Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
»Jesus, Maria und Josef.« Halbunbewusst bekreuzigte sie sich noch einmal mit hastigen Bewegungen. »Das ist der Fluch der Flannerys.«
    »Den gibt es nicht, Mom.«
    Maureen sah ihre einzige Tochter aus schmalen, blutunterlaufenen Augen an. »Erzähl das Mary Beth.« Steifbeinig ging sie in die Küche und schaltete auf dem Weg dorthin alle Lampen an. Shannon folgte ihr und sah, wie ihre Mutter aus einer Schublade das Notfallpäckchen Zigaretten hervorkramte. Maureen hatte jedes Mal, wenn sie schwanger wurde, das Rauchen aufgegeben, war aber immer wieder in die alte Gewohnheit zurückgefallen, sobald das Baby drei Monate alt war. Erst als Shannon fünf war, gab ihre Mutter das Rauchen endgültig auf, nur in Ausnahmesituationen griff sie doch noch zu der Schachtel, die sie ›für den äußersten Notfall‹ aufbewahrte.
    Jetzt wickelte sie mit zitternden Fingern die Zellophanhülle von dem Päckchen, klopfte eine Filterzigarette heraus und riss ein Streichholz an. »Erzähl mir alles, was du weißt.«
    »Bisher weiß ich noch gar nichts Näheres«, gestand Shannon.
    Maureen inhalierte den Rauch tief und schüttelte das Streichholz, bis die Flamme verlosch. »Wo war Robert zu dem Zeitpunkt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bei diesem Weibsstück, der Tallericco? Bei deiner Anwältin?«
    »Sie war nicht meine Anwältin, sie hat mir damals nur geholfen, die Adoption abzuwickeln«, sagte Shannon. Erst jetzt erkannte sie bestürzt diese Verbindung. Als sie ihr Kind zur Adoption freigab, hatte sie sich an das Anwaltsbüro Black, Rosen und Tallericco in San Francisco gewandt, und Cynthia Tallericco, damals gleichberechtigte Teilhaberin, hatte sich für ihren Fall interessiert. Eine Angestellte hatte ihr bei den bürokratischen Dingen geholfen, aber Cynthia hatte sie beraten und getröstet.
    Inzwischen war Cynthia zweimal geschieden, aus dem Anwaltsbüro ausgestiegen und nach Santa Lucia umgezogen, wo sie Robert kennengelernt hatte. Die heiße Affäre dauerte bereits drei oder vier Monate, und vor knapp sechs Wochen war Robert aus dem Haus ausgezogen, in dem er mit Mary Beth und den Kindern gelebt hatte.
    Jetzt war Roberts Frau tot, bei einem Brand umgekommen, und die Tochter, die Shannon weggegeben hatte – mit Hilfe des Anwaltsbüros, in dem Cynthia Tallericco arbeitete –, war verschwunden. Konnte all das Zufall sein?
    Es klingelte an der Tür. Maureen fuhr zusammen. »Noch mehr Katastrophenmeldungen?« Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette, dann löschte sie sie unter dem Wasserhahn und warf den nassen Stummel in den Abfalleimer unter dem Spülbecken. Als es erneut läutete, schritt sie forsch durch den langen Flur, dessen Wände mit gerahmten Fotos von ihren Kindern bedeckt waren, zur Haustür.
    Shannon nahm an, es sei Travis, aber stattdessen spähte ihr Bruder Oliver durch eine der kleinen Scheiben im oberen Drittel der Tür.
    »Gott sei Dank«, stieß Maureen hervor und ließ ihn herein. Kaum war Oliver eingetreten, brach sie zusammen. »Du weißt es also schon?«, fragte sie unter Tränen. »Von dem Brand? Und Mary Beth?«
    »Aaron hat angerufen und mir eine Nachricht hinterlassen.« Oliver warf seiner Schwester einen seltsamen Blick zu, den diese nicht zu deuten vermochte. Dann legte er seiner Mutter tröstend einen Arm um die Schultern. »Ich bin gekommen, so schnell ich konnte.«
    »Danke.«
    »Wollen wir zusammen beten?«
    »Ja.«
    »Shannon?« Er sah sie erwartungsvoll an.
    Shannon fand die Vorstellung unpassend, auf dem alten Teppich im Wohnzimmer zu knien, während Oliver vor ihnen stand und betete. Überhaupt hielt sie nichts von seinem Entschluss, Priester zu werden. Er hatte von jeher einen Hang zum Religiösen, aber nachdem Ryan in dem Waldbrand ums Leben gekommen war und Oliver seinen Zwillingsbruder verloren hatte, war er als gebrochener Mann in einer psychiatrischen Klinik behandelt worden. Nach seiner Entlassung zitierte er Bibelsprüche und redete von seiner Berufung, deutete sogar an, mit Gott gesprochen zu haben. Daran hatte Shannon sich nie gewöhnen können. Während alle anderen in der Familie Olivers neu entdeckte tiefreligiöse Ader akzeptierten, stand sie dem Ganzen nachhaltig skeptisch gegenüber.
    Ihr Bruder Aaron glaubte, Olivers religiöser Eifer sei auf den Verlust zurückzuführen, den er erlitten hatte, als Neville, sein Zwilling, verschwand. Doch für Shannon reichte diese Erklärung nicht aus.
    »Glaubst du, er weiß, was Neville zugestoßen ist?«, hatte sie Aaron gefragt.
    Aaron

Weitere Kostenlose Bücher