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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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reden. Duncan ist in einer Familie groß geworden, die immer alles offen ausgesprochen hat. Also hat er ihr Schweigen für Zufriedenheit gehalten. Als beiden die Wahrheit klargeworden war, war der Schaden irreparabel.« Sie lächelte, als sie Gemmas angespannte Miene sah. »Und die Moral von der Geschicht’, meine Liebe: Wenn Ihnen etwas, das er tut, auf den Keks geht, dann nehmen Sie kein Blatt vor den Mund.«
      »Oh!« Überrascht über die Ausdrucksweise mußte Gemma unwillkürlich lachen. Das war Rosemarys Absicht gewesen.
      »Männer haben immer Probleme, sich in andere hineinzuversetzen«, fügte Rosemary liebevoll hinzu. »Manchmal muß man sie mit der Nase darauf stoßen. Soviel ich weiß, haben Sie einen Sohn?«
      »Toby. Er ist drei und ein harter Brocken«, seufzte Gemma stolz. »Möchten Sie ein Foto sehen?«
      Rosemary nahm ihr das Foto aus der Hand. Sie betrachtete den kleinen blonden Jungen mit einem verschmitzten Lächeln. Das Leben wurde immer komplizierter. Würde Gemma auch bei Duncan bleiben, wenn sie damit die Sicherheit ihres Kindes aufs Spiel setzte? »Er ist süß«, murmelte sie. »Einfach süß. Und ich kann mir vorstellen, daß er Sie in Trab hält.«
      »Wer? Ich?« fragte Duncan, der endlich mit dem Teetablett kam. »Ich weiß, ich bin süß, aber ich versuche, nicht damit zu kokettieren. Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat. ’ne ganze Menge Leute hatte dieselbe Idee wie wir - mit dem Teetrinken, meine ich.«
      »Die Wespen scheinen sich auch schon darauf zu freuen«, bemerkte Rosemary und wedelte mit einem Sandwich. »Macht euch auf einen Kampf gefaßt.«
      Alle drei griffen hungrig zu. Duncan erläuterte ihnen dabei, wer auf der Trauerfeier gewesen war.
      »Du meinst, Vic hatte eine Affäre - oder eine Beziehung, wie auch immer - mit Nathan?« sagte Gemma und bemerkte nicht, daß sie dabei einige Krümel verlor. »Das läßt einiges in neuem Licht erscheinen.«
      »Warum? Hast du dich auch in ihn verguckt?« erkundigte sich Duncan flapsig, aber Rosemary glaubte etwas wie Eifersucht herauszuhören.
      »Ich finde, er sah heute ziemlich schlecht aus«, erwiderte Gemma und strich Erdbeermarmelade auf einen Scone. »Unter anderen Umständen allerdings ...« Sie lächelte hinterhältig. »Aber ich bin zur Zeit nicht zu haben. Ich habe mein Herz an einen jungen Mann namens Rupert verloren. Vorn am Eingang gibt’s ein paar bezaubernde Postkarten. Wenn ihr mich also entschuldigt ...«
      »Natürlich«, sagte Rosemary, als Gemma das letzte Stück Scone in den Mund schob und ihren Tee austrank. »Würden Sie die schönste für mich aussuchen? Sie kommt zu meiner Sammlung.«
      »Und jetzt?« fragte Duncan prompt, nachdem Gemma zum Kiosk gegangen war. »Kommt die mütterliche Standpauke? Und sag bloß, daß sie ein nettes Mädchen ist.«
      »Sie ist ein nettes Mädchen. Obwohl sie den Ausdruck vermutlich unpassend fände. Sie ist eine attraktive, sensible Frau, und ich hoffe, du weißt, was du an ihr hast.» Rosemarys Ton klang halb belustigt, halb ernst, während sie ihren Sohn besorgt musterte. Er war zu klug und zu verletzlich - was, wenn er nicht damit fertig wurde? Sie haßte es, ihn noch mehr zu belasten, aber sie sah keine andere Möglichkeit. Leise fügte sie hinzu: »Aber ich wollte tatsächlich mit dir reden, mein Schatz.«
      Noch immer bewußt flapsig erwiderte Duncan: »Das höre ich heute schon zum zweiten Mal. Ich fürchte, das ist kein gutes Omen.«
      »Ich weiß nicht, ob gut oder schlecht dabei eine Rolle spielt. Es ist eher eine Frage, wie man mit der Wahrheit umgeht.«
      »Der Wahrheit?« Duncan runzelte die Stirn. Er war verunsichert. »Wovon redest du, Mutter?«
      »Sag mir, was du siehst, wenn du Kit anschaust, Liebling.«
      »Einen netten Jungen, dem das Leben verdammt übel mitgespielt hat, und das ist verflucht unfair«, erwiderte er heftig. Er schien nichts begriffen zu haben.
      Rosemary trank einen letzten Schluck Tee. »Dann will ich dir sagen, was ich sehe, mein Liebling. Als Kit heute aus der Kirche kam, in der Mitte zwischen seinen Großeltern, dachte ich einen Moment, ich hätte Halluzinationen.« Sie legte ihm flüchtig die Hand auf den Arm. »Ich habe dich gesehen, meinen Duncan mit zwölf Jahren. Nicht wegen seiner Haarfarbe natürlich - die hat er von seiner Mutter -, aber die Kopfform, die Art, wie sein Haar fällt, wie er sich bewegt, sogar sein Lächeln ...«
      »Was?« Jede Farbe war aus

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