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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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so vielen Stunden begonnen hatte..
    Azak andererseits steckte sein Krummschwert recht nüchtern wieder in die Scheide, als sei eine Versteinerung nicht bemerkenswerter als eine Haarwäsche oder Damen, die ein Zimmer durch ein Fenster betreten.
    Bevor jemand etwas sagen konnte, klimperten die Juwelen erneut und verkündeten die Ankunft von Sultana Rasha. Hinter ihr flackerte Licht auf, und hinter dem Vorhang war nicht länger Nacht. Rasha zeigte das Gesicht einer reifen Frau, eine gebieterische Matrone in den Dreißigern
– nicht im herkömmlichen Sinne schön, aber eindrucksvoll. In Inissos Kammer hatte sich ihre Erscheinung ständig von jung zu alt, von schön zu häßlich verändert, und ihre fließenden weißen Gewänder hatten sich gleichermaßen verwandelt, von grober, weißer Baumwolle zu perlen-und edelsteinbestickter Seide. Jetzt zeigte ihr Kleid, wie ihr Gesicht, einen Kompromiß, prächtig, aber nicht protzig. An den Fingern trug sie jedoch funkelnde Steine.
    Sie blieb abrupt stehen und sah Azak stirnrunzelnd an.
     
    »Was tut Ihr hier, mein Schöner?« Sie sprach mit ihm in einem Ton, den Inos gegenüber einem aufsässigen Pferd anschlagen würde.
    Azak machte ein finsteres Gesicht. Er hatte große, ebenmäßige und sehr weiße Zähne. »Ihr habt mich gerufen.« Wieder war die Abneigung offensichtlich gegenseitig.
    Rasha lachte. »Nun, so ist es! Das hatte ich vergessen. Ich wollte ein wenig gehässig sein und suchte nach Unterhaltung.« Sie wandte sich an Inos. »Ihr habt Prinz Azak kennengelernt, Schätzchen?«
    »Er ist kein Sultan?«
»Oh, niemals! Glaubt ihm kein Wort. Er ist ein notorischer Lügner.«
    Ein Jotunn hätte sie für diese Bemerkung geschlagen, selbst wenn das Selbstmord bedeutet hätte. Azak war kurz davor. Seine Lippen wurden blaß, die Adern an seinem Hals schwollen an, aber er hatte sich gerade noch in der Gewalt.
    Rasha amüsierte sich. »Alle Männer sind Lügner, meine Liebe«, sagte sie mit affektierter Stimme. »Was immer sie Euch auch erzählen, sie wollen nur das eine, und davon sehr viel. Nennt ihn auch im Palast nicht Sultan – ich versuche, diesen Unsinn abzuschaffen. Hier ist das in Ordnung, nur bitte nicht an anderen Orten. Jetzt kommt, bewegt Euren kleinen Hintern.« Sie ging voran und marschierte los wie ein Legionär, und ihre Kleider schwebten hinter ihr her. Als sie an Azak vorbeigingen, streckte sie ihre Hand aus und zog an seinem Bart. Mit einem erstickten Ausruf zuckte er zurück.
    »Wartet!« rief Inos. Aber die Zauberin ging weiter im Zickzack zwischen den Möbeln hindurch. Inos rannte hinterher und wich den gepolsterten Diwans und bronzenen Urnen und Porzellantieren aus. »Was ist mit Rap? Und Doktor Sagorn? Und dem Kobold?«
    An einer runden Balustrade in der Mitte des Zimmers holte sie Rasha ein. Hier wand sich eine prachtvolle Treppe hinunter in ein tiefer gelegenes Zimmer. Deshalb gab es also keine Türen.
    »Was ist mit ihnen?« fragte die Zauberin, ohne sich umzusehen. »Habt Ihr sie einfach dort gelassen? Damit die Imps sie umbringen?«
    Die Sultana trat an die Treppe und blieb an der obersten Stufe stehen, wo der Weg zum Teil durch die lebensgroße Plastik eines schwarzen Panthers verstellt war, der so aussah, als wolle er jeden Eindringling anspringen, der in seine Nähe kam.
    »Das hier ist Claws«, murmelte sie abwesend, aber sie betrachtete die großartige, schimmernde Kuppel über sich. Oder vielleicht lauschte sie auf irgendein Geräusch. Ein kleines Lächeln spielte um ihren Mund und zeigte Befriedigung. Dann nahm sie die erste Stufe und streichelte im Vorbeigehen den Hals aus Basalt. »Ist er nicht hinreißend? Ich glaube, ich werde ihn auf die eine und den Wolf auf die andere Seite stellen.«
    Inos jagte ihr nach. »Ist er echt?«
     
    »Wenn ich es will. Glücklicherweise habe ich daran gedacht, ihn zu warnen, daß der Fleischmann kam.«
     
    Inos wurde von Minute zu Minute verwirrter. »Wer?«
    »Azak. Ich habe viele Namen für ihn, aber dieser ärgert ihn wirklich. Doch er paßt zu ihm – er hat einen Bizeps so dick wie die Höcker seiner Kamele. Ich werde sehen, daß er sie Euch einmal zeigt.«
    Auf halbem Wege nach unten verlangsamte sie plötzlich ihren Schritt, als sei ihr dringendes Anliegen – was es auch gewesen war – vorbei. Azak tappte in seinen Pantoffeln aus Ziegenfell hinter Inos die Stufen hinunter. Tante Kade ging gerade am Panther vorbei.
    »Aber Rap!« rief Inos aus. »Doktor Sagorn? Ihr könnt sie nicht einfach den

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