Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Gelächter schallte über den gesamten Park. Ich zeigte der jungen Sunnyvamp wie gemein ich sein konnte. Ich rieb mir meinen schmerzenden Po, auch sie fing an zu lachen, als sie verstand.
"Na schön, ich wünsche euch noch Spaß hier. Ich gehe nach Hause zu meiner Schwester. Den restlichen Tag möchte ich mit Lil verbringen."
"Gut.", sagte Maik und hopste gemütlich von der Bank.
"Wir werden kommen, wann immer du uns brauchst. Versprochen."
Isabell nickte.
Sie beruhigten mein stilles Herz, aber...
"Hey, du super Sunnyheld, gib lieber auf dich acht. Ich vermute die Polizei gibt nicht so schnell auf."
Da dachte ich an das Baby, das er umgebracht hatte. Aber es war ein Unfall gewesen und eigentlich war auch ich Schuld daran. Deshalb hielt ich ihm das nicht vor.
"Na, da hätte ich kein Problem."
Er zischte und zeigte mir seine katzenartige Reißzähne. Isabell lachte, doch ich blieb stumm und nickte nur.
"Passt auf euch auf."
Ich winkte ihnen zu und ging, ohne zurückzublicken.
Auf dem ersten Blick bemerkte ich, dass Mom und Lil erwacht waren. Die Haustür war nicht verschlossen und ich hörte das Klappern ihres alten Besen, den wir schon öfter reparieren mussten. Ich hatte ihr immer gesagt, dass es sich nicht rentiert einen Besen zu reparieren. Sie sollte sich stattdessen lieber mal einen neuen kaufen. Aber sie hatte mich wieder darauf aufmerksam gemacht, dass der Besen von meiner Urgroßmutter wäre und ich es deshalb akzeptieren müsste.
Akzeptiert hatte ich es nicht. Ich ging nur kopfschüttelnd in mein Zimmer. Wie auch jetzt. Ich wollte sie nicht grüßen. Na, wer wollte schon einer Mutter guten Morgen sagen, die einen als Alkoholiker beschimpft.
Ich ganz sicher nicht.
Eilig turnte ich die Treppenstufen hinab und trat in Lils Zimmer. Meine Schwester saß aufrecht in ihrem Bett. Sie sah kränklicher aus, als in den letzten Tagen.
Ich räusperte mich. Sie schreckte zusammen und blickte mich mit einer blassen Stirn an. Den Spaziergang, den ich vorgehabt hatte, schob ich beiseite. So konnte ich sie nicht mitnehmen. Es würde sonst noch schlimmer werden.
Ich trat um das Bett herum und setzte mich auf die Bettdecke, mit den fliegenden, bunten Pferden. Meine Hand wanderte zu ihrer Stirn, doch sie wich mir aus und murmelte ein "heiß". Ach ja, meine Temperatur hatte ich total vergessen.
"Schätzchen, soll ich dir etwas bringen oder soll ich Mom holen?"
Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, ich würde es tun. Auf jeden Fall. Doch auch diesmal schüttelte sie den Kopf.
"Nein, Mama hat gesagt, ich solle im Bett liegen bleiben und...,"
Sie holte tief Luft. Ich nickte ihr aufmunternd zu.
"...und sie wollte, dass ich mich nicht so anstelle. Ich habe kein Fieber, San. Wir haben gemessen. Kein Fieber."
Traurig nickte sie. Den letzten Satz hatte sie nur geflüstert. Doch ich war empört.Wie konnte Mom nur so grausam sein. Ich hätte es verstanden, wenn sie so zu mir gewesen wäre, aber zu Liliane? Meine Kleine hatte ihr nichts getan.
"Tut mir leid.", sagte ich und legte ihr doch schnell die Hand auf die Stirn.
Lil zuckte zusammen und verkroch sich unter der Decke. Tränen liefen ihr über die Wange.
"Es tut mir so leid, Kleine. Aber ich musste es wissen."
Sie sagte nichts, sondern nickte nur knapp. Tatsächlich, sie hatte kein Fieber. Ihre Stirn war kühl. Viel zu kühl. Das war auch nicht normal. Ich musste Mom holen. Auf jeden Fall.
"Leg dich wieder schlafen, ich hole etwas, das dir guttun wird."
Gehorsam rutschte sie noch weiter unter ihre Decke. Ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und ging ins Badezimmer. Heißes Wasser ließ ich über ein Tuch plätschern, das ich gleich darauf auf Lils Stirn legte. Sie stöhnte und murmelte ein heiseres Danke.
Ich trat ans Fenster, schloss es und zog die pinken Vorhänge vor das grelle Licht. Die leichte Dunkelheit, die sich sofort im Zimmer ausbreitete schlug mir aufs Gemüt. Aber ich beherrschte mich Lil gegenüber. Ihr ging es so oder so schon mies genug.
Nun, wie es aussah, konnte ich meinen Tag alleine verbringen, jedoch fiel mir nichts passendes ein. Naja, ich könnte Musik hören oder lesen. Etwas anderes wäre zu aufwändig.
Plötzlich hörte ich ein schwaches Stöhnen.
"Lil?", langsam drehte ich mich um, doch ich bekam keine Antwort. Das Stöhnen wurde heftiger, zu einem mächtigen Krächzen.
Verdammt!
"Liliane?!"
In wenigen Schritten war ich bei ihr. Der Lumpen lag am anderen Ende des Bettes und Lil schlug wild um
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