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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Plauderei. Das wären so drei, die meiner Not am meisten entsprechen und mir vielleicht aufhelfen würden. Glaube mir, Judith, ich sehne mich nach Rast und Ruhe seit Jahren schon, aber jedesmal, wenn ich sie zu haben vermeinte, summte mir eine Fliege durchs Zimmer und störte mich. Und sieh, diesen Störenfried meiner Ruhe, der in beständiger Metamorphose heute diese und morgen jene Gestalt annimmt, diese böse Fee möcht’ ich mir durch eine gute Fee verscheuchen, am liebsten aber wegplaudern lassen. Und das kann niemand besser als sie. Sie hat den guten Verstand der Norddeutschen und übt die Kunst der Erzählung und Causerie wie keine zweite. War es nicht gestern erst, als gingen wir mit ihr an dem Bollwerk entlang und sähen die Giebel und Mastspitzen und die hereinbrechende Flut! Und dazu welche Stimme! Mein Ohr horcht auf jedes Wort, das sie spricht, und du mußt dir’s vorstellen, als hätt’ ich eine beständige Sehnsucht nach einer Melodie.«
    Die Gräfin lächelte. »Weißt du, wie du sprichst, Adam? Ganz nach Art eines Prinzen, der einen Vorleser oder, wenn’s hoch kommt, einen Cellospieler sucht.«
    »Und doch such’ ich weder den einen noch den andern, und der Fehler in deinem Vergleiche, Judith, ist einfach der, daß du den tiefen und geheimnisvollen Unterschied übersiehst, der in dem Gegensatz der Geschlechter liegt. Auch für den noch, der mit Hülfe seiner Jahre mit dem kleinen, pausbäckigen Gott und seinem Gefolge längst abgeschlossen hat. Ein klug schwatzender Vorleser, den ich herbeiklingle, wäre mir rundheraus ein Greuel, eine Gräfin Petöfy aber, die mir ein Romankapitel vorliest oder ein Chopinsches Notturno verspielt, der küss’ ich die Hand.«
    »Und wie glaubst du nun, daß sich Franziska zu solchem Antrage stellen wird?«
    »Das sollst du von ihr erfahren. Ebendeshalb mache ich dich zu meiner Vertrauten.«
    »Und wenn sie nun ja sagt, was glaubst du, daß daraus wird?«
    »Mein Glück.«
    »Erkauft durch das ihre. Denn junges Blut will junges Blut, und was sie dir bringt, ist ein Opfer.«
    »Ein Opfer? Wer verlangt das? Ich nicht. Du verkennst mich beständig, auch hier wieder, auch wieder in diesem Punkte; denn alles, was dir bloß egoistische Laune dünkt, ist ein Kalkül, der auch das Recht des andern scharf mit in Berechnung zieht. Opfer! Es soll umgekehrt ein Verhältnis werden, das sich auf vollkommener Freiheit aufbaut, ein Ehepakt, der statt der Verklausulisierungsparagraphen ein einziges weißes Blatt hat. Carte blanche. Ja, Judith, laß mich das Wort wiederholen. Wir sind unter uns und dürfen uns vielleicht um unserer Stellung und unserer Jahre willen gestehen, daß wir über Alltagsbegriffe, die schließlich doch immer nur Lüge verdecken, einigermaßen hinaus sind.«
    Judith lächelte.
    Der alte Graf aber übersah es oder nahm es auch wohl als Zustimmung und fuhr deshalb, immer lebhafter werdend, fort: »Ich habe mich zu Feierlichkeitsbetrachtungen angesichts dieser Dinge nie heraufschrauben können. Es hänge die Welt daran, versichern einige mit Emphase, was mir immer nur ein Beweis sein würde, daß die Welt an etwas sehr Inferiorem hängt. Rundheraus, all das sind Erwägungen und Betrachtungen aus der Sphäre von Gevatter Schneider und Handschuhmacher. In der Obersphäre der Gesellschaft bestimmt die Politik und unter Umständen auch die bloße Lebenspolitik die Heiraten und Bündnisse, Bündnisse, bei deren Abschluß es noch jederzeit ferne gelegen hat, dem Herzen seine Wege vorschreiben zu wollen.«
    »Aber doch der Pflicht.«
    »Nun wohl, der Pflicht. Aber was ist Pflicht? Was wir so kurzweg als Pflicht bezeichnen, zerfällt wieder in Einzelpflichten, in betreff deren es Sache des Übereinkommens bleibt, welche gelten sollen und welche nicht. Ich habe nicht vor, auf alle zu verzichten, aber doch auf viele. Weiß ich doch, daß sie jung ist. Und sie soll jung sein und Freude haben und jede Stunde genießen. Oder glaubst du, daß ich jemals Lust bezeigen könnte, zu den Traditionen der eingemauerten Nonne zurückzukehren? Umgekehrt, es würde mich glücklich machen, sie von unseren besten Kavalieren umworben und unser altes Schloß Arpa zum Minnehof à la Wartburg erhoben zu sehen. Ja, Judith, meine Phantasie schwelgt in solchen Bildern und Vorstellungen. Ich höre schon den Marsch aus dem Tannhäuser und sehe Perczel oder gar den alten Szabô sich als Wolfram von Eschenbach vor ihr verbeugen. Ein heiteres Leben will ich um mich haben, ein Leben voll Kunst,

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