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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Nervenkitzel entschädigte ihn für die langweiligen Tage im Palast.
    Ein Rad des Streitwagens holperte über eine unebene Stelle, und der Schmerz fuhr Tutanchamun so heftig ins Knie, dass er fast aufgeschrien hätte. Im letzten Moment biss er sich auf die Lippe.
    Als er sich dem Palast näherte, verlangsamte er das Tempo. Hier standen die Menschen noch dichter gedrängt. Er sah ihre freudigen Gesichter, ihre neugierigen Mienen und spürte die bewundernden Blicke, die ihm sowohl als Herrscher als auch als Mann galten.
    Dann entdeckte er Anchesenamun. Sie stand ganz vorne, neben ihrer Milchschwester Selket, und trug ein weißes Faltengewand, das ihre zierliche Gestalt betonte. Sie wirkte blass, die grünen Augen schienen übergroß in ihrem schmalen Gesicht. Bei Amun, er hatte vergessen, wie schön sie war!
    Sie sah ernst aus und lächelte nicht. Selket sagte etwas zu ihr, stieß sie an, dann wandte sie den Kopf, und ihre Blicke kreuzten sich für einen kurzen Moment. Eine leichte Röte überflog ihr Gesicht, dann sah sie verlegen zu Boden, ganz so, als sei sie eine scheue Gazelle und nicht die Gemahlin des Pharaos.
    Tutanchamun dachte an die Geschenke, die er ihr von seinem Kriegszug mitgebracht hatte. Er würde sie ihr heute Abend überreichen, wenn sie ungestört waren, und freute sich schon auf ihre Reaktion. Jetzt, da er sie gesehen hatte, konnte er es kaum erwarten, ihren schlanken Körper in den Armen zu halten und ihren Duft zu riechen.
    Noch am Morgen hatte er sich gefragt, ob es richtig war, nach Waset zurückzukehren, oder ob er nicht noch einige Wochen in der Wüste hätte verbringen sollen. Nun wusste er, dass seine Entscheidung richtig gewesen war. Anchesenamun sollte nicht länger warten. Heute Nacht würde er sie zu seiner Frau machen, und bald würde sie, wenn die Götter wohlgesonnen waren, einen Thronfolger unter dem Herzen tragen.
     
    Anchesenamun fühlte sich schon den ganzen Tag nicht wohl. Am liebsten wäre sie gar nicht zu dem Festzug gegangen und hätte den Tag im Bett verbracht. Aber es ging nicht, dass sie sich drückte. Sie konnte ihrer Bestimmung nicht ausweichen. Sie war die Große Königliche Gemahlin des Pharaos, und nun, da er endlich nach Waset zurückkam, war es ihre Aufgabe, ihm zur Seite zu stehen und sein Leben zu teilen. Ihre unbeschwerte Jugend war zu Ende.
    Sie hatte stillgehalten, als Selket sie zurechtmachte, ihr die Haare kämmte und ihr den Schmuck anlegte.
    »Du bist so schön«, sagte Selket bewundernd. »Freust du dich, dass Tut zurückkommt und das Warten ein Ende hat?«
    Anchesenamun nickte nur.
    Selket kicherte. »Bist du aufgeregt wegen heute Nacht?« Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern plapperte weiter. »Oh, wenn ich an deiner Stelle wäre, dann hätte ich Herzklopfen und weiche Knie! Aber ich wäre auch schrecklich stolz. Die Frau des Pharaos! Die Menschen werden dich lieben …«
    »Meine Mutter haben sie zuerst geliebt und dann gehasst«, murmelte Anchesenamun. »Sie haben sie für das gehasst, was mein Vater getan hat. Er hat die alten Götter verboten – und seinetwegen musste sie sterben …«
    »Ach Anchi, das ist doch gar nicht erwiesen.« Selket schüttelte den Kopf. »Meine Mutter hat es mir ganz anders erzählt.«
    Anchesenamun runzelte die Stirn. »Was hat sie dir denn gesagt?«
    »Setz dich.« Selket deutete einen Hocker.
    Anchesenamun ließ sich auf dem Polster nieder und sah Selket mit großen Augen an. »Los, erzähl schon! Was ist das für ein Geheimnis, von dem ich nichts wissen soll?«
    »Ich gebe nur das wieder, was ich gehört habe«, berichtete Selket im Flüsterton. »Du … du darfst mir deswegen nicht böse sein, versprichst du das? Es ist nämlich …«, sie senkte den Kopf, »nicht besonders schön.« Sie sog die Luft ein, so als hätte sie vor etwas Angst.
    Anchesenamun hatte bisher nur Gerüchte gehört, was den Tod ihrer Mutter anging. Sie hatte immer angenommen, dass Nofretete den Feinden ihres Vaters in die Hände gefallen und von ihnen umgebracht worden war.
    »Rede schon«, drängte sie Selket. »Ich bin dir bestimmt nicht böse. Ich will endlich wissen, was passiert ist.«
    Selket hockte sich auf den Fußboden neben sie. »Also – dein Vater Echnaton war ungefähr ein Jahr tot … und deine Mutter«, sie schluckte, »erwartete wieder ein Kind.«
    »Ein Kind?« Anchesenamun sprang auf und schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Meine Mutter hat sechs Töchter geboren. Danach … konnte sie keine Kinder mehr

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