Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Gesicht, und seine blauen Augen verengten sich vor Zorn zu schmalen Schlitzen. »Ich weiß, dass du nicht so blöd bist, also lass diese Spielchen. Lies den Text jetzt noch mal, aber diesmal nicht so, als würdest du aus einem verdammten Schulbuch ablesen, klar? Es soll sich echt anhören. Man soll hören, dass du Angst hast.«
»Aber ich weiß nicht, wie …«
Plötzlich ging er neben ihr in die Hocke, legte einem Arm um ihre Taille und hielt ihr das Messer ans Gesicht.
Um ein Haar hätte sie sich in die Hose gemacht.
Den Mund dicht an ihrem Ohr, flüsterte er: »Ich muss dich wohl ein bisschen motivieren, dir auf die Sprünge helfen.« Er drückte die Breitseite der Klinge an ihre Wange. Dani hätte vor Angst beinahe aufgeschrien.
Sie zitterte. Das kalte Metall der Messerklinge berührte ihre Haut, und sie wagte kaum zu atmen. Sie spürte die Wärme seines muskulösen Körpers dicht an ihrem. Ihr brach der Schweiß aus, ihr war übel vor Angst. Das Feuer knisterte und prasselte.
»Okay«, fuhr er mit leiser, beinahe sinnlicher Stimme fort. Er schien nun wieder einigermaßen beherrscht. »Versuchen wir’s noch einmal …«
Khan schlug an.
Shannon sah zu, wie Travis Settler seinen Pick-up neben der Garage abstellte und ausstieg. Seine Miene wirkte gefasst, düster und entschlossen. Eine Sonnenbrille verbarg die Augen, sein Haar war gekämmt, und das Sonnenlicht spielte auf ein paar blonden Strähnen. Seine Jeans schien dieselbe zu sein wie am Vorabend, dazu trug er abgetretene Laufschuhe und ein T-Shirt, das schon bessere Tage gesehen hatte und an den Schultern spannte. Nachdem er die Wagentür zugeschlagen hatte, streckte er sich, wobei sein T-Shirt hochrutschte und ein gebräunter, flacher Waschbrettbauch sichtbar wurde, mit einer schmalen Spur von Haar, die im Bund seiner tiefsitzenden Jeans verschwand.
Shannon riss sich von dem Anblick los. Sie redete sich ein, dass die Hitze, die plötzlich in ihr aufstieg, viel mehr mit dem warmen Wetter als mit Travis’ nackter Haut zu tun hatte.
Sei nicht albern, schalt sie sich selbst. Im Augenblick hatte sie wahrhaftig genug andere Sorgen. Sie gab sich einen Ruck, wandte sich vom Fenster ab und verließ die Küche, um Travis an der Haustür zu empfangen.
»Guten Morgen«, grüßte er, und wieder beschleunigte ihr Puls.
»Gleichfalls.« Sie brachte ein Lächeln zustande und hielt die Tür auf. Khan rannte hinaus und sprang eifrig um Travis herum.
»Ein toller Wachhund«, bemerkte Travis.
»Vielleicht hat er Vertrauen zu Ihnen.«
»Vielleicht hat er Vertrauen zu jedem.«
»Nein, Settler, es liegt nur an Ihrem einnehmenden Charakter. Wissen Sie, Hunde spüren so etwas.«
Er kniff skeptisch die Augen zusammen. »Und Hundetrainerinnen verstehen sich weiß Gott auf dumme Sprüche.«
»Manchmal«, gab Shannon zu, und ihre Mundwinkel zuckten ein wenig. Nach all dem Stress der vergangenen paar Tage tat es ihr richtig gut, einmal weniger ernsthaft zu sein. »Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee, bevor wir anfangen?«
Travis, der sich gerade zu Khan gebückt und ihm den Kopf getätschelt hatte, blickte erfreut auf. »Sie können wohl Gedanken lesen.«
»Ja, ich bin ein Medium.« Sie führte ihn in die Küche, nahm zwei Becher aus dem Schrank, und Khan, glücklich über die Gesellschaft, stürmte vor und untersuchte seinen leeren Futternapf. Shannon griff nach der Glaskanne und schenkte den ersten Becher voll. »Allerdings sagt mir mein ›sechster Sinn‹, dass ich leider weder Sahne noch Zucker im Haus habe.«
Travis lachte leise und legte seine Sonnenbrille auf den Küchentresen. Shannon blickte in seine Augen, die so blau waren wie der Himmel im Juni.
»Ich trinke meinen Kaffee gern schwarz.«
»Gut.« Sie füllte auch den zweiten Becher und reichte ihm den größeren. »Und? Haben Sie inzwischen etwas Neues erfahren?«
»Über Dani?« Sein Lächeln erstarb, seine Miene verdüsterte sich. »Kein Wort.« Er kostete seinen Kaffee und trank dann einen großen Schluck. Als Shannon ihn fragend ansah, setzte er hinzu: »Das heißt, das stimmt nicht ganz. Ich habe mit dem FBI, der hiesigen Polizei und auch mit der Behörde in Oregon gesprochen.« Er blickte finster in seinen Becher und schüttelte den Kopf. »Aber wenn Sie meinen, ob es etwas Konkretes oder Neues in diesem Fall gibt – nein, nichts.«
Shannon hatte natürlich mit einer solchen Antwort gerechnet, aber insgeheim hatte sie dennoch gehofft, es könnte einen Hoffnungsschimmer geben, ein Anzeichen
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