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DEAD SHOT

DEAD SHOT

Titel: DEAD SHOT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Coughlin
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zu dem Schluss, dass sich die Jahre in Nigeria, Bangladesch und Jordanien für ihn gelohnt hatten. Was gab es schließlich an Brunei auszusetzen?
    Ein junger malaiischer Angestellter in gebügelten schwarzen Shorts und einem weißen Oberkleid, das am Kragen zugeknöpft war, brachte ihm einen Stapel frischer Handtücher. Der Botschafter wischte sich den Schweiß vom Gesicht und der Brust, knüllte das Handtuch zusammen und warf es in die Wäschetonne in der Ecke.
    »Er wirft! Er trifft!«, rief sein Golfpartner, Zul Jock Matali, ein höherer Beamter im Handels- und Außenministerium. »Keine Netzberührung.« Der Tag hatte vielversprechend begonnen, und der Botschafter hatte Matali beim Golf geschlagen. Jetzt würde Taffe eine Dusche nehmen, sich in Ruhe anziehen und dann in einem der Club Restaurants mit Matali zu Mittag essen und über Ölgeschäfte plaudern.
    Brunei grenzte an Malaysia, schwamm aber sozusagen in einem Meer von nachgewiesenen Ölvorkommen in einer Größenordnung von ungefähr 1,35 Milliarden Barrel. Pro Tag verschiffte das Land 206 000 Barrel Rohöl, und ein Großteil davon wurde über den Pazifik in die Vereinigten Staaten geliefert. Taffes Hauptaufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass der Fluss des schwarzen Goldes nicht unterbrochen wurde.
    Er nahm einen Schluck Wasser aus einer gekühlten Flasche, die beinahe wie von Zauberhand an seiner Seite erschienen war. In diesem kleinen Staat, in dem niemand zur Wahl ging, niemand Steuern zahlte und aufgrund der Ölgeschäfte keine Auslandsschulden zu begleichen waren, gab es lediglich eine Sache, über die man sich wirklich Sorgen machen musste. Das Problem war nicht der Menschenhandel, der offiziell mit den Wanderarbeitern aus anderen asiatischen Ländern erklärt wurde. Denn wen interessierte das schon? Nicht einmal die Menschenrechtsorganisationen fanden klare Beweise. Nur keine Aufmerksamkeit auf etwas lenken, was in Wahrheit ein blühender Sklavenhandel war. Es gab auch keine Probleme mit der Todesstrafe für Drogenschmuggler. Wenn wieder einmal ein dämlicher Amerikaner aufflog, der Hasch im Rucksack mitführte, regelten Taffes Leute das mit den Behörden. Es kam zu keiner offiziellen Festnahme, und da weder Gerichtsverhandlung noch Urteilsspruch folgten, wurde der Tourist der amerikanischen Botschaft überstellt, die ihn mit dem nächsten Flieger nach Hause schickte. Der Ölfluss durfte nicht versiegen, koste es, was es wolle.
    Nein, das wahre diplomatische Problem in Brunei bestand darin, dass der Islam zur Staatsreligion ernannt worden war. Das Gesetz konnte in einigen Fällen von der Scharia unterwandert werden, und der Sultan selbst hatte sich zum offiziellen Verteidiger des wahren Glaubens ernannt. Seit sechs Jahrhunderten wurde das kleine Land von ein und derselben Dynastie regiert, auch nachdem das britische Weltreich das kleine Brunei in die Unabhängigkeit entlassen hatte. Offiziell flossen große Summen in die Infrastruktur und das Gesundheitswesen, und der Staat gab sich zumindest den Anschein, auf den Willen der 375 000 Einwohner zu hören, von denen alle lesen konnten. Politisch gesehen, herrschte in dem Staat Ruhe, und dabei wollte Botschafter Taffe es auch belassen.
    Dennoch, wegen der antiislamischen Einstellung, die viele amerikanische Politiker erfasst hatte, kam es immer wieder zu Verstimmungen. Die Machthaber in Brunei verfolgten die Diskussion in den Vereinigten Staaten sehr aufmerksam. Außerdem bestand immer die Gefahr, dass El Kaida aus Indonesien herüberkam, militante Strukturen aufbaute und die berühmte reiche Nation in ein Pulverfass verwandelte. Bislang war jedoch nichts Ernsthaftes vorgefallen. Es war sogar so still, dass ein Bürger von Brunei bei der Einreise in die USA noch nicht einmal ein Visum brauchte.
    Nachdem die beiden Männer sich frisch gemacht hatten, begaben sie sich in ein Nobelrestaurant und wurden zu einem abgeschiedenen Tisch an der riesigen Fensterfront geleitet. Die Nachbartische blieben leer. Matali war mehr als nur ein Mann im Handelsministerium, denn als Absolvent der Stanford University und der Kennedy School of Government in Harvard bekleidete Matali auch den Rang eines Brigadegenerals der Königlichen Landstreitkräfte von Brunei. Ein Teil seiner Aufgabe war die Terrorbekämpfung.
    Während die Kellner noch geschäftig um den Tisch schwirrten und die Bestellung entgegennahmen, beließen die beiden Männer es beim Smalltalk.
    »Werden Sie und Maggie heute Abend zum Empfang der

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