Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
Degradation und führte sich deshalb mit folgenden Worten in Friedrichsfelde ein:
    Gott grüß euch, ihr lieben Bauern,
    Ich werd hier nicht lange dauern,
    Drum seht mich nur mit Rechten an –
    Ich heiße Daniel Schoenemann.
    Er hielt auch Wort und legte im selben Jahre noch sein Friedrichsfelder Pfarramt nieder.
    Ernst Gottlieb Woltersdorf
    Ernst Gottlieb W. wurde, wie schon eingangs hervorgehoben, am 31. Mai 1725 in Friedrichsfelde geboren. Er blieb daselbst bis zur Übersiedlung seines Vaters nach Berlin, also bis zu seinem zehnten Lebensjahre, besuchte danach das Graue Kloster und ging mit siebzehn Jahren zum Studium der Theologie nach Halle. »Es war dort eben noch« – so schreibt Pastor Besser – »das letzte der sieben fetten Jahre. Man konnte den Samen reiner Lehre noch ziemlich reichlich einsammeln. Die Hungerzeit des Rationalismus meldete sich eben erst durch ihre vordersten Posten.« Besonders war es Baumgarten (Kirchengeschichte), der das Herz unseres jungen Theologen mit Liebe und Verehrung füllte; Unterricht, den er in den unteren Schulen des Franckeschen Waisenhauses erteilte, sicherte ihm den Unterhalt. Sein Christentum, nach seinem eigenen Bekenntnis, blieb indessen damals ein rein äußerliches. »Ich hatte noch keinen Geschmack an der Erlösung durchs Blut Christi;… Gott kam mir aber zu Hilfe und warf mich in ein sehr tiefes Gefühl meines unergründlichen Seelenverderbens. Da saß ich an den Wassern zu Babel und weinete, wenn ich an Zion gedachte.«
    1744 im Frühjahr, erst neunzehn Jahr alt, hatte er seine Studien beendigt. Er trat – durch viele Arbeit körperlich erschüttert – eine Reise an, suchte christliche Prediger und Gottesmänner auf und zeigte damals eine große Neigung, zu den Herrenhutern überzutreten. Dies unterblieb jedoch. 1744 im Spätherbst wurd er Vikar in Zerrenthin bei Prenzlau, wo er empfinden lernte, »wie schwer sich’s predigt, wenn niemand hören will«. Zwei Jahre später (1746) kam er als Hauslehrer des jungen Grafen von Promnitz nach Drehna in der Niederlausitz, wo er nunmehr mit großem Erfolge zu predigen begann. Sein Predigereifer und die ihm daraus entspringende Kraft waren so groß, daß er in verhältnismäßig kurzer Zeit die wendische Sprache lernte, um den Spreewaldwenden das Evangelium predigen zu können.
    1748 erhielt er einen Ruf nach Bunzlau. Es hieß anfänglich: er sei zu jung. Am zwanzigsten Sonntage nach Trinitatis aber predigte er über den Text: »Der Herr sprach zu mir: Sage nicht: › Ich bin zu jung ‹, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dir heiße«, mit solcher Gewalt, daß er die ganze Gemeinde mit sich fortriß. Bald hatte die Kirche nicht Raum genug für die, die kamen, und unter freiem Himmel, im Bunzlauer Stadtwald, mußte er nunmehr predigen. »Es schien, als ob das Feuer Christi die ganze Stadt anzünden wollte.« Dabei blieb er voll körperlicher und geistiger Frische. 1749 verlobte er sich mit Johanna Sabina, Tochter des Pastors Zietelmann zu Flieth bei Prenzlau; im Mai trafen sich die jungen Brautleute in Berlin, wo neun Söhne (darunter bereits drei Pastoren), eine Tochter und drei Schwiegertöchter des alten Pastors Woltersdorf sich zur Hochzeitsfeier versammelt hatten. Der Vater segnete das Paar ein, das bald darauf in die Bunzlauer Pfarrwohnung einzog.
    Die junge Frau brachte Glück und empfing es. Aber die Flitterwochen müssen doch anders gewesen sein, wie heutzutage Flitterwochen zu sein pflegen. Alles junge Glück der Liebe schloß eine immer wachsende geistliche und geistige Tätigkeit so wenig aus, daß im Jahre 1751 bereits zwei starke Bände »Evangelische Psalmen« vorlagen, die Zeugnis ablegten von dem schöpferischen Drang des jungen Geistlichen. Sie waren, beinah 200 an der Zahl, mit nur wenig Ausnahmen ein Produkt der letzten drei Jahre. Über die Art, wie dieselben entstanden, lassen wir ihn selber sprechen:
    »Was den Ursprung dieser Lieder betrifft, so kann ich wohl mit Wahrheit sagen: ich habe sie von dem Herrn empfangen . Sonst würd ich auch in meinem Gewissen keine Freiheit haben, sie drucken zu lassen… Gott hat mir von Natur eine Neigung zur Poesie gegeben. Schon in meiner Kindheit fing ich an, Verse zu machen. Aber erst als ich des seligen Lehr und nach einiger Zeit auch des seligen Lau ›Leben und letzte Stunden‹ in die Hände bekam, ging etwas in mir vor. Von dieser Zeit an ist der Trieb, dem Herrn Lieder zu dichten, in mir recht aufgewachet. Ja, er

Weitere Kostenlose Bücher