Dave Duncan
kleinen Dieb anzulächeln. »Also weiter, wenn du glaubst, du könntest dich retten. Little Chicken und ich werden uns den Soldaten ergeben, selbst wenn das unser letztes Stündlein sein sollte.«
Der Kobold hatte zugehört. »Nein!« schrie er.
Die Tür erzitterte, und ein ganzes Rundholz fiel heraus.
»Ja! Es sei denn, du hast eine andere Idee?«
Ein Schwall heißen, schwülen Windes wehte in die Kammer. Brandung donnerte.
»Death Bird! Hier!«
All drei wirbelten herum. Es war niemand zu sehen, dem die Stimme gehören konnte, aber durch das Fenster sah man jetzt auf eigenartige, farnähnliche Bäume hinaus, die gegen einen gräulichen Himmel des frühen Morgens abstachen. Rap roch das Meer und muffige Vegetation. Irgendwo in der Nähe brach sich eine neue Welle laut an der Küste. Sprachlos und wachsam zögerten alle drei.
»Wer spricht?« knurrte Little Chicken.
»Palmen!« kreischte Thinal. »Diese Bäume, Rap! Das sind Palmen!«
Die Tür erzitterte wieder, und das obere Scharnier wurde beinahe aus dem Rahmen gerissen.
»Death Bird! Beeilung!«
Es war immer noch niemand zu sehen, dem diese trockene alte Stimme gehören konnte, aber Rap kannte sie. »Das ist Bright Water!« Würde sie den Faun ebenso retten wie den Kobold, den sie wertvoll genannt hatte?
Thinal ergriff Raps Arm. »Das ist Rasha – sie war ein Djinn. Aus Zark. Wo Djinns sind, sind auch Palmen!«
»Richtig!«
Alle drei bewegten sich gleichzeitig. Little Chicken war der schnellste und übersprang das Fensterbrett mit einem riesigen Satz. Dann schien er seinen Irrtum zu bemerken, denn er schrie von draußen »Flat Nose! Komm!«
»Ich komme!« rief Rap und sprang hinter ihm her und stürzte in heißen, trockenen Sand. Thinal, von seiner Robe behindert, kam als letzter und wäre beinahe auf Rap gelandet.
Die Tür fiel schwer zu Boden. Die Legionäre strömten in das Zimmer. Sie hörten ein schwaches Echo einer Stimme, die rief: »Ich komme.«
Sie bemerkten den kaum wahrnehmbaren Hauch von warmem, tropischem Wind und dann den eisigen Schwall der krasnegarischen Nacht, die ihnen Schnee ins Gesicht wehte.
Ein Fenster stand offen. Auf dem Boden lag Bettzeug verstreut. Ansonsten war die Kammer leer.
Insubstantial pageant:
These our actors…
…like the baseless fabric of this vision,
The cloud–capp’d towers, the gorgeous palaces,
The solemn temples, the great globe itself,
Yea, all which it inherit, shall dissolve,
And, like this insubstantial pageant faded,
Leave not a rack behind.
Shakespeare, The Tempest
(Unwirkliches Schauspiel:
Diese uns’re Schauspieler…
…wie das leichte Gewebe, aus dem dieser Stoff gesponnen,
Die wolken-geköpften Türme, die atemberaubenden Paläste,
Die heiligen Tempel, das Erdenrund daselbst,
Ja, all das soll sich auflösen nun,
Und, wie dies unwirkliche Schauspiel, enden
Ohne eine Spur zu hinterlassen.)
Die Insel der Elben
Bei ihrer Flucht durch das magische Fenster wurden Rap, der Stalljunge, und Inos, die Prinzessin, voneinander getrennt.
Während Inos im Wüstenland Zark in Stammesfehden verwikkelt wird, verschlägt es Rap und seine Gefährten – den unwilligen Goblin und Thinal, den zwielichtigen Gestaltwandler – auf die Insel der Elben, die wie keine zweite Region in Pandemia abgeschottet wird, denn die letzten Elben bergen ein Geheimnis, das für viele wertvoll ist, auch für Rap auf seiner Suche nach Inos…
Die Pandemia Saga 2
Titel der amerikanischen Originalausgabe: FAERY LANDS FORLON Copyright © 1991 by Dave J. Duncan
Copyright © Dezember 1995 der deutschen Lizenzausgabe
ISBN 3–404–20271–6
Voller Dankbarkeit und Wertschätzung Lester del Rey gewidmet, Großmeister der Fantasy
The voice I hear this passing night was heard
In ancient days, by emperor and clown;
Perhaps the self–same song that found a path
Through the sad heart of Ruth, when sick for home,
She stood in tears amid the alien corn;
The same that oft–times hath
Charmed magic casements, opening on the foam
Of perilous seas, in faery lands forlorn.
Keats, Ode to a Nightingale
(Die Stimme, die ich letzte Nacht vernahm,
ward schon gehört in alten Tagen, vom König und vom Narr:
Vielleicht war’s gar dasselbe Lied, das einen Weg
sich bahnte ins Herz der heimwehkranken Ruth,
als sie mit tränenfeuchten Augen stand im fremden Korn;
Dasselbe Lied, das oft schon Zauber sprach und Fenster
magisch machte, die öffnen sich zum Schaum
der
Weitere Kostenlose Bücher