht aus feuchtem Stroh lag am Boden. Als die schwere Holztür sich quietschend öffnete, hoben die übrigen Gefangenen die Köpfe.
    Die Wachen führten Harold zur Wand gegenüber der Tür, wo mehrere lange Eisenketten an schweren Ringen in der feuchten Mauer verankert waren. Einer der Soldaten kniete sich auf den Boden und legte eine der Ketten um Harolds rechtes Fußgelenk.
    Der Earl nahm es gelassen. Er lehnte sich leicht mit den Schultern an die Wand und sah zu seinem so erbärmlich geschrumpften Gefolge hinüber. Dann maß er Guys Soldaten mit einem verächtlichen Blick. »Und? Wie wär’s, wenn ihr uns ein wenig Brot und einen Schluck Bier bringt? Wenigstens für den Jungen?«
    Sie erwiderten seinen Blick ratlos.
    »Übersetze, Cædmon.«
    Cædmon schwieg. Er hatte Hunger. Vor allem hatte er Durst. Das Salzwasser schien jetzt schlimmer in seiner Kehle zu brennen als vor einer Stunde. Aber es war noch nicht so schlimm, daß er bereit gewesen wäre zu betteln.
    »Worauf wartest du, Junge«, drängte Harold unwirsch.
    »Der Earl of Wessex wünscht zu erfahren, ob man gewillt ist, ihm und seinem Gefolge ein wenig Brot zukommen zu lassen«, meldete sich eine samtweiche Stimme aus dem Schatten.
    »Bruder Oswald!« rief Cædmon voller Freude.
    Der Mönch trat in den zuckenden Lichtkreis der einzelnen Fackel, verneigte sich knapp vor Harold und lächelte Cædmon verstohlen zu. Dann sprach er wieder zu den Wachen: »Denn mögen wir in euren Augen auch nur englische Barbaren sein, sind wir doch Schiffbrüchige, wißt ihr. Unerträglicher Durst quält einen jeden von uns, nachdem wir gegen diesalzigen Fluten kämpfen mußten, um an eure grüne, fruchtbare Küste zu gelangen, fast so wie einst das Volk Israel in der großen Wüste nach der Flucht aus Ägypten. Und wir sind hungrig. Gott, wie hungrig wir sind! Tagelang waren wir unterwegs, versteht ihr, sind ziellos umhergetrieben auf dem weiten Meer, und unsere Vorräte waren im Nu aufgezehrt.«
    »Was faselt der Mönch da so lange?« brummte Harold.
    »Ja, Bruder Oswald, was faselt Ihr da?« raunte Cædmon.
    Oswald ignorierte ihn und fuhr voller Inbrunst fort: »Die Sonne brannte auf unsere Köpfe herab, und bald ging uns das Trinkwasser aus. Manch wackerer Mann verging vor Durst, trank vom verhängnisvollen Salzwasser und tobte im Wahnsinn, bis Gott ihn erlöste. Dann, als schon alle Männer halbtot waren vor Hunger und Durst, begegneten wir einem Seeungeheuer …«
    »Wie weit ist es von

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