Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
Wortes sein.
Nirgends zeigt sich der Mensch mehr als Mensch als da, wo er wirklich Mensch sein sollte.
Der gewöhnliche Mensch vergibt vielleicht einen Fehler; aber die Folgen eines Fehlers wird er selten verzeihen.
Wenn dich die bösen Buben locken, so – locke du nur wieder. Vielleicht ist’s ihre Rettung!
Wenn du dein Kind im rechten Sinn erziehst, ahnst du es nicht, daß du dich oft zu ihm erhebst und im Erziehn dein eigner Zögling bist?
Wer seinen Feind haßt, verzichtet auf die beste Waffe, ihn zu besiegen.
Sei immer zum Verzeihn bereit – nur einem gegenüber nicht: dir selber! Denn diese Verzeihung kann dir nur von den anderen kommen!
Sonderbar: selbst der Fehlerhafteste verlangt, daß sein Mitmensch ohne Tadel sei! Sonderbar!
Du darfst nur nach Reichtum streben, wenn du ihn in himmlische Münze wandeln willst. Denn wohlzutun und mitzuteilen bist du da!
Der Schlaf ist nicht bloß das, wofür die meisten ihn halten. Für den Körper ein Ruhezustand, ist er für die Seele eine Zeit geheimnisvoller Tätigkeit, die wir mit dem nüchternen Verstand nicht erfassen, sondern nur feinfühlend erahnen können. Wir sollten viel mehr darauf achten.
Die Sorge ist eine zwar ernste, aber wohlmeinende Freundin der Menschen – wenn sie von ihnen recht verstanden wird. Unverstand macht sie zur gefährlichen Feindin.
Man kann die Seele nicht ins Gewand der Tugend kleiden. Die Tugend ist einfach der Gesundheitszustand der Seele.
Wer die Güte andrer für selbstverständlich hält, wird nie recht dankbar sein können.
Jeder Kritiker sollte, bevor er die Feder in die Hand nimmt, wenigstens sich selber einen Befähigungsnachweis vorlegen.
Wir lächeln mitleidig über den Gespensteraberglauben und ahnen gar nicht, wie viele Gespenster wir uns selber geschaffen haben, um uns vor ihnen gruseln zu können.
Man spricht vom Leben jedes einzelnen Menschen; ebenso könnte man von dem Sonnenlicht, von der Luft jedes Wesens sprechen. Auch das Leben ist ein Ganzes. Nicht das Leben tritt in das Geschöpf, sondern das Geschöpf tritt in das Leben ein.
Indem wir denken, verwandeln wir Körperliches unausgesetzt in Geistiges und tragen dadurch unser Teil bei zur Rückbildung des Stoffs in Kraft.
Wenn ein Kanzelredner, und sei er noch so gewandt, nicht aus dem Leben redet, so spricht er auch nicht für das Leben.
Man spricht so oft von höherer Eingebung und hat doch nicht den Mut zu sagen, woher sie kommt.
Hundert Menschen gehen in die Kirche; aber wem von ihnen merkt man noch am selben Tag den Weihegang ins Gotteshaus an?
Viele Menschen setzen nur deshalb Worte wie Kraft, Natur, All für Gott, um sich der persönlichen Verehrung und Verantwortung zu entheben.
Früher hatte man Schüler; heut macht man Schule.
Hast du schon einmal das reine, selbstlose Glück empfunden, das aus dem freudigen Gehorsam zum wahren Guten fließt? Dann hast du mit Seligkeit gefühlt, daß das, was du ihm aufopferst, für dich und andre einen Wert besitzt. Und diese unschätzbare Belohnung ist es, die dem Gehorsam allein aus sich selber erwächst.
Das Leben bringt Wolken genug. Schaff dir nicht selber noch Wolken dazu! Sie enthalten den Blitzstoff, den du nicht beherrschen kannst.
Kannst du dir über Wesen und Zweck des Bösen nicht klar werden, so denke an das Beispiel des Stoffwechsels: nicht nur der Körper, sondern auch die Seele ist diesem Gesetz unterworfen. Sie ist rein und soll es bleiben. Sie nimmt, grad so wie der Körper, Nahrung auf, und auch sie soll alles das wieder ausscheiden, was ihr nicht dienlich ist. Tut sie das nicht, so tritt Vergiftung ein: die Sünde, die du Erbsünde nennen magst, weil das Nahrungsbedürfnis dir anererbt ist.
Es ist falsch, sich den Himmel unendlich weit von uns zu denken. Zwischen ihm und der Erde liegt keine Spur von Raum. Wir wissen ja, daß für ihn weder Raum noch Zeit vorhanden ist.
Hast du jemals eine Gabe gespendet, ohne daß du dich wenigstens in deinem Innern ihrer wohlgefällig rühmtest? Beobachte dein Ich, so wirst du merken, daß es stets auf der Lauer liegt, dich um den Wert dessen, was du tust, zu betrügen.
Kennst du die einsamen Berge, die dir die Wasser des Lebens senden, die hehren, stillen Wälder, die diese Quellen schützen? Das alles wurde dir geschenkt … – Kennst du die geräuschvollen Städte und ihre Babeltürme, die dich mit ihren Vergnügungen
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