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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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ihm eine Position im Kabinett der Stadt verschaffte. Seitdem hat er es dem Kabinett bei jeder sich bietenden Gelegenheit so richtig gegeben, sich politische Freunde gemacht und mit seiner goldenen Zunge imponiert …«
    »Stopp.«
    »Schrecklich, nicht wahr? Aber so was lesen die Leute.«
    McAvoy schneidet eine Grimasse. Erinnert sich daran, wer er ist und was er tut.
    »Und was hat das mit Peter Tressider zu tun?«, fragt er.
    »Dazu komme ich noch. Hören Sie, ich weiß schon seit Ewigkeiten über Hepburn Bescheid«, sagt Cocker. »Sein Name taucht immer wieder auf. Er liebt das Spiel. Er ist wirklich der Paradiesvogel, als der er sich gibt. Das ist es nicht, was uns Sorgen bereitet. Es ist ein zwielichtigerer Aspekt. Das Geld. Es stellt sich die Frage: Wo kam es her? Es war nicht billig, diesen Club aufzubauen.«
    »Zwielichtig?«
    »Vielleicht ein Darlehen von einem kriminellen Geschäftspartner«, spekuliert Cocker. »Oder von jemandem mit viel Geld, der nicht mit so etwas Anrüchigem in Verbindung gebracht werden möchte.«
    Jetzt dämmert es McAvoy. »Sie haben sich Tressiders Finanzen angesehen, nicht wahr?«
    Cocker hält seinem Blick stand. »Das ist elementar. Das ist der erste Punkt auf meiner Liste.«
    »Hepburns Name tauchte auf?«
    »Auf verschlungenen Pfaden.«
    McAvoy unternimmt keinen Versuch, seine Verachtung zu verbergen. »Hat jemand sich eines Vergehens schuldig gemacht?«
    Cocker legt die Hände flach auf den Tisch. Sieht weg. »Darum geht es nicht.«
    McAvoy wartet, ob noch mehr kommt. »Tressider ist Geschäftsmann. Worauf wollen Sie hinaus? Was spielt das für eine Rolle?«
    Cockers Geduld geht zu Ende. »Hören Sie, in dieser Branche kann ein Gerücht einem das Genick brechen. Auch nur der Hauch eines Verdachts, und man fliegt hochkant raus. Da spielt es keine Rolle, wie gut man ist oder ob man nur einen Fehler begangen hat. Es geht darum, was die Leute denken. Und der Partei sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass es eine Geschäftsverbindung gibt zwischen unserem neuen Ausbund an Tugend und diesem schwulen Krawallmacher, und meine Aufgabe ist, herauszufinden, ob es etwas ist, mit dem wir leben können.«
    »Die Wahrheit ist Ihnen egal?«
    »Mir geht es um den Anschein von Wahrheit.«
    McAvoy muss sich bewusst dazu zwingen, wieder zu atmen. Er möchte gerne ausprobieren, ob er den Mann ungespitzt in die leere Flasche Lager stopfen kann. Möchte diese wandelnde Verkörperung all dessen, was er verachtet, in Klump hauen.
    »Und das ist ein Job? Davon kann man leben?«
    »Und zwar gut«, erwidert Cocker ganz unverhohlen. »Ich bin jeden Cent wert.«
    McAvoy starrt ihn finster an, während er die Ereigniskette rekonstruiert, die ihn hierhergeführt hat.
    »Stecken Sie ein paar Beamten in der Verwaltung Geld zu? Damit sie Ihnen alles berichten, was mit Hepburn zu tun hat?«
    Cocker grinst. »Das würde nicht gern gesehen, stelle ich mir vor.«
    »Mr Cocker?«
    »Ich habe meine Quellen.«
    McAvoy nickt.
    Eine Minute lang sitzen sie schweigend da. Cocker schaut auf die Uhr und dann in Richtung der Küche. So ausgemergelt, wie er aussieht, könnte man denken, er warte seit Mitte der Siebziger auf sein Essen.
    »Bald werden alle Augen auf diese Stadt gerichtet sein«, sagt er und weist auf die triste, halbleere Marina vor dem Fenster. »Die landesweiten Medien werden sich für Tressider interessieren, sobald er das Okay bekommt. Die richtige Art von Mann. Erfolgreich. Geradeheraus. Schöne Frau. Der passende Hintergrund. Könnte es weit bringen.«
    »Wenn Sie ihn lassen.«
    »Ja.«
    Schweigen senkt sich über den Tisch. Das Klirren von Gläsern und Tellern, die auf klebrige, lackierte Tische gestellt werden, übertönt nur gelegentlich das unaufhörliche Prasseln des Regens gegen die Fensterscheibe.
    McAvoy fährt sich mit der Zunge durch den Mund und fragt sich, ob er etwas übersieht. Ob die vergangene halbe Stunde sich gelohnt hat.
    »Wir ermitteln nicht gegen Stadtrat Hepburn«, sagt McAvoy schließlich. »Und ich denke, Sie sollten das auch seinlassen.«
    »Weswegen haben Sie heute Morgen angerufen?«, fragt Cocker, der die Härte in McAvoys Blick nicht zu registrieren scheint.
    »Nicht der Rede wert. Wir versuchen herauszufinden, warum eine bestimmte Telefonnummer in einem bestimmten Telefon gespeichert war …«
    Cocker beugt sich vor wie ein Jockey, der seinem Pferd kurz vor dem Ziel noch einmal die Sporen gibt. Er wittert eindeutig eine Story. »Hepburns Telefon, meinen Sie?«, fragt er,

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