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Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform]

Titel: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [microform] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1769-1843 Caroline Pichler , 1881-1925 Emil Karl Blümml
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nur den Mann vor mir, der mir so wert war, und hörte nur sein Geständnis. Mit Mühe behielt ich die Fassung, mein Bewußt-sein verließ mich beinahe und ich mußte mich — was gegen die Rolle war — einen Augenblick niedersetzen, um Kraft zum Ausspielen der Szene zu erhalten. Glücklicherweise hielt ich mich aufrecht, aber dieser Moment zeigte mir, wie sehr Eberl mich interessierte. Ich erkannte bei solchen Anlässen, wie gefährlich es sei, mit einem Manne, der uns nicht gleich-gültig ist, in solchen beziehungsvollen Rollen zusammen zu spielen. Viel später, wohl nach 25 und mehr Jahren schilderte ich diesen bedenklichen Augenblick meines Lebens in der kleinen Erzählung: Das gefährliche Spiel — wo der Ge-liebte als Tancred einen eben solchen und nur des poetischen Effekts wegen noch entscheidenderen Eindruck auf die Liebende macht.
    So bedenklich, wie ich eben sagte, dieser Moment war, den-noch hatte das glücklicherweise keine ernsteren Folgen. Sei es, daß Eberl die Schwierigkeiten, welche sich an ein Verhältnis wie das unsrige hätten knüpfen müssen, als vernünftiger Mann, der bereits über die Jünglingsjahre hinaus war, deutUch er-kannte und sich zu beherrschen wußte; sei es, daß auch bei ihm, wie ich es an mir glaube, diese Herzensneigung, das ganze Interesse mehr auf Phantasie und Eitelkeit als auf unserer Neigung beruhte, sei es, daß ein anderes Verhältnis zu einem sehr liebenswürdigen Mädchen, deren beschränkte Umstände ihnen beiden auch keine Aussicht zur Vereinigung boten und von der es daher niemals recht klar wurde, ob Eberl bloß ihr treuer Freund oder ob es mehr war als bloße Freundschaft,

    wie viele glaubten — kurz, wir blieben beide stets in gleicher Ent-fernung voneinander und ich fing'an zu glauben, daß Fräulein L .. ., so hieß jenes Mädchen, wohl ihn sehr treu und war^n liebe, daß aber ihre Neigung nicht in gleichem Maße erwidert war. Wir zwei Mädchen wurden einander herzlich "gut — keine Eifersucht fand zwischen uns statt, denn keine hatte ein Recht an diesen Mann, der wohl, wie ich wenigstens glaubte, nie einer von uns gehören konnte."
    285) Gabriele v. Baumberg, später verehelichte Bacsänyi, wurde 1766 (nicht 1775) in Wien geboren, hatte in jungen Jahren ein Lie^esverhältni-s mit Eberl (s. Anm. 282) und lernte 1799 den ungarischen Dichter Johann Bacsänyi kennen, mit dem sie sich 1805 verehelichte. Dieser soll 1809 die Proklamation Napoleons vom 15. Mai an die Ungarn, worin diese zum Abfall von Öster-reich aufgefordert wurden, ins Ungarische übersetzt haben. Er flüchtete nach Paris, wohin Gabriele ihm 1811 folgte. Sie kehrte 1814 nach Wien zurück; ihr Mann wurde im August 1815 in Paris gefangen genommen und nach Brunn ins Gefängnis ge-bracht, von wo er später nach Linz kam. Gabriele lebte unter-dessen in Wien bei dem Schriftsteller Joh. Bäpt. Rupprecht. Sie verließ jedoch Wien bald und ging zu ihrem Mann nach Linz, ohne daß es jemand wußte. Erst ihr Tod in Linz (24. JuH 1839) ""^ ^^^ ^^ Baron Hammer-Purgstall gekomme-nes, von ihr verfaßtes Gedicht „an ihren Mann" lüftete das Geheimnis und zeigte, daß sie in glücklicher Ehe gelebt hatte. Vgl. Wurzbach, I, S. 112ff.; Goedeke, VI, S. 543f., Nr. 22; Ed. Wertheimer, Neue Freie Presse, Nr. 7194 vom 5. September 1884 (mit Berichtigungen); I. Peisner, Ungarische Rundschau für historische und soziale Wissenschaften. I. (München 1912), S. 906ff.; J. Maria Berde, Erdelyi Müzeum. XXVIII, (Kolozsvär 1912), I, S. 3ff. und XXVIII, 2, S. 5ff., 201 ff. — Gabriele scheint, ihre Gedichte zeigen dies wenigstens, verliebter Natur gewesen zu sein. Ihr Bild als Dichterin zeichnete Otto Rommel, Der Wiener Musenalmanach, S. 208 ff. Sie spielte im Literatur-leben Wiens und in der Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Sie war die „Sappho Wiens". Eine große Anzahl der damaligen Wiener Dichter widmeten ihr Gedichte oder Stammbuch-blätter. — Karoline von Greiner (Pichler) eignete ihr am 5. De-zember 1787 die Idylle „Die Blumenketten" (Baumberg, Sämmt-liche Gedichte. Wien 1800, S. 93) mit einem reizenden Ge-dicht (Baumberg, S. 91), worin sie auf die gemeinsam ver-brachten Abendstunden im Garten, wo sie schaukelten und Vergißmeinnicht suchten, hinwies, zu. Das Originalmanu-skript erliegt in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften

    (Berde, XXVIII. i, S. 15).^ Gabriele antwortete 1791 mit der Idylle: Die Schäfchen, Nach der französischen Idylle der Madame Deshoulieres: „Les moutons" (Wienerischer

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