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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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irgendwelche Details an dieser Stelle einzugehen würde weit über unsere Aufgabe hinausführen, daher nur soviel, daß Milchwirtschaft und Gartenkulturen mehr und mehr die frühere Felderbestellung zurückdrängten. Der Sieg des Spargelbeets über das Roggen- und Kartoffelfeld!
    So haben Eifer, Wissen, Intelligenz aus dem Sommerhause Raules einen großen und noch mehr einen wertvollen Besitz geschaffen; aus dem Zehrer ist ein Nährer geworden, aus der Drohne die Biene.
     
    Aber diese Umwandelung hat sich vollzogen, ohne dem Friedrichsfelder Schloß, das so vieles Sterben und Geborenwerden sah, das Geringste von seinem historischen Zauber zu nehmen. Dieselbe Sorglichkeit und Pflege, die draußen waltete, zeigte sich auch drinnen; auf den Feldern erneuerte sie praktisch, im Hause konservierte sie pietätvoll; nichts ist verlorengegangen von dem geschichtlichen Material, in dessen Besitz der gegenwärtige Besitzer eintrat. Das eichengeschnitzte Treppengeländer, der Stucksaal, den Markgraf Karl baute, die Büsten und Bilder, von denen beinahe jeder der Vorbesitzer ein einzelnes, wie ein Erinnerungsstück, zurückgelassen hat – sie befinden sich an altem Platz, und nur erweitert und hinzugefügt wurde vielfach.
    Unter diesen Hinzufügungen nennen wir in erster Reihe fünf Arbeiten Schinkels, von denen drei seiner allerfrühsten Epoche, zwei mutmaßlich dem Jahre 1814 angehören. Es sind die folgenden:
    Schloß Owinsk (Architekturbild, in Tuschfarben ausgeführt),
    Schloß Owinsk, von der Tiefe aus gesehen,
    Schloß Owinsk, von der Höhe aus gesehen,
    ein See in Tirol, von hohen Bergen umgeben, ein Fischzug im Vordergrund (Morgenbeleuchtung),
    ein See, von hohen Gebirgen umgeben, Gondeln im Vordergrund (Abendbeleuchtung).
    Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungensten Arbeiten. In der Mitte – wir erweitern die kurze Beschreibung, die wir eben gegeben – eine Insel mit einem weitläufigen Schloß; eine Bogenbrücke führt zu dem zunächstliegenden Felsenufer hinüber. Rechts ein ländliches Fest. Der See ist mit Barken erfüllt, denen Musikchöre folgen. Eine rote Abendbeleuchtung liegt auf dem See.
    Ein stimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das sich eben jetzt, von der Gartentüre des Schlosses eingerahmt, vor unseren Blicken auftut, tut es ihm gleich. Eine Parkwiese voll blühender Linden, zwischen den Kronen ein Streifen blauer Himmel und an dem Himmelsstreifen ein Volk weißer Tauben, das, die letzten Sonnenstrahlen einsaugend, sich oben in den Lüften wiegt.
    Die nahe Hauptstadt samt ihrem Lärm, wir empfinden sie wie hundert Meilen weit. Hier ist Friede!
    Friedrichsfelde II
     
    Ernst Gottlieb Woltersdorf
     
    Verfolgt verlassen und verflucht,
    Doch von dem Herrn hervorgesucht;
    Ein Narr vor aller klugen Welt,
    Bei dem die Weisheit Lager hält;
    Verdrängt, verjagt, besiegt und ausgefegt,
    Und doch ein Held, der Palmen trägt.
    E. G. Woltersdorf
    Prinz Louis Ferdinand, Prinz August – sie waren Friedrichsfelder Schloß kinder; aber auch die Pfarre stellte ihren Mann: am 31. Mai 1725 wurde Ernst Gottlieb Woltersdorf in ihr geboren. Auch ein Streiter, auch gefallen (wie der Saalfelder Prinz) auf dem Felde der Ehren. Ein Weltkind der eine, ein Gotteskind der andre.
    Ernst Gottliebs Vater war Gabriel Lukas Woltersdorf. Über ihn zunächst ein kurzes Wort.
     
    Gabriel Lukas Woltersdorf
    Gabriel Lukas W., der neunzehn Jahre lang das Friedrichsfelder Pfarramt bekleidete, wurde den 10. November 1687 zu Kyritz geboren, wo sein Vater als Rektor amtierte. Gleich einem alten Edelmann konnte Gabriel Lukas Namen und Stand seiner Familie bis ins siebente Glied hinauf verfolgen. Es waren sämtlich Prignitz-Ruppiner. Und zwar:
    Anton Woltersdorf (damals noch Woltersdorp), geboren 1430.
    Johann Woltersdorf, Potinken- oder Pantinenmacher, geboren 1460.
    Joachim Woltersdorf, Goldschmied in Ruppin, geboren 1496.
    Joachim Woltersdorf II., Tuchmacher, Gildemeister und Vorsteher der Klosterkirche zu Ruppin, geboren 1530.
    Gabriel Woltersdorf I., Pastor und Inspektor zu Ruppin.
    Gabriel Woltersdorf II., Pastor und Inspektor zu Zehdenick.
    Gabriel Woltersdorf III., Pastor und Rektor zu Kyritz.
    Unser Gabriel Lukas, des Letztgenannten Sohn, studierte von 1711 an in Halle, das um jene Zeit »das Herz war, dessen Schläge man weit und breit fühlte«. August Hermann Francke stand eben damals in der Blüte seines Wirkens, »dieser Mann der Demut und Wahrhaftigkeit, der sich rühmen durfte, daß von den 6000 Studenten,

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