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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesprochen.«
    »Und gesagt, daß ich Dir so ein Kiaghad eminlikün verschaffen könne?«
    »Ja.«
    »Er hat sich geirrt.«
    »Ah! Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Es steht nicht in Deiner Macht, mich in den Besitz eines solchen Schutzes zu setzen?«
    »Nein.«
    »Aber er versicherte es so ganz bestimmt!«
    »Er hat gedacht, es sei noch so, wie in früheren Zeiten.«
    »So bist Du kein Wissender mehr?«
    »Das ist eine Frage, welche ich nur einem geprüften Freund beantworten darf. Doch Du hast uns gerettet; Du hast das Öl meines Bruders und seine Freundschaft erhalten, so will ich Dir die Wahrheit sagen: Ja, ich war ein Wissender und bin es noch.«
    »So mußt Du also genau wissen, daß es keine Sicherheitspapiere mehr gibt.«
    »Es gibt keine mehr; kein Skipetar und kein Katschkyn stellt mehr solche Papiere aus.«
    »Warum?«
    »Weil sie ihren Zweck nicht erfüllen. Sie gewähren nicht den Schutz, den sie bieten sollen.«
    »So respektirt man sie nicht?«
    »Das ist es nicht. Kein Verlorener wird den Schutzbrief, den ein anderer Verlorener ausgestellt hat, mißachten. Aber wer sieht das Papier?«
    »Hat man es nicht vorzuzeigen?«
    »In vielen Fällen; aber es gibt auch andere Fälle. Du reitest durch den Wald; zwei oder drei Geflohene sehen Dich kommen; Du bist viel besser bewaffnet, als sie; darum beschließen sie, sich in keinen offenen Kampf einzulassen; sie überfallen Dich aus dem Hinterhalt; sie wissen nicht, daß Du das schützende Papier bei Dir trägst; Du hast es in der Tasche; Du verlässest Dich auf seine Kraft und Wirkung und wirst trotzdem von den tödtlichen Kugeln derer getroffen, welche ihr Leben für Dich eingesetzt hätten, wenn ihnen bekannt gewesen wäre, daß Du ein Beschützter bist.«
    »Das läßt sich allerdings begreifen. Die Verlorenen können aber nicht ohne Freunde sein, und haben sie solche, so ist es erforderlich, sie zu schützen. Ich vermuthe also, daß an die Stelle des Kiaghad eminlikün etwas Anderes und zwar Besseres getreten ist.«
    »Deine Vermuthung ist richtig. Du siehst ein, daß ich Dir kein Schutzpapier verschaffen kann?«
    »Ja. Du kannst mir nicht geben, was doch gar nicht vorhanden ist. Aber darfst Du mir vielleicht sagen, welch eines Kennzeichens man sich jetzt bedient?«
    »Ich will es wagen. Kannst Du schweigen?«
    »So gut wie ein jeder Andere.«
    »So wisse, daß sich jetzt alle Schützer und Beschützte an der Koptscha erkennen.«
    Diese Worte riefen sofort eine Ahnung in mir hervor.
    »Ist diese Koptscha von Silber?« fragte ich.
    »So ist es.«
    »Sie bildet einen Ring, in welchem sich ein Czakan befindet?«
    »Ja. Woher weißt Du es?«
    »Ich vermuthe es, und zwar aus dem Grunde, weil Personen diese Koptscha tragen, von denen ich entweder weiß oder vermuthe, daß sie Verlorene sind oder doch mit denselben in Verbindung stehen.«
    »Darf ich die Namen dieser Personen erfahren?«
    »Ja. Manach el Barscha hatte eine Koptscha an seinem Fez. Einige Männer, welche in Edreneh bei dem Kadi die Verhandlung gegen Barud el Amasat mit anhörten, trugen sie. Und sodann begegnete ich heute, als ich mit dem ehemaligen Derwisch durch die Stadt ritt, einem Mann, der mich ganz eigenthümlich betrachtete und sodann vermuthlich die Verbündeten der Flüchtlinge benachrichtigte und jene zwei Schüsse veranlaßte, welche gegen mich und Ali Manach Ben Barud el Amasat abgefeuert wurden. Auch er hatte die Koptscha.«
    »Daß der einstige Steueraufseher von Uskub sie besitzt, das habe ich heute bemerkt.«
    »Vielleicht hätte man Dich nicht so mißhandelt, wenn Du auf den Gedanken gekommen wärst, ihnen zu sagen, daß Du im Besitze der Agraffe bist.«
    »Das ist möglich; leider aber habe ich nicht daran gedacht.«
    »Es bekommt sie wohl nicht Jedermann?«
    »Nein.«
    »Welche Anforderungen werden gestellt?«
    »Der, welcher sie haben will, muß ein Mann sein, von dem man sicher ist, daß er den Freunden Nutzen bringen kann. Und sodann muß er bewiesen haben, daß er diejenigen, welche in die Berge gegangen sind, nicht verurtheilt.«
    »Muß sie nicht ein Jeder verurtheilen? Sie sind aus dem Gesellschaftsverband getreten, welcher unter dem Schutz des Gesetzes steht.«
    »Du hast Recht. Aber Du mußt dieses Gesetz mit dieser Gesellschaft vergleichen. Das Gesetz ist gut, und es meint es auch gut mit den Unterthanen; aber die Gesellschaft, von welcher Du sprichst, taugt nichts. Allah hat uns weise Gesetze und wohlthätige Satzungen gegeben, aber sie werden von seinen Vertretern falsch

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