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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesteckt?«
    »Seit kurz vor dem Mittag.«
    »So kannst Du ihn nicht gesehen haben, selbst wenn er vorbeigeritten wäre, und – –«
    »Soll ich mich erkundigen?« fiel er schnell ein.
    »Wo? Bei wem?«
    »Ich eile in’s Dorf und frage den alten Jemischdschi, welcher bis nach Anbruch des Abends bei seinen Körben an der Straße sitzt.«
    »Wie lange wird es währen, bist Du zurückkommst?«
    »Nur zehn Minuten. Der Ort liegt ganz in der Nähe.«
    »Aber ich bitte Dich, noch zu verschweigen, was Dir heute geschehen ist!«
    »Ich werde, wenn Du es wünschest, nicht davon sprechen.«
    »So beeile Dich!«
    Ich beschrieb ihm in kurzen Worten den Reiter, so wie derselbe mir beschrieben war, und dann eilte er fort. Die angegebene Zeit war noch nicht vergangen, so kehrte er zurück.
    »Er ist noch nicht vorüber,« meldete er mir.
    Er trat zunächst in die Schmiede, um dem Feuer neue Nahrung zu geben; dann setzte er sich wieder neben mich.
    »Jetzt nun sage mir, wie es Dir heute ergangen ist!« forderte ich ihn auf.
    »Bed, tschok fena – schlecht, sehr schlecht!« antwortete er. »Ich stand bei meiner Arbeit in der Schmiede; da kamen die drei Reiter und blieben bei mir halten. Der Eine, den ich nicht kannte, sagte mir, daß sein Pferd ein Nal verloren habe. Ich bin nicht nur Demirdschi, sondern auch Nalband, Effendi, und war sogleich bereit, ihm ein neues Nal zu schmieden. Ich hatte mir nur ihn angesehen; aber während der Arbeit fiel mein Blick auf die Beiden, die bei ihm waren, und da erkannte ich in dem Einen den Steuereinnehmer Manach el Barscha aus Uskub.«
    »Kannte er auch Dich?«
    »Ja.«
    »Wo habt Ihr Euch denn kennen gelernt?«
    »Vor vier Jahren in Raslug. Du mußt nämlich wissen, daß ich alle und jede Chastalyk der Pferde kenne und auch die Iladsch dafür. In Raslug und in der Umgegend war ein großes Bulaschyk unter den Pferden ausgebrochen, und weil Niemand helfen konnte, wurde ich geholt. Ich wohnte als Gast bei einem reichen Pejgirdschi, welcher über hundert Pferde stehen hatte. Zu diesem kam Manach el Barscha, um ein Roß zu kaufen. Es wurden ihm mehrere vorgeführt. Eines davon hatte sich ein Sowuk alma zugezogen; es ließ den Speichel fließen. Der Steuereinnehmer sagte, es sei nicht der Zükkiam, sondern der böse Sümük, und er werde bei der Gesundheitspolizei Anzeige machen. Er hätte von dem Händler gern ein Pferd als Preis des Schweigens erpreßt. Ich wurde gerufen und sagte, welche Krankheit es sei. Er stritt mit mir und schlug mich schließlich sogar mit seiner Reitpeitsche. Ich gab ihm dafür eine gewaltige Sille, eine Schamar, wie er wohl noch keine bekommen hatte; denn die Hand eines Schmiedes ist wie Horn und Knochen. Er ging wüthend fort und zeigte mich an. Er war Steuereinnehmer, ich aber nur ein armer Schmied. Ich bekam zwanzig Hiebe auf die Fußsohlen und mußte auch nochfünfzig Piaster Strafe zahlen. Ich lag mehrere Wochen krank, ehe ich in die Heimat zurückkehren konnte. Du wirst mir glauben, daß ich ihn nicht lieben kann.«
    »Das läßt sich denken!«
    »Heute schlug ich dem Pferde das Eisen auf. Er beobachtete mich mit finstern Blicken und fragte mich dann, als ich fertig war, ob ich ihn noch kenne. Ich sagte Ja, denn ich dachte nicht, daß dies mir schaden würde. Er sprach mit den Andern einige Worte, und dann traten sie in das Haus herein. Ich war allein, denn mein Weib befand sich auf dem Felde, um Ispanak für das Öjleïn jemoji zu holen. Was hatten die Drei in der Stube zu suchen? Ich schloß die Schmiede zu, obgleich das Feuer noch brannte, und folgte ihnen. Aber kaum war ich eingetreten, so fielen sie über mich her. Es gab einen heißen Kampf, Effendi. Ein Schmied hat harte Muskeln und starke Nerven; aber sie rangen mich doch nieder und banden mich mit den Stricken, welche ich im Hause liegen hatte. Ich schrie vor Wuth wie ein Stier. Da banden sie mir ein Tuch um den Kopf und schafften mich in den Keller. Eben als sie mich hinab trugen, kam mein Weib. Ihr ging es ganz ebenso wie mir. Wir wurden mit den Kohlen bedeckt, damit ja oben kein Laut gehört würde, und dann gingen sie. Ich hatte gar nicht an meinen Ajy gedacht, welcher sich hinter dem Hause befand, sonst hätte ich ihn losgebunden, bevor ich in das Haus trat.«
    »Wer ist Ajy?«
    »Mein Hund. Er heißt so, weil er so groß ist, wie ein Bär. Ich hörte ihn bellen, als ich schreiend mit ihnen rang; aber er konnte nicht los. Wäre er bei mir gewesen, so hätte er alle Drei zerrissen.«
    »Du hast noch

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